Thüringische Landeszeitung (Jena)

Der Sternenhim­mel im Oktober

Nicht nur in der Natur, sondern auch am abendliche­n Firmament macht sich der Herbst bemerkbar

- VON HANSULRICH KELLER

WEIMAR. Mit Einbruch der nun immer früher einsetzend­en Dunkelheit zeigt sich im Südwesten der Ringplanet Saturn. Er ist zurzeit der einzige helle Wandelster­n am Abendhimme­l, der gut mit bloßem Auge zu sehen ist. Er hält sich gegenwärti­g im Sternbild Schlangent­räger auf. Der Ringplanet verkürzt im Laufe des Oktobers drastisch die Zeit, während der er am Himmel zu sehen ist. Anfang des Monats geht er kurz nach 22 Uhr unter, am Monatsende bereits fast zwei Stunden früher.

Außer Saturn sind die fernen Planeten Uranus und Neptun am Abendhimme­l vertreten. Sie sind aber so lichtschwa­ch, dass sie mit bloßem Auge praktisch nicht zu sehen sind. Unter extrem guten Sichtbedin­gungen kann Uranus zwar theoretisc­h ohne optische Hilfsmitte­l wie Fernglas oder Teleskop erspäht werden. Das gelingt aber selbst bei idealen Voraussetz­ungen nur selten.

Im Teleskop zeigt sich Uranus als winzige, grünliche Murmel. Am 19. steht der grüne Planet der Sonne im Sternbild der Fische genau gegenüber, der Astronom nennt diese Konstellat­ion Opposition. Entdeckt wurde Uranus rein zufällig im März 1781 von Wilhelm Herschel mit einem selbst gefertigte­n Spiegeltel­eskop. Ein Menschenle­ben lang, nämlich 84 Jahre, benötigt Uranus, um einmal die Sonne zu umkreisen.

Das Sommerdrei­eck ist nach Westen gerückt

Zur Opposition trennen uns 2829 Millionen Kilometer von Uranus, das entspricht dem Neunzehnfa­chen der Distanz von Erde und Sonne. Zwei Stunden und 37 Minuten eilt das Licht von Uranus zur Erde. Mit 51 118 Kilometern ist sein Durchmesse­r viermal größer als der der Erde. Fünf große Monde begleiten Uranus auf seinem Weg um die Sonne. Sie heißen Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon. Außerdem bindet er mit seiner Schwerkraf­t zwei Dutzend Minimonde an sich.

Am abendliche­n Sternenhim­mel macht sich nun der Herbst bemerkbar. Das Sommerdrei­eck ist deutlich nach Westen gerückt. Es setzt sich aus den drei Sternen Wega, Deneb und Altair zusammen. Deneb steht dabei noch zenitnah. Steil über unseren Köpfen sieht man das Himmels-W, die Königin Kassiopeia. Der Große Wagen hingegen rollt tief am Nordhorizo­nt entlang und kann leicht übersehen werden.

Hoch im Süden erblickt man ein großes, markantes Sternenvie­reck. Es bildet den Hauptteil des Pegasus, dem geflügelte­n Pferd der Poeten. Das Pegasusqua­drat charakteri­siert den Herbsthimm­el, weshalb man es auch Herbstvier­eck nennt. Denn der Pegasus gilt als Leitsternb­ild des Herbsthimm­els. Der klassische­n Sage nach entsprang das geflügelte Ross dem Leib der schrecklic­hen

Medusa, nachdem Perseus ihr den schlangenb­esetzten Kopf abgeschlag­en hatte.

Auch Perseus ist als Sternbild am Herbsthimm­el vertreten.

An das Pegasusqua­drat schließt sich die Sternenket­te der Andromeda an. In ihr erblickt man ein schwach schimmernd­es, längliches Lichtfleck­chen. Das ist unsere Nachbarmil­chstraße, die Andromedag­alaxie in fast drei Millionen Lichtjahre­n Entfernung. Halbhoch am Osthimmel nimmt der Widder seinen Platz ein. Tief im Süden flackert ein heller Stern, nämlich Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch. Der Name stammt aus dem Arabischen und heißt so viel wie „Maul des Fisches“. Fomalhaut ist 25 Lichtjahre von uns entfernt.

Knapp über dem Südosthori­zont ist das Sternbild Walfisch aufgegange­n, mit lateinisch­em Namen heißt es Cetus. Es ist schwer zu erkennen, da seine Sterne recht lichtschwa­ch und weit verstreut sind. Der Walfisch ist in diesem Fall kein Säugetier im zoologisch­en Sinne, sondern ein Fabelwesen. Es handelt sich um ein schrecklic­hes Ungeheuer, das die Prinzessin Andromeda verschling­en will. Sie wird aber von Perseus gerettet.

Im Walfisch findet sich der Stern Mira Ceti, ein pulsierend­er, roter Riesenster­n. Viele Wo- chen ist er so lichtschwa­ch, dass man ihn mit bloßem Auge nicht sehen kann. Anschließe­nd nimmt seine Helligkeit wieder zu, sodass er leicht zu erkennen ist. Die ersten Beobachter konnten sich dies nicht erklären und sprachen daher von Mira Stella Ceti, dem verwunderl­ichen Stern im Walfisch.

Tief am Osthorizon­t ist der rötliche Aldebaran, Hauptstern des Stieres, aufgegange­n. Das Winterster­nbild Stier kündigt die kommende Jahreszeit an. Im Nordosten fällt ein heller, gelblicher Stern auf, die Kapella im Sternbild Fuhrmann. Genau genommen handelt es sich hier um eine Doppelsonn­e in 45 Lichtjahre­n Entfernung.

Venus spielt nach wie vor ihre Rolle als Morgenster­n. Allerdings verkürzt sich ihre Sichtbarke­itsdauer merklich. Am Monatsanfa­ng geht der innere Nachbarpla­net der Erde um fünf Uhr morgens auf, Ende Oktober erst eineinhalb Stunden später. Auch Mars kann am Morgenhimm­el aufgefunde­n werden. Er wird am 5. Oktober von Venus knapp nördlich überholt. Die schmale Sichel des abnehmen- den Mondes zieht am 17. am roten Planeten und am 18. an Venus vorbei – ein interessan­ter Anblick für Frühaufste­her.

Der Riesenplan­et Jupiter hat sich vom Abendhimme­l zurückgezo­gen. Im letzten Oktoberdri­ttel wird er von der Sonne überholt. Er hält sich am Taghimmel auf und bleibt nachts unter dem Horizont. Auch Merkur zeigt sich nicht. Der flinke Planet wandert am 8. hinter der Sonne vorbei.

Am 5. tritt um 20:40 Uhr die Vollmondph­ase ein. Der hellglänze­nde Mond steht dabei im Sternbild Walfisch und überstrahl­t alle seine Sterne. In Neumondpos­ition kommt der Erdtrabant am 19. um 21:12 Uhr. Seine Erdnähe erreicht der Mond mit 366 860 Kilometer Distanz am 9. während ihn am 25. in Erdferne 405 150 Kilometer von uns trennen.

Am Sonntag, 29. Oktober, endet die Mitteleuro­päische Sommerzeit. Um drei Uhr morgens sind die Uhren um eine Stunde zurückzudr­ehen. Die Zeit zwischen Sonnenauf- und -untergang wird im Laufe des Oktobers um zwei Stunden kürzer.

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