Thüringische Landeszeitung (Jena)
Nur noch zwei Länderspiele fehlen Claudia zum Ziel
D:ie Holländerin Claudia van den Heiligenberg wollte schon immer mal im Ausland spielen
JENA. Ganz klar, Claudia van den Heiligenberg ist der Fußball schon in die Wiege gelegt worden. Ihre Mutter Mary van der Meer war bereits in den Niederlanden eine bekannte FußballNationalspielerin. „Sie spielte auf höchstem Niveau, und davon habe ich wohl ein wenig mitbekommen“, sagt Claudia.
Wie fast alle Fußball spielenden Mädchen begann auch sie in einer Jungenmannschaft in ihrer Heimatgemeinde Alkemade. „Die Jungen spielen stärker und schneller, davon profitiert man als Mädchen.“Ab dem 16. Lebensjahr wechselte sie in eine Frauenmannschaft im gleichen Ort, bevor sie dann 2003 erst zum RCL Leiderdorp und schließlich 2005 in die damals höchste niederländische Liga zum Ter Leede nach Sassenheim wechselte.
Die nächste Fußball-Station wurde der AZ Alkmaar. „Mit dieser Mannschaft habe ich drei Meisterschaften gewonnen und einen Pokal. Aber der Verein hatte finanzielle Probleme, und es gab kein Geld mehr für den Frauenfußball“, erzählt Claudia. Deshalb sei fast die gesamte Mannschaft zum SC Telstar gewechselt. 2013 schließlich lief die junge Frau für Ajax Amsterdam aufs Spielfeld. Der ehemalige Trainer von Claudia van den Heiligenberg hatte die engagierte Spielerin zu dem berühmten Verein geholt. „Das war eine super Zeit für mich in dieser Mannschaft, Ajax ist ein großer Name. Und dort sind die Frauen im gleichen Verein wie die Männer, da gibt’s finanziell ganz andere Möglichkeiten. Das war schon Luxus.“Das könne man mit dem FF USV hier in Jena als reinem Frauenverein nicht vergleichen.
Seit 2015 spielt Claudia van den Heiligenberg nun in Jena. „Es war schon immer mein Wunsch, im Ausland zu spielen, obwohl es in Holland viele gute Vereine gibt.“Sie habe etliche Angebote gehabt. Aber besonders gefreut habe sie sich über die Einladung von Trainer Daniel Kraus zum Test nach Jena. Zum Einen kannte sie hier schon Spielerinnen. Zum Anderen: „Die Bundesliga ist stärker als die holländische Eredivisie. Sie ist wohl eine der stärksten Frauenfußball-Ligen der Welt.“So sei es ihr leicht gefallen, sich fürs Spielen an den Jenaer Kernbergen zu entscheiden. Sechs Tage in der Woche wird Fußball gespielt, fünf Mal ist Training, sonntags wird ein Spiel bestritten, nur dienstags ist frei.
Die 32-Jährige sieht es nicht als Problem an, dass sie auf den Tag genau gleichaltrig mit der Trainerin ist, obwohl zumeist die Trainer älter als die Spielerinnen sind. „Das Alter ist nicht wichtig, die Qualität zählt“, sagt sie. Sie sei sicher sehr routiniert im Spiel, mehr als viele der ganz jungen Spielerinnen. „Nun ja, und deshalb versuche ich, der Mannschaft zu helfen und für die Jüngeren ein Vorbild zu sein.“Sie bringe ihre Erfahrung ein und bemühe sich, wo nötig, Ruhe ins Spiel zu bringen. Es gebe beim Jenaer Frauenfußball USV viele sehr gute junge Spielerinnen, wenn ihnen geholfen wird durch erfahrene Kickerinnen, könnten sie noch besser werden.
„Als Abwehrspielerin ist es zunächst meine Aufgabe, Treffer in unser Tor zu verhindern und möglichst die gegnerische Gefahr vor dem Tor auszuschalten, auch wenn das nicht immer gelingt. Dabei versuche ich jedes Mal, meine Leistung voll abzurufen“, sagt sie.
Claudia van den Heiligenberg ist auch seit 2005 Spielerin in der niederländischen FrauenNationalmannschaft. 98 Spiele hat sie bislang in diesem Team für ihr Heimatland absolviert, dabei acht Tore im Netz platziert. Bis heute steht sie auf der Auswahlliste, wurde aber lange nicht nominiert. Weil: „Ich war im vorigen Jahr lange verletzt.“Aber es sei schon ein Traum von ihr, die 100 Länderspiele zu schaffen. „Das wäre ein schöner Moment in meiner Karriere.“
Allerdings muss auch eine so aktive Frau wie Claudia sich mit 32 Lenzen Gedanken über das Danach machen. Sie habe in ihrer Heimat schon fünf Jahre bei der Polizei gearbeitet. So etwas können sie sich für die Zeit nach dem Fußballspielen wieder vorstellen. Besser jedoch fände sie, auch künftig etwas für den Frauenfußball zu leisten, zum Beispiel als Managerin einer Mannschaft die eigenen Erfahrungen einzubringen. Noch aber gebe es keine Entscheidung.