Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Der Kartenspie­ler

Eichsfelde­r Fußball-schiedsric­hter Martin Werner pfeift seit 20 Jahren und freut sich, wenn es wieder weitergeht

- Von Jochen Meyer Rohrberg/duderstadt.

Martin Werner genießt momentan die fußballlos­e Zeit durch die Corona-krise. „Daher habe ich am Wochenende wesentlich mehr Zeit, mich um meine Familie zu kümmern“, sagt der 36-jährige Schiedsric­hter, genießt die zusätzlich­en Stunden mit Ehefrau Susanne und der gemeinsame­n dreieinhal­bjährigen Tochter Helena. Gewöhnlich ist der gebürtige Rohrberger, der als Ingenieur für Holztechni­k in der väterliche­n Tischlerei in Rohrberg arbeitet und mit seiner Familie im niedersäch­sischen Duderstadt lebt, an den meisten Wochenende­n als Schiedsric­hter im Einsatz, leitet Partien in der Landesklas­se und agiert als Schiedsric­hter-assistent an der Linie in der Verbands- und Oberliga.

Bisher war der Familienva­ter bereits in rund 600 Begegnunge­n im Einsatz, pfiff davon 150 auf Landesnive­au und operierte in 50 Spielen als Assistent an der Außenlinie. „Vor 20 Jahren habe ich als Referee angefangen, wurde damals von meinem Heimatvere­in DJK Arenshause­n gefragt“, erklärt Martin Werner, der selbst als aktiver Fußballer die Nachwuchst­eams im Leinetal durchlief, als Allrounder im Männerbere­ich für die SG Marth, während des Studiums für den FC Gissigheim in Baden-württember­g und danach bis 2017 unter den Trainern Andy Kirschke und Thomas Engel beim FSV Uder kickte.

Noch ziemlich genau kann sich der Duderstädt­er an seinen ersten Einsatz als Unparteiis­cher nach der Leitung etlicher Jugendspie­le im Männerbere­ich erinnern. „Damals wurde ich bei einem Spiel in der ersten Kreisklass­e in Lutter vom damaligen Schiedsric­hter-obmann Jürgen Backhaus beobachtet“, erzählt der sympathisc­he und stets gut geumgeht, launte Eichsfelde­r. Er bedauert, dass er erst relativ spät mit der Ausbildung zum Unparteiis­chen begann und zudem noch sehr lange selbst kickte. „Dadurch verlief meine Karriere an der Pfeife nicht so steil nach oben wie erhofft“, bemerkt der engagierte Doppelkopf­spieler,

der sich zu dem populären Kartenspie­l so oft wie möglich mit Freunden trifft. Dennoch blickt er mit viel Freude auf seine bisherige Laufbahn als Referee zurück.

Dabei erinnert er sich besonders an ein Nachbarsch­aftsderby in der Landesklas­se III im Thüringer Wald zwischen der SG Steinbach/hallenberg und der SG Struth/helmershof. „In dem ging es vor zahlreiche­n engagierte­n Fans ziemlich zur Sache, musste ich mehr gelbe Karten als gewöhnlich zücken“, betont der Schiedsric­hter, der sonst eher spartanisc­h mit Verwarnung­en eher auf kommunikat­ive Weise auf die Spieler einwirkt. „Durch zu frühes Zeigen der gelben Karte gerät man als Unparteiis­cher zu schnell unter Druck, muss bei einem weiteren verwarnung­swürdiges Vergehen schon die Ampelkarte aus der Tasche ziehen“, informiert der Bruder zweier Schwestern.

Als weitere Höhepunkte bezeichnet Martin Werner 2019 die Leitung des Testspiels zwischen dem Regionalli­gisten Wacker Nordhausen und dem Drittligis­ten HFC Halle mit dem damaligen Trainer Torsten Ziegner sowie das Freundscha­ftsspielun­ter Flutlicht in Arenshause­n zwischen einer Eichsfeld-auswahl und der Traditions­elf des 1. FC Köln unter anderem mit Wolfgang Overath und Matthias Scherz.

Nicht vergessen wird der erfahrene Referee auch die zwei Wochen, die er 2014 mit seinen befreundet­en Schiedsric­hterkolleg­en David Weiler und Stefan Freund in den USA verbrachte und dabei im Gespann Fußballspi­ele in Las Vegas der Hochburg des Glückspiel­s sowie in Phoenix der Hauptstadt des Bundesstaa­tes Arizona leitete. „Der Besuch kam durch die internatio­nale Schiedsric­hter-organisati­on Referee-exchange zustande“, berichtet Martin Werner, dass deutsche Schiedsric­hter in den Vereinigte­n Staaten großes Ansehen genießen.

„Ich würde jederzeit wieder die Laufbahn als Schiedsric­hter einschlage­n“, sagt Werner und erklärt, dass das ständige Handeln und Entscheide­n auf dem Fußballfel­d viel zur Charakterb­ildung beiträgt und eine große Hilfe beim Umgang mit Mitmensche­n im Beruf und privaten Leben ist. Wenn der Familienva­ter auch die langen Wochenende­n mit seinen beiden „Damen“genießt, so freut er sich auf der anderen Seite auch wieder auf den Fußball und die Fans am Spielfeldr­and.

 ?? FOTO: GUNTER APPEL ?? Schiedsric­hter Martin Werner (Mitte, hier zusammen mit Patrick Stöber, links, und Daniel Dietrich) genießt derzeit die fußballfre­ie Zeit, freut sich aber auch schon auf den Neustart.
FOTO: GUNTER APPEL Schiedsric­hter Martin Werner (Mitte, hier zusammen mit Patrick Stöber, links, und Daniel Dietrich) genießt derzeit die fußballfre­ie Zeit, freut sich aber auch schon auf den Neustart.

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