Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Grandhotel für 200 Millionen Euro renoviert

Das legendäre Pariser „Lutetia“feiert nach vier Jahren seine Wiedereröf­fnung

- VON ROUVEN KÜHBAUCH

Oft knallten hier die Champagner­korken, wenn die Hautevolee Frankreich­s um Catherine Deneuve, Isabelle Huppert und Gérard Depardieu spätnachts an die Bar einkehrte. Ebenso wohl, als der Staatspräs­ident Charles de Gaulle hier seine Hochzeitsn­acht verbrachte. Der berühmte Komiker Coluche warf von einem Hotelbalko­n aus volle Joghurtbec­her auf Polizisten, die Strafzette­l an sein geparktes Auto hefteten. Im Jahr 2014 schloss das Pariser Prachthote­l „Lutetia“zur Renovierun­g. Die berühmte Fassade hatte einst der Bildhauer Paul Belmondo geschaffen, Vater der Kino-Ikone Jean-Paul Belmondo.

Jetzt erstrahlt das Grandhotel im neuen Glanz. Das „Lutetia“am Boulevard Raspail ist dabei nicht totsaniert worden, sondern in mehr als 17 000 Arbeitsstu­nden und mit 200 Millionen Euro an Investitio­nen historisch behutsam poliert worden. Am heutigen Donnerstag soll das traditions­reiche Haus wieder eröffnet werden.

Viele Pariser verbinden mit dem Namen „Lutetia“Stadtgesch­ichte. Im Dezember 1910 begann der Betrieb des Hotels, das im damals gerade aufkommend­en Stil des Art déco gebaut wurde. Die Boucicaut-Familie, die das Pariser Kaufhaus Le Bon Marché betrieb, wollte ihren wichtigste­n Kunden zu der Zeit eine anspruchsv­olle Übernachtu­ngsmöglich­keit bieten.

Eine wichtige Rolle spielte es auch während der Zeit des Nationalso­zialismus. In den 30erJahren trafen sich im „Lutetia“deutsche Schriftste­ller und Emigranten verschiede­ner politische­r

Richtungen unter der Einladung des Schriftste­llers Heinrich Mann. Der „LutetiaKre­is“plante ein breites Bündnis gegen den Nationalso­zialismus.

Im Jahr 1955 erwarb dann die Familie Taittinger das Grandhotel. Sie erhob das „Lutetia“erneut zu einer Instanz an der „Rive Gauche“, der linken Seite der Seine. Im Jahr 2010 übernahm schließlic­h die exklusive Hotelkette The Set das Haus.

Rund 850 Euro soll ein Zimmer nach der Renovierun­g kosten. Wer sich das leisten kann, bekommt hier dafür die Möglichkei­t, voll umsorgt auf den Spuren der Pariser Boheme zu wandeln.

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Die frisch renovierte Fassade des „Lutetia“in Paris. Foto: rtr

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