Thüringische Landeszeitung (Jena)
Echos wie in Venedig im Volkshaussaal
Eine ungewöhnliche Zeitreise war beim Philharmonischen Konzert zu erleben
Jena. Als Simon Gaudenz den Taktstock hob zu „Sacrae symphoniae“von Giovanni Gabrieli , begann für die Hörer eine ungewöhnliche Zeitreise. Sie führte nach Venedig im Jahre 1597, als das Werk entstand.
Denn auf den Emporen links und rechts der Bühne wirkten Blechbläsergruppen. In zauberhaftem gegenseitigen Echospiel waren sie in meisterlicher Hochform dem Ursprungsort gemäß. Derart eingestimmt, führte die Wiedergabe des Doppelkonzerts a-Moll für Violine, Violoncello und Orchester op. 102 (1887) von Johannes Brahms mit Lena Neudauer (Violine) und Julian Steckel (Violoncello) in die spätromantischen Klangwelten des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Vom Cellisten signalartig intoniert, erlebte man fortan eine reiche Formenwelt dynamisch mitreißend. Ein Bläsersignal intoniert das fließende Andante der Solisten zum Orchester, ehe das Finale, quasi ein
Rundgesang, solistisch aufrüttelnd virtuos umspielt, das Opus beendet. Riesenapplaus gab es für Solisten, Dirigent und Orchester.
Nach der Pause sorgte Berit Walther mit dem Knabenchor für Bewunderung und Nachdenken. Denn das „Jauchzet dem Herren alle Welt“von Heinrich Schütz, dem Schüler von Gabrieli in Venedig, bietet Echowirkungen für ein Quartett zum Gesamtchor. Das war wunderbar gestaltet, hinzu kam Nachdenken in unseren an Sorgen reichen Tagen wie einst bei Heinrich Schütz.
Ein Dank gilt Gaudenz, denn mit der abschließenden Wiedergabe der hierzulande wenig bekannten Sinfonie Nr. 2 „Le Double“(1959) von Henri Dutilleux wurde in drei Sätzen ein tolles Szenario im Zusammenwirken einer kleinen Orchesterbesetzung mit dem Gesamtorchester geboten. Zu erleben waren thematische Aktiva und zuweilen wunderbarer Sound, wobei man wieder Echowirkungen erlebte.