Thüringische Landeszeitung (Jena)
Warum sich Singersongwriter Ludwig Wright aus dem Eichsfeld bei der Gema für Musikurheber engagiert
Hohengandern. Noch immer sind Ausschüttungen der Gema an Urheber fehlerhaft. Diese Erfahrung macht auch der Singersongwriter Ludwig Wright. Der 26-jährige Hesse, der abwechselnd in Berlin und London lebte und inzwischen in Hohengandern im Eichsfeld zu Hause ist, schreibt und spielt Songs im Spannungsfeld von Folk, Rock, Akustik und Pop. Zwei Studioalben produzierte er bislang („Hope“und „Love“), mit denen er vornehmlich auch selbst handelt; meistens bei seinen Konzerten.
In den Gema-Listen fehlen laut Wright einzelne Songs und auch Veranstaltungen. „Es wird nicht alles ausgeschüttet, was mir laut Berechtigungsvertrag zusteht“, sagt er. Deshalb hat sich Wright entschlossen, bei der Gema, der er seit fünf Jahren angehört, „mal ein bisschen mitzumischen“. Er ließ sich jetzt als außerordentlicher Delegierter der Mitgliederversammlung aufstellen und wurde für die nächsten drei Jahre gewählt, so wie insgesamt vier Komponisten aus Thüringen.
Nicht zum ersten Mal dabei sind der Erfurter Arrangeur und Komponist Tim Jäkel, der vor allem im Jazzund Pop-Bereich arbeitet, sowie der in Weimar lebende Komponist Giordano Bruno do Nascimento, dem nach eigenen Bekunden der Dialog zwischen sogenannter ernster und unterhaltender Musik wichtig ist. Neben Wright stieß der 27-jährige
Komponist Romeo Wecks (Weimar/Berlin) neu dazu.
Allzu schwierig war das nicht. Von 64 möglichen Delegierten (auch Textdichter und Verleger), die insgesamt 73.000 außerordentliche Mitglieder vertreten, konnten mangels Interesse nur 56 Plätze besetzt werden. Wright erklärt sich das mit zu wenig Information und Kommunikation. „Wenn die Leute mehr über die Vision der Gema wüssten, ihre Konzepte und Ideen, würden sie viel mehr Verständnis dafür aufbringen.“
Mehr Durchlässigkeit für die Belange der außerordentlichen Mitglieder
Die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrecht) nimmt über Gebühren die Rechte ihrer Mitglieder wahr: bei der Nutzung der Werke in Veranstaltungen, der Gastronomie, auf Tonträgern, in Radio, Fernsehen oder Internet. Die Praxis ist regelmäßig umstritten. Der Weimarer Kabarettist und Pianist Uli Masuth zum Beispiel ätzte in Programmen von einer „Inkassogesellschaft für Künstler“und klagte erfolgreich gegen sie. Sven Regener („Element of Crime“) verteidigt die Gema als Interessenvertretung der Komponisten und Textdichter.
Letzterem schließt sich Wright an. Ein anderer Delegierter, erzählt er, sei durch die jüngste Online-Versammlung (auf der Wright noch kein Rede- und Stimmrecht besaß),
Der Folkmusiker Ludwig Wright (26) aus Hohengandern im Eichsfeld vertritt 2022 bis 2024 die außerordentlichen Mitglieder der Gema, als einer von vier Delegierten aus Thüringen.
vom totalen Skeptiker zum vollen Unterstützer mutiert. Er selbst habe die Gema-Idee schon vorher verteidigt, zumal es keine deutsche Musikergewerkschaft gibt. Die Gema betriebe daher „die einzige Lobbyarbeit“für die Branche. Allerdings sei sie noch immer geprägt von EMusik und älteren Menschen.
Wright will sich laut Bewerbung dafür einsetzen, dass „alle Ausschüttungen effizienter und korrekt über die Bühne gehen und vor allem für die Mitglieder, die Kleinbeträge von der Gema beziehen.“Er gesteht der Gesellschaft allerdings zu, dass sie daran bereits arbeite. Veränderungen bräuchten jedoch Zeit und jeder kleine Schritt in die richtige Richtung sei ein Gewinn.
Wright will „die Prozesse verstehen und helfen, Veränderungen anzustoßen“. Er habe „Bock drauf, sich zu vernetzen“.
Zum Beispiel mit Tim Jäkel. Der Erfurter fordert, „dass die Gema noch durchlässiger werden muss für die Belange der außerordentlichen Mitglieder“. Sie machten mit
95 Prozent den Löwenanteil aus und hätten kaum die Chance einer ordentlichen Mitgliedschaft. Dafür seien die Umsatz-Schranken, „gemessen am heutigen Zustand der Musikindustrie“, zu hoch.
Laut Gema gibt es aktuell rund
4200 ordentliche, also per se stimmberechtigte Mitglieder. Dafür müssen Komponisten von der Gesellschaft binnen fünf Jahren insgesamt mindestens 30.000 Euro erhalten haben sowie in vier aufeinander folgenden Jahren nicht weniger als
1800 Euro. Für einen Musiker wie Wright sind die Gema-Ausschüttungen indes nur ein Bonus und Auftritte nebst CD-Verkauf die Haupteinnahmequelle.
Die Gema meldet aufgrund des Corona-Lockdowns für das Jahr
2020 deutlich weniger Einnahmen aus dem öffentliche Abspielen oder Aufführen von Musik, nur noch 230 Millionen Euro; ein Minus von 43 Prozent gegenüber 2019.
Abfedern konnte man das dem Geschäftsberichts zufolge durch rückwirkende Vertragsabschlüsse zur Unterhaltungselektronik und Nachzahlungen für die Musiknutzung auf Mobiltelefonen und Computern. Am Ende schüttete man rund 800 Millionen Euro an die Mitglieder aus, knapp 100 Millionen Euro weniger als 2019.