Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Mit Kinder-Apps sorglos in den Urlaub
Auf langen Autofahrten kann ein Smartphone oder Tablet den Nachwuchs beschaftigen, wenn die Stimmung kippt. So spielen die kleinen Nutzer sicher
Sommerferien – das verheißt bei vielen Familien den langersehnten Jahresurlaub. Doch vor der Entspannung liegt oft eine lange, kräftezehrende Reise. Ob diese für alle Beteiligten anstrengend wird, hängt auch davon ab, ob Eltern für einen Stimmungs-Notfall auf dem Autorücksitz das passende Ablenkungsprogramm parat haben. Smartphone und Tablet können hier sehr wertvoll sein. Sie lassen sich für diese Ausnahmesituation zu Spielkonsole oder Minifernseher für den Nachwuchs umfunktionieren.
Nun sind aber einerseits nicht alle Inhalte auf den Geräten der Eltern altersgerecht – andererseits muss man gerade bei kleineren Kindern verhindern, dass ungewollt Termine gelöscht, Mails beantwortet oder Anrufe getätigt werden. Eine Lösung kann entweder ein separates Tablet für Kinder sein – oder eine App, die eine kindersichere Umgebung schafft. Wir haben zwei beliebte Lösungen getestet. auch wie ein ganz normales Fire-Tablet, sprich ein auf Amazon-Inhalte optimiertes Android-Tablet, nutzen.
Die Kinder-Oberfläche selbst heißt bei Amazon „Free Time“und ist bereits vorinstalliert. Sie ist darüber hinaus im GooglePlay-Store erhältlich und kann auch auf anderen Android-Geräten nachträglich eingerichtet werden.
Zu Beginn legt man Profile für die Kinder an – hier ist vor allem die Altersgruppe entscheidend. Anschließend kann der Nachwuchs auf ausgewählte Bücher, Videos und Apps zugreifen. Dafür ist ein FreeTime-UnlimitedAbo (ab 2,99 Euro/Monat) notwendig. Im Tabletpreis ist das erste Jahr bereits enthalten. Das Inhalte-Angebot reicht von Klassikern wie dem „Struwwelpeter“oder „Tom und Jerry“über „Shaun das Schaf“oder „Bibi & Tina“bis hin zu „Harry Potter“, „Lego Ninjago“und den „Drei Fragezeichen“. Amazon gibt an, regelmäßig neue Inhalte zu ergänzen und alte zu entfernen, damit es nicht zu unübersichtlich wird. Ausgewählte Bücher oder Filme werden auf dem Tablet gespeichert, sodass sie auch ohne Internetverbindung genutzt werden können.
Standardmäßig zeigt „Free Time“nur Inhalte für die entsprechende Altersgruppe des Profils. Eltern, die sich mehr Kontrolle wünschen, können Inhalte aber auch einzeln dazunehmen oder entfernen. Außerdem lassen sich Bücher, Hörbücher, Videos oder Apps aus den eigenen Amazon-Konten manuell hinzufügen. Ebenfalls sehr detailliert sind die Einstellungsmöglichkeiten, was wann wie konsumiert werden darf. Unter „Schlafenszeit“wird festgelegt, wann das Tablet generell nicht benutzt werden darf.
Außerdem kann die Bildschirmzeit pro Tag entweder generell auf ein gewisses Zeitlimit begrenzt oder nach Medienart festgesetzt werden – etwa täglich 15 Minuten Video schauen, 20 Minuten App spielen, aber unbegrenzt lesen.
Wer will, kann sogar verfügen, dass Spiele erst gespielt werden dürfen, wenn zuvor eine gewisse Zeit gelesen oder eine Lernapp genutzt wurde.
Schließlich gibt es für Eltern noch die Möglichkeit, über die Website eltern.amazon.de vom Browser aus nachzuvollziehen, was wie viel genutzt wurde. Für viele Inhalte gibt es dort zudem knappe Zusammenfassungen sowie einige kurze Beispielfragen, mit denen man mit dem Kind über das Gelesene oder Gesehene ins Gespräch kommen kann. Die Fragen gehen allerdings weder inhaltlich noch pädagogisch in die Tiefe.
„Kids Place“für Android
Alternativ zu Amazons FreeTime-App gibt es die AndroidOberfläche „Kids Place“: Hierbei handelt es sich um eine gut konfigurierbare Kinderumgebung für Android-Geräte, die sich wie FreeTime über die normale Smartphone- oder TabletOberfläche legt und den Aktionsspielraum der Kinder einschränkt. Eigene, kindgerechte Inhalte bietet Kids Place nur wenige, dafür lässt sich sehr kleinteilig einstellen, was Kinder wie lange nutzen dürfen.
Die App ist kostenlos, bestimmte Funktionen müssen aber dazugebucht werden, was einmalig 10 Euro oder 50 Cent pro Monat kostet. Für kleinere Kinder und zum Ausprobieren dürfte zunächst die Gratis-Version reichen.
Direkt nach dem Einrichten zeigt Kids Place zunächst eine leere Oberfläche. Eltern können nun auswählen, welche der installierten Apps in der Kinderapp überhaupt angezeigt werden. In der kostenpflichtigen Version lässt sich zudem genau festlegen, wann und wie Smartphone oder Tablet genutzt werden dürfen. Das lässt sich sogar für einzelne Apps festlegen – um etwa die Nutzung eines Lernspiels weniger einzuschränken als den Videoplayer. Letzterer muss übrigens separat installiert werden und bietet eine Reihe von kindgerechten Videos an – allerdings auf englisch. Auch ein eigener Browser lässt sich installieren, der nur Zugriff auf festgelegte Websites erlaubt.
Darüber hinaus lassen sich noch etliche weitere Smartphone-Funktionen begrenzen: Telefonate, Wlan-Verbindung oder die Bedienung der Lautstärketasten können deaktiviert werden. Das Verlassen der App ist unmöglich, Kids Place lässt sich auch nicht durch einen Neustart umgehen – sodass es auch für ältere Kinder sinnvoll ist.