Thüringische Landeszeitung (Jena)
FC Rot-Weiß beurlaubt Krämer
Der Tabellenletzte der 3. FußballLiga stellt den Coach frei. Der unerfahrene David Bergner übernimmt – und soll keine Interimslösung sein
ERFURT. Feine Tropfen fielen aus dem wolkenverhangenen Himmel. Torsten Traub stand sprichwörtlich im Regen und versuchte gestern Mittag zu erklären, was den FC Rot-Weiß dazu bewogen hat, seinen Cheftrainer zu beurlauben. Als verspürte er nicht bereits genügend Gegenwind, bliesen dem Manager dabei noch unangenehme Böen ins Gesicht.
„Es ist uns verdammt schwer gefallen, diese Entscheidung zu treffen“, erklärte Traub und verwies auf die Verdienste von Stefan Krämer. Zweimal hatte der 50-Jährige die Erfurter vor dem Abstieg aus der dritten Liga bewahrt und im Mai den so heiß ersehnten Landespokal geholt.
Doch die Tendenz in den vergangenen Wochen mit dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz nach zuletzt drei Niederlagen in Folge hätten den Verein zum Handeln gezwungen. Präsident Rolf Rombach ließ in einer offiziellen Mitteilung wissen: „Im Fußball gibt es leider Gesetzmäßigkeiten, die in der aktuell prekären sportlichen Situation auch uns in Zugzwang bringen.“Es sei schade, den Weg und die „stets vertrauensvolle Zusammenarbeit“mit Krämer nicht fortsetzen zu können. „Aber am Ende geht es um die Zukunft des Vereins, der über allem steht.“
Kurios erscheint jedoch, dass der Aufsichtsrat als Kontroll-Organ des Clubs offenbar nicht mit in die Entscheidungsfindung einbezogen war. Zumindest lässt dies die Reaktion des Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Kästner auf unsere Anfrage vermuten.
Fakt ist: Am Sonntag, dem Tag nach der 1:3-Heimniederlage gegen Wehen Wiesbaden, glühten die Drähte. Der im Ausland weilende Rombach sowie Vizepräsident Thomas Kalt und Manager Traub diskutierten mehrere Stunden telefonisch, wie die Talfahrt in der Liga zu stoppen sein könnte. Nach elf Spielen haben die Rot-Weißen nur neun Punkte auf dem Konto. Sechs geschossene Tore offenbaren die größte Schwäche des Teams. Am Ende der Telefonkonferenz stand der Entschluss, Krämer nach 21 Monaten ab sofort von seinen Aufgaben zu entbinden. Traub informierte den Trainer am Vormittag in einem persönlichen Gespräch. Danach informierte er die Co-Trainer und Kapitän Jens Möckel. Sie waren aufgrund des freien Tages nicht auf dem Trainingsgelände. Krämer sei „überrascht“gewesen, habe die Entscheidung aber „gefasst“aufgenommen und wollte dann „erst einmal alleine sein“.
„Wir wollen einen Impuls setzen und die Mannschaft aus ihrer Lethargie wecken“, begründete Traub den Trainerwechsel. „Uns hat eine Weiterentwicklung der jungen Spieler und damit des gesamten Teams gefehlt.“Ein offenes Geheimnis ist, dass Krämer mit der neuen Ausrichtung des Clubs alles andere als glücklich war. Bei seiner Vertragsverlängerung im Frühjahr 2016 waren ihm eine Budget-Erhöhung und sportliche Hochkaräter versprochen worden, mit denen der Aufstieg ins Visier genommen werden sollte. Ob der finanziellen Zwänge kam es anders und stattdessen muss eine unerfahrene Elf ums Überleben kämpfen.
„Ich bin absolut überzeugt davon, dass die Mannschaft das Potenzial für die dritte Liga hat“, sagt Traub, der aufgrund der Kader-Zusammenstellung mächtig Kritik einstecken musste. Deshalb bot er dem Präsidium vor einer Woche auch seinen Rücktritt an, was abgelehnt wurde.
Neuer Trainer ist David Bergner (43). Der bisherige Chefscout und sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums soll die Mannschaft aus der Krise führen und kündigte an: „Wir müssen den Spielern die Sorgen nehmen und das Positive rauskehren. Uns steht am Sonntag ein Thüringenderby bevor, mit dem wir die Kehrtwende schaffen können.“Seine Erfahrungen aus dem Jugendbereich sollen helfen, die vielen Talente nach vorn zu bringen.
Manager Traub bot seinen Rücktritt an