Thüringische Landeszeitung (Jena)
Anleger strafen Deutsche Bank ab
Gewinn bricht im dritten Quartal um zwei Drittel ein. Konzernchef Sewing will weiter eisern sparen
FRANKFURT/MAIN. Christian Sewing kämpft. Nach drei Verlustjahren in Folge sei die Deutsche Bank „auf gutem Wege, das Gesamtjahr 2018 mit einem Gewinn abzuschließen“, beteuerte der seit April amtierende Konzernchef. Als der 48-Jährige das tat, hatte er zuvor ein sehr durchwachsenes drittes Quartal bilanziert: Der Vorsteuergewinn hat sich auf 506 Millionen Euro fast halbiert (Vorjahreszeitraum: 933), der Gewinn ist um knapp zwei Drittel auf 229 (649) Millionen Euro gesunken. Unter dem Strich blieben noch 211 Millionen Euro.
Die Anleger überzeugte das nicht. Die Aktie rutschte um fast fünf Prozent ab. Dabei könnte ein Jahresgewinn trotzdem gelingen, glaubt Sewing. Für die ersten neun Monate weist die Bank 1,6 (Vorjahreszeitraum: 2,6) Milliarden Euro Vorsteuergewinn und 750 Millionen (rund 1,7 Milliarden) Euro Überschuss aus. „Wir haben die Kosten im Griff und verfügen über das Kapital, um wieder wachsen zu können“, sagt Sewing.
Ansonsten hat er wenig Grund zur Freude. Alle drei Säulen des Instituts mussten Rückschläge hinnehmen. Sowohl im Investmentbanking, der früheren Ertragsperle, als auch im Privatkundengeschäft und in der Vermögensverwaltung sanken die Gewinne – vor allem wegen hoher Mittelabflüsse bei der Fondstochter DWS. „Es ist schwierig, etwas Positives zu finden“, sagte Octavio Marenzi vom Analysehaus Opimas.
Entsprechend deutlich war Sewings Botschaft an die Mitarbeiter: „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen. Wir brauchen ein starkes Jahresende.“Deshalb wird weiter eisern gespart. Sewing und Finanzchef James von Moltke streichen in großem Stil – von Dienstreisen bis hin zu Obsttellern in den Büros. Ob an den Boni für die Investmentbanker gespart wird, blieb offen.
Allerdings mussten und müssen wegen der Sanierung viele Mitarbeiter gehen. Ende des dritten Quartals hatte die Bank 94.717 Vollzeitstellen, etwa 700 weniger als Ende Juni. Bis zum Jahresende soll die Stellenzahl unter 93.000 sinken. Ende 2019 sollen es weniger als 90.000 sein. Die hohen Kosten stehen bei der Deutschen Bank besonders im Fokus, weshalb Sewing beim Konzernumbau aufs Gaspedal drückt. (dpa/rtr)