Thüringische Landeszeitung (Jena)

Die Enterprise ist soeben gelandet

Neubebauun­g „Altes Gut“in Burgau: Bürger bleiben aktiv und haben eigene Visualisie­rung erstellt

- VON THOMAS BEIER

JENA. Mitglieder des Jenaer Stadtrates hatten sich gewünscht, dass Bürgerinit­iative (BI) und Investor einen Kompromiss zur Neubebauun­g des „Alten Guts“in Burgau aushandeln. Die Bürger haben nicht nur einen Vorschlag gemacht. Sie haben sich auch als halbe Architekte­n betätigt. Ein Mitglied aus dem Ortsteilra­t hat die Daten aus dem Bebauungsp­lanentwurf in eine Software übertragen und die Kubatur bei „Google Earth“eingepasst. Im Anschluss waren die Burgauer einigermaß­en entsetzt. War da das Raumschiff „Enterprise“im teils denkmalges­chützten Ortskern gelandet?

„Wir haben uns zunächst nicht getraut, die Animation irgend jemandem zu zeigen“, sagte BI-Mitglied Andreas Fehrle. Sie würde zu gewaltig aussehen. Dazu komme, dass die Animation natürlich nicht die konkret geplanten Häuser zeigt. Aber die maximal möglichen Baugrenzen würden sehr gut nachempfun­den, so Fehrle. In jedem Fall sei die Animation realistisc­her, als die schematisc­he Darstellun­g im Bebauungsp­lanentwurf. Dort sei zum Beispiel in der Grenzstraß­enansicht das fünfgescho­ssige „Markthaus“nur als Linie eingemalt.

Die Ernst-Abbe-Stiftung als Bauherr hatte 2012 eine Teilfläche des „Alten Gutes“von der Stadt Jena erworben. Damit ist sie Eigentümer­in des gesamten Areals mit etwa 10 000 Quadratmet­ern Größe im Dorfkern. Dass es überhaupt zu dem aufwendige­n Bebauungs-Planverfah­ren kommt, ist dem Ausmaß der Bebauung geschuldet. Mit Wohnungen in drei bis fünfgescho­ssigen Gebäuden für 250 Menschen erhöht sich die Einwohnerz­ahl Burgaus um die Hälfte in kurzer Zeit. In der Bürgerbete­iligung hatte es 148 k i i sche Anmerkunge­n gegeben

Gemeinsam mit dem Or teilrat haben die Bürger ein Kompromiss­angebot unterbreit­et. Drei Punkte sind danach besonders wichtig: Bei den Neubauten soll entlang der Straßen eine maximale Traufhöhe von acht Metern nicht überschrit­ten werden; damit wird die Traufhöhe des gegenüberl­iegenden Schulgebäu­des trotzdem noch überschrit­ten. Zude bestehen die Bürger da dass die Dächer sichtbar sind und nicht durch zurückgese­tzte Dachgescho­sse höchstens vom Kirchturm aus zu erkennen sind. Drittens soll die Dacheindec­kung rot oder braun sein.

Für die Abbe-Stiftung hatte Jörg Hühn bei der Bürgervers­am mlung im vergangene­n Jahr gesagt: „Natürlich könnten wir kleinteili­ger bauen und mit weniger Etagen.“Diese habe aber Auswirkung­en auf die Miethöhe. Die Rechnung sei einfach: Je mehr Wohnraum auf einer bestimmten Fläche entstehe, desto günstiger könne die Miete in. né Hachmeiste­r von der Initiative stellt klar, dass eine Bebauung der Fläche von allen Mitglieder­n der Initiative unterstütz­t werde. Bezogen auf Baufläche und Bewohnerza­hl werde aber in Burgau viel stärker verdichtet, als dies in Neulobeda oder Winzerla der Fall sei. Lutz Schmidt aus der Bürgergrup­pe rechnete vor, dass bei einer Parzellier­ung der Fläche in 20 ortsüblich­e Einzelgrun­dstücke locker auch Wohnraum für 200 Menschen entstehen könnte. Dafür würde nicht mal ein Bebauungsp­lan benötigt.

• Nach der Sommerpaus­e will der Stadtrat das Thema wieder aufrufen. Im Stadtentwi­cklungsaus­schuss wurde Burgau zuletzt vertagt.

 ?? Fotos: Thomas Beier ?? Treffen der Bürgerinit­iative Burgau: Das Bild auf dem Laptop zeigt das Bauvolumen. Links die Reste des „Alten Guts“.
Fotos: Thomas Beier Treffen der Bürgerinit­iative Burgau: Das Bild auf dem Laptop zeigt das Bauvolumen. Links die Reste des „Alten Guts“.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany