Thüringische Landeszeitung (Jena)
Übernachten in der alten Feuerwehr
Ehemaliges Feuerwehr-Gebäude in Kunitz ist zu einem ungewöhnlichen Ferienhaus geworden
Jena-Kunitz.
Die alte Feuerwehr in Kunitz war lange Zeit ungenutzt. „Das Gebäude war eine Besonderheit in Jena: Niemand wollte es haben“, sagt Manfred Mülhaupt. Zusammen mit seiner Frau Jana Gunstheimer war er beim Wandern oft an dem alten Feuerwehrgebäude vorbeigekommen, das zuletzt als Lager diente. Vor etwa zehn Jahren kaufte das Ehepaar dann das Haus, ohne gleich zu wissen, was aus dem Gebäude werden soll. „Uns war aber klar: Kunitz ist sonnenexponiert und hat eine gute Verbindung zur Stadt“, so Manfred Mülhaupt.
Vor drei Jahren begannen er und seine Frau dann mit Unterstützung ihres Freundes und Architekten Stefan Adlich, das Gebäude bis auf die Grundmauern abzutragen und neu aufzubauen. Das Ziel: ein Ferienhaus nach dem Vorbild der Baumwollspinnerei in Leipzig schaffen. Dort betreiben Manfred Mülhaupt und Jana Gunstheimer seit 2008 vier Ferienwohnungen, die unter dem Label „Meisterzimmer“laufen. 2020 war eine weitere Ferienwohnung im Hochschwarzwald hinzugekommen, von wo Manfred Mülhaupt ursprünglich stammt.
Ferienhaus in Jena-Kunitz trägt den Namen „Feuer & Flamme“
Das Ferienhaus in Kunitz trägt nun den Namen „Feuer & Flamme“. Es richtet sich vor allem an kleine Gruppen oder Familien, „die eine Woche Aktivurlaub rund um Jena machen wollen“, sagt Manfred Mülhaupt. Vier bis sechs Personen können sich auf den 120 Quadratmetern einrichten.
Bei der Gestaltung des Hauses sind Manfred Mülhaupt, Jana Gunstheimer und Stefan Adlich einen Weg gegangen, der im Ort durchaus kontrovers diskutiert wird. Besonders die markante blauschwarze Fassade, die an Fachwerk und Schiefer erinnern soll, stößt nicht nur auf Begeisterung, wie Manfred Mülhaupt sagt. „Drinnen geht aber allen, die sich das Haus anschauen, das Herz auf“, ergänzt er. Das Wohnzimmer mitsamt Kamin und die Küche im Erdgeschoss sind bewusst offen gestaltet, ebenso der Übergang zum Zwischengeschoss mit dem Bad sowie dem Obergeschoss mit Schlafzimmer und Galerie. Das Ferienhaus soll laut Manfred Mülhaupt dazu beitragen, dass sich die Gäste viel unterhalten und nicht abschotten. Die Küche mit mobilen Kochinseln könne zudem zu kleinen Kochwettbewerben animieren.
Zum Ferienhaus gehören auch ein großer Balkon sowie eine Sonnenterrasse, die auch als Grillplatz dienen kann. Der Hof soll noch begrünt, „eine kleine Insel“werden, wie Manfred Mülhaupt sagt, aber bewusst nicht hermetisch vom Ort
Kunitz abgeriegelt werden. Denn das „Feuer & Flamme“-Ferienhaus soll wie früher die Feuerwehr auch wieder zu einem Treffpunkt in Kunitz werden. Lesungen, Konzerte, Weinproben, die Vermietung für private Feiern – all das kann sich Manfred Mülhaupt vorstellen. „Es wird sich zeigen, wie es sich entwickelt“, sagt er.
Circa 400.000 Euro hat der Umbau der alten Feuerwehr in Kunitz gekostet, 160.000 Euro an Fördermitteln hat es aus dem sogenannten Leader-Programm des Landes Thüringen gegeben, das den ländlichen Raum fördern soll. Ab dem 1. Juni soll das „Feuer & Flamme“-Ferienhaus nun Gäste beherbergen, der Preis pro Nacht beträgt laut Website 145 Euro. „Das ist etwas teurer als normal, im Vergleich zu ähnlichen Objekten aber wiederum günstig“, sagt Manfred Mülhaupt. Für ihn ist auch klar: „Solide“Ferienhäuser gibt es in Jena bereits einige – aber das „etwas verrückte“Angebot habe bislang gefehlt.
Das Ferienhaus „Feuer & Flamme“in Kunitz kann am Pfingstmontag, 20. Mai, von 13 bis 17 Uhr und zum Tag der Architektur am Sonntag, 30. Juni, von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden.