Thüringische Landeszeitung (Jena)
Schweiz möchte im Nordkorea-Konflikt vermitteln
Weltweit versuchen Diplomaten, die Krise zu entschärfen – Auswärtiges Amt bestellt Botschafter ein – Rätselraten über Strategie des USPräsidenten
WASHINGTON. Die neutrale Schweiz hat sich im NordkoreaKonflikt als Vermittlerin angeboten. Das Land könne Schauplatz für Gespräche der zuständigen Minister sein, sagte die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard. „Es ist nun wirklich Zeit, sich an den Tisch zu setzen. Großmächte haben eine Verantwortung“, sagte Leuthard an die Adresse Chinas und der USA. An der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea sind seit über 60 Jahren Schweizer Truppen im Einsatz – unter anderem, um den Waffenstillstand zu überwachen.
Nordkorea hatte am Wochenende ungeachtet internationaler Sanktionen eine Wasserstoffbombe gezündet, die als Sprengkopf für seine Interkontinentalraketen dienen soll. US-Präsident Donald Trump hatte mit einem Militäreinsatz gedroht.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte am Montag schärfere Sanktionen gegen Nordkorea. In einem Telefonat mit Trump warb die Regierungschefin für eine friedliche Lösung der Krise. Merkel habe auch mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In telefoniert, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Die Bundesregierung verurteile „die erneute Provokation durch das Regime in Pjöngjang, mit der eine neue Dimension des Konflikts erreicht sei“. Das Auswärtige Amt in Berlin bestellte den nordkoreanischen Botschafter ein.
Am Montag beriet der UN-Sicherheitsrat in New York in einer Dringlichkeitssitzung über das Thema Nordkorea. In einer Erklärung der Staats- und Regierungschefs der großen Industrienationen (G7), darunter Merkel, wird der Sicherheitsrat aufgefordert, eine „neue und wirksame Resolution“zu erarbeiten, die schärfste Maßnahmen gegen das Land vorsehe. Washingtons UN-Botschafterin Nikki Haley sagte, sie werde dem Rat umgehend einen Katalog mit härteren Maßnahmen vorlegen. Russland und China verlangten eine diplomatische Lösung des Konflikts. Jeder ungeschickte Schritt könne zur Explosion führen.
Das Weiße Haus teilte nach einem Telefonat Trumps mit Japans Premierminister Shinzo Abe mit, dass Amerika bereit sei, zur Verteidigung seiner selbst und der Verbündeten „die volle Bandbreite der diplomatischen, konventionellen und nuklearen Möglichkeiten“einzusetzen. Zuvor hatte Verteidigungsminister James Mattis Diktator Kim mit einer „effektiven“und „überwältigenden militärischen Reaktion“gedroht. (mit dpa)