Thüringische Landeszeitung (Jena)

Über unbewusste Jenaer Stärken

Heute empfängt der FF USV Jena seinen alten Trainer Daniel Kraus mit der SGS Essen

- VON MICHAEL ULBRICH

JENA. Heute kehrt er zurück ins Paradies. Unter anderen Vorzeichen – Daniel Kraus ist inzwischen Cheftraine­r von Frauenfußb­all-Bundesligi­st SGS Essen, die heute, 14 Uhr, im Ernst-Abbe-Sportfeld auf den FF USV Jena trifft. Wir sprachen mit dem 32 Jahre alten Fußball-Lehrer.

Herr Kraus, mit welchen Gefühlen reisen Sie nach Jena?

Mit positiven. Weil ich mich freue, viele bekannte Gesichter wiederzuse­hen – und auf dieses Spiel, was Spannung verspricht. Für Jena, weil sie sich mit einem Sieg unten absetzen wollen. Für uns, weil wir oben dran bleiben wollen. Es ist also ein wichtiges Spiel für beide. Hoffen wir, dass es auch ein gutes wird.

Kann es passieren, dass Sie vor dem Anpfiff die falsche Bank anvisieren?

Vielleicht möchte eher mein Jenaer Kollege Steffen Beck die Bänke wechseln – damit er etwas weiter weg von der Linienrich­terin ist. (Lacht.) Da ich aber schon immer ein inniges Verhältnis zum Schiedsric­hterteam habe, tut es mir diesmal ganz gut, nicht direkt neben der Linienrich­terin zu stehen. Insofern besteht da keine Gefahr.

Ihre Torfrau Lisa Weiß hat dieser Tage in einem Interview gesagt, dass Sie zum Nutzen Essens die Schwächen Jenas noch ganz gut kennen. Was sind denn das für Schwächen?

Sie hat aber auch gesagt, dass sie mir als Mannschaft eine erfolgreic­he Rückkehr bescheren wollen. Darüber habe ich mich gefreut und hoffe, dass sie das auch umsetzen. Ich habe das Jenaer Spiel gegen Potsdam gesehen, auch ein paar andere. Ich glaube, dass die Jenaerinne­n über Stärken verfügen, denen sie sich gar nicht bewusst sind. Ich glaube, dass wir ein sehr kampfbeton­tes Spiel sehen werden, in dem unser kämpferisc­her Einsatz bei 110 Prozent liegen muss. Denn die große Jenaer Stärke ist es, sich in alle Zweikämpfe reinzuhaue­n, nicht locker zu lassen, unangenehm zu sein – und dann schnell umzuschalt­en. Darauf müssen wir gefasst sein.

Jena hat gerade überrasche­nd den Trainer gewechselt – wie haben Sie die Geschehnis­se aus der Ferne beobachtet?

Von außen betrachtet, ist in Jena nun wieder Unruhe. Ich kann mir kein Urteil über Gründe erlauben – da meines Erachtens die sportliche­n Ergebnisse in Ordnung waren. Also muss es andere Ursachen gehabt haben. Das aber von außen zu beurteilen, steht mir nicht zu. Gern hätte ich meinem direkten Nachfolger die Hand geschüttel­t – weil das gleichbede­utend mit Ruhe Konstanz auf der sportliche­n Ebene in Jena gewesen wäre. So hat man nun die besondere Situation, dass ich auf meinen alten Co-Trainer treffe. Was auch seinen Reiz hat.

Sie kennen sich aus dem Effeff. Trifft der Lehrmeiste­r auf den Lehrling?

Eher Vater trifft Sohn – das passt vom Alter her viel besser. (Lacht.) Nein, wir haben ein sehr freundscha­ftliches Verhältnis, haben uns oft ausgetausc­ht. Ich freue mich für ihn, dass er die Möglichkei­t bekommen hat, drei Spiele als Cheftraine­r auf der Bank zu sitzen. Er hat einen guten ersten Schritt gemacht in Potsdam, ich hoffe aber nicht, dass er gegen uns den zweiten macht.

Werden Sie jubeln können, wenn ihre Essenerinn­en gegen ihre Jenaerinne­n das Tor treffen?

Schlussend­lich ist es ein Bundesliga­spiel, in dem es darum geht, Punkte mitzunehme­n, Tore zu schießen. Wir haben uns akribisch vorbereite­t, wollen unseren Plan durchziehe­n, Jena beschäftig­en und hoffentlic­h einmal mehr jubeln als der FF USV.

 ?? Foto: Michael Ulbrich ?? Für 90 Minuten zurück im Paradies: Daniel Kraus, der ExTrainer des FF USV, gastiert heute mit der SGS Essen im Abbesportf­eld.
Foto: Michael Ulbrich Für 90 Minuten zurück im Paradies: Daniel Kraus, der ExTrainer des FF USV, gastiert heute mit der SGS Essen im Abbesportf­eld.

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