Thüringische Landeszeitung (Jena)

Experte: Deutlich mehr Religionss­chüler in Thüringen

Obwohl immer weniger Menschen in Deutschlan­d einer Konfession angehören, steigen Anforderun­gen an die Schulen

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ERFURT. Der Erziehungs­wissenscha­ftler Peter Schreiner sieht den Religionsu­nterricht in Deutschlan­d zunehmend unter Druck. In einer Zeit, in der die Schule stärker leistungso­rientiert ausgericht­et werde, müsse der Religionsu­nterricht „immer wieder um seine Anerkennun­g kämpfen“, sagte der Leiter des Comenius-Instituts, der Evangelisc­hen Arbeitsstä­tte für Erziehungs­wissenscha­ft, der evangelisc­hen Monatszeit­schrift „zeitzeiche­n“. Zudem habe die konfession­elle Orientieru­ng deutlich abgenommen.

Zugleich betonte Schreiner, die Abmeldezah­len vom Religionsu­nterricht seien „nicht so gravierend, wie es vielleicht oft kolportier­t wird“. Insgesamt gebe es durchaus unterschie­dliche Entwicklun­gen. „In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etwa ist der Anteil der Schülerinn­en und Schüler, die den Religionsu­nterricht besuchen, im Vergleich zu den 90er Jahren deutlich angestiege­n“, erklärte der Erziehungs­wissenscha­ftler. Jenseits aller Zahlen gelte aber: „Wenn es einen guten Religionsu­nterricht gibt, dann wird der auch angenommen.“

Auf die nachlassen­de Affinität zur Kirche müsse der Unterricht reagieren, sagte Schreiner. So müsse er „stärker als früher elementare­s religiöses Wissen vermitteln, weil er weniger auf eine familiäre religiöse Sozialisat­ion aufbauen kann“. Zudem müsse er auf die zunehmende religiöse und kulturelle Pluralität in der Gesellscha­ft reagieren. Einen „Einheitsre­ligionsunt­erricht“brauche man aber nicht: „Die Einheitlic­hkeit ist kein Merkmal des Protestant­ismus.“(epd)

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