Thüringische Landeszeitung (Jena)
Die Enterprise ist soeben gelandet
Neubebauung „Altes Gut“in Burgau: Bürger bleiben aktiv und haben eigene Visualisierung erstellt
JENA. Mitglieder des Jenaer Stadtrates hatten sich gewünscht, dass Bürgerinitiative (BI) und Investor einen Kompromiss zur Neubebauung des „Alten Guts“in Burgau aushandeln. Die Bürger haben nicht nur einen Vorschlag gemacht. Sie haben sich auch als halbe Architekten betätigt. Ein Mitglied aus dem Ortsteilrat hat die Daten aus dem Bebauungsplanentwurf in eine Software übertragen und die Kubatur bei „Google Earth“eingepasst. Im Anschluss waren die Burgauer einigermaßen entsetzt. War da das Raumschiff „Enterprise“im teils denkmalgeschützten Ortskern gelandet?
„Wir haben uns zunächst nicht getraut, die Animation irgend jemandem zu zeigen“, sagte BI-Mitglied Andreas Fehrle. Sie würde zu gewaltig aussehen. Dazu komme, dass die Animation natürlich nicht die konkret geplanten Häuser zeigt. Aber die maximal möglichen Baugrenzen würden sehr gut nachempfunden, so Fehrle. In jedem Fall sei die Animation realistischer, als die schematische Darstellung im Bebauungsplanentwurf. Dort sei zum Beispiel in der Grenzstraßenansicht das fünfgeschossige „Markthaus“nur als Linie eingemalt.
Die Ernst-Abbe-Stiftung als Bauherr hatte 2012 eine Teilfläche des „Alten Gutes“von der Stadt Jena erworben. Damit ist sie Eigentümerin des gesamten Areals mit etwa 10 000 Quadratmetern Größe im Dorfkern. Dass es überhaupt zu dem aufwendigen Bebauungs-Planverfahren kommt, ist dem Ausmaß der Bebauung geschuldet. Mit Wohnungen in drei bis fünfgeschossigen Gebäuden für 250 Menschen erhöht sich die Einwohnerzahl Burgaus um die Hälfte in kurzer Zeit. In der Bürgerbeteiligung hatte es 148 k i i sche Anmerkungen gegeben
Gemeinsam mit dem Or teilrat haben die Bürger ein Kompromissangebot unterbreitet. Drei Punkte sind danach besonders wichtig: Bei den Neubauten soll entlang der Straßen eine maximale Traufhöhe von acht Metern nicht überschritten werden; damit wird die Traufhöhe des gegenüberliegenden Schulgebäudes trotzdem noch überschritten. Zude bestehen die Bürger da dass die Dächer sichtbar sind und nicht durch zurückgesetzte Dachgeschosse höchstens vom Kirchturm aus zu erkennen sind. Drittens soll die Dacheindeckung rot oder braun sein.
Für die Abbe-Stiftung hatte Jörg Hühn bei der Bürgerversam mlung im vergangenen Jahr gesagt: „Natürlich könnten wir kleinteiliger bauen und mit weniger Etagen.“Diese habe aber Auswirkungen auf die Miethöhe. Die Rechnung sei einfach: Je mehr Wohnraum auf einer bestimmten Fläche entstehe, desto günstiger könne die Miete in. né Hachmeister von der Initiative stellt klar, dass eine Bebauung der Fläche von allen Mitgliedern der Initiative unterstützt werde. Bezogen auf Baufläche und Bewohnerzahl werde aber in Burgau viel stärker verdichtet, als dies in Neulobeda oder Winzerla der Fall sei. Lutz Schmidt aus der Bürgergruppe rechnete vor, dass bei einer Parzellierung der Fläche in 20 ortsübliche Einzelgrundstücke locker auch Wohnraum für 200 Menschen entstehen könnte. Dafür würde nicht mal ein Bebauungsplan benötigt.
• Nach der Sommerpause will der Stadtrat das Thema wieder aufrufen. Im Stadtentwicklungsausschuss wurde Burgau zuletzt vertagt.