Thüringische Landeszeitung (Jena)
Über unbewusste Jenaer Stärken
Heute empfängt der FF USV Jena seinen alten Trainer Daniel Kraus mit der SGS Essen
JENA. Heute kehrt er zurück ins Paradies. Unter anderen Vorzeichen – Daniel Kraus ist inzwischen Cheftrainer von Frauenfußball-Bundesligist SGS Essen, die heute, 14 Uhr, im Ernst-Abbe-Sportfeld auf den FF USV Jena trifft. Wir sprachen mit dem 32 Jahre alten Fußball-Lehrer.
Herr Kraus, mit welchen Gefühlen reisen Sie nach Jena?
Mit positiven. Weil ich mich freue, viele bekannte Gesichter wiederzusehen – und auf dieses Spiel, was Spannung verspricht. Für Jena, weil sie sich mit einem Sieg unten absetzen wollen. Für uns, weil wir oben dran bleiben wollen. Es ist also ein wichtiges Spiel für beide. Hoffen wir, dass es auch ein gutes wird.
Kann es passieren, dass Sie vor dem Anpfiff die falsche Bank anvisieren?
Vielleicht möchte eher mein Jenaer Kollege Steffen Beck die Bänke wechseln – damit er etwas weiter weg von der Linienrichterin ist. (Lacht.) Da ich aber schon immer ein inniges Verhältnis zum Schiedsrichterteam habe, tut es mir diesmal ganz gut, nicht direkt neben der Linienrichterin zu stehen. Insofern besteht da keine Gefahr.
Ihre Torfrau Lisa Weiß hat dieser Tage in einem Interview gesagt, dass Sie zum Nutzen Essens die Schwächen Jenas noch ganz gut kennen. Was sind denn das für Schwächen?
Sie hat aber auch gesagt, dass sie mir als Mannschaft eine erfolgreiche Rückkehr bescheren wollen. Darüber habe ich mich gefreut und hoffe, dass sie das auch umsetzen. Ich habe das Jenaer Spiel gegen Potsdam gesehen, auch ein paar andere. Ich glaube, dass die Jenaerinnen über Stärken verfügen, denen sie sich gar nicht bewusst sind. Ich glaube, dass wir ein sehr kampfbetontes Spiel sehen werden, in dem unser kämpferischer Einsatz bei 110 Prozent liegen muss. Denn die große Jenaer Stärke ist es, sich in alle Zweikämpfe reinzuhauen, nicht locker zu lassen, unangenehm zu sein – und dann schnell umzuschalten. Darauf müssen wir gefasst sein.
Jena hat gerade überraschend den Trainer gewechselt – wie haben Sie die Geschehnisse aus der Ferne beobachtet?
Von außen betrachtet, ist in Jena nun wieder Unruhe. Ich kann mir kein Urteil über Gründe erlauben – da meines Erachtens die sportlichen Ergebnisse in Ordnung waren. Also muss es andere Ursachen gehabt haben. Das aber von außen zu beurteilen, steht mir nicht zu. Gern hätte ich meinem direkten Nachfolger die Hand geschüttelt – weil das gleichbedeutend mit Ruhe Konstanz auf der sportlichen Ebene in Jena gewesen wäre. So hat man nun die besondere Situation, dass ich auf meinen alten Co-Trainer treffe. Was auch seinen Reiz hat.
Sie kennen sich aus dem Effeff. Trifft der Lehrmeister auf den Lehrling?
Eher Vater trifft Sohn – das passt vom Alter her viel besser. (Lacht.) Nein, wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis, haben uns oft ausgetauscht. Ich freue mich für ihn, dass er die Möglichkeit bekommen hat, drei Spiele als Cheftrainer auf der Bank zu sitzen. Er hat einen guten ersten Schritt gemacht in Potsdam, ich hoffe aber nicht, dass er gegen uns den zweiten macht.
Werden Sie jubeln können, wenn ihre Essenerinnen gegen ihre Jenaerinnen das Tor treffen?
Schlussendlich ist es ein Bundesligaspiel, in dem es darum geht, Punkte mitzunehmen, Tore zu schießen. Wir haben uns akribisch vorbereitet, wollen unseren Plan durchziehen, Jena beschäftigen und hoffentlich einmal mehr jubeln als der FF USV.