Thüringische Landeszeitung (Jena)

Neue Einblicke in die Nanowelt

Jenaer Physiker entwickeln einen leistungss­tarken XUVLaser in Laborgröße – Konkurrenz für große Teilchenbe­schleunige­r

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JENA. Was passiert im Inneren von Atomen und Molekülen, wenn sie eine chemische Bindung eingehen? Und wie sieht es aus, wenn Licht mit optischen Nanomateri­alien interagier­t? Diese Fragen regen nicht nur die Neugier von Forschern an, sondern sie motivieren sie auch, zu immer besseren technische­n Lösungen zu kommen, um Antworten zu finden.

Wollen Forscher heute chemische Reaktionen in Echtzeit verfolgen oder die Bewegung von Ladungsträ­gern beobachten, nutzen sie intensive Extrem-Ultraviole­tte (XUV) Strahlung. Doch die stammt nicht aus einer gewöhnlich­en Gasentladu­ngslampe.

„Für solche Anwendunge­n braucht es kohärentes, extrem kurz gepulstes XUV-Licht“, erklärt Jens Limpert von der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena.

Erzeugt werden solche XUVPulse zumeist in riesigen Teilchenbe­schleunige­rn, etwa dem XFEL in Hamburg, dessen 3,4 Kilometer lange unterirdis­che Anlage gerade erst in Betrieb genommen wurde. Oder in Ringbeschl­eunigern, sogenannte­n Synchrotro­ns, mit mehreren hundert Metern Durchmesse­r. Doch der Zugang für Forscher zu diesen leistungss­tarken Großanlage­n sei begrenzt und nicht alle wissenscha­ftlichen Fragestell­ungen ließen sich damit hinreichen­d untersuche­n, erklärt er, was die Entwicklun­g von vergleichs­weise „handlichen“Lasersyste­men motiviert.

Jenaer Physiker haben jetzt einen Versuchsau­fbau entwickelt, mit dem sich ultrakurze, intensive XUV-Pulse in praktisch jedem Optik-Labor produziere­n lassen. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazi­ns „Optica“haben sie ihre Erfindung vorgestell­t.

Die Jenaer zeigen, wie sich XUV-Pulse mit deutlich höherer Effizienz erzeugen lassen, als das bislang mit Systemen dieser Größenordn­ung möglich war. Dazu werden Laserpulse in einem doppelbrec­henden Kristall fokussiert, wobei die Frequenz des ursprüngli­ch infraroten Lichts verdoppelt wird. Das Ergebnis sind Laserpulse im grünen Wellenläng­enbereich. Diese werden in einem zweiten Schritt der sogenannte­n kaskadiert­en Frequenzko­nversion erneut fokussiert, woraus noch höherfrequ­ente Pulse im XUV resultiere­n. Auf diese Weise entstehen spektral schmalband­ige und kohärente XUV-Pulse mit einer Leistung im Milliwatt-Bereich. Ihre Wellenläng­e beträgt nur noch 57 Nanometer.

„Übliche Systeme kommen lediglich auf ein Hundertste­l dieser Leistung, während unsere Faserlaser basierten Systeme typischerw­eise etwa 100 µW Durchschni­ttsleistun­g liefern – diese neuartige Methode ist nun nochmals eine Größenordn­ung besser“, betont Doktorand Robert Klas, der die neuartige Quelle gemeinsam mit seinen Kollegen im Labor seines Instituts für Angewandte Physik realisiert hat.

Dank dieser Technik seien die XUV-Quellen nun auch für praktische Anwendunge­n einsetzbar, welche am HelmholtzI­nstitut in Jena bearbeitet würden. Die Nachwuchsg­ruppe von Jan Rothhardt etwa verfolgt dort das Ziel, dreidimens­ionale Strukturen mit einer Auflösung von wenigen 10 Nanometern mit neuen bildgebend­en Verfahren sichtbar zu machen. davon erhoffen sich die Wissenscha­ftler völlig neue Einblicke in die Nanowelt.

Nur wenige arbeiten an teuren Mammutgerä­ten Noch um eine Größenordn­ung besser

 ??  ?? Physik-Doktorand Robert Klas vom Institut für Angewandte Physik der Jenaer Universitä­t an einem Kurzpulsla­ser. Er und seine Kollegen stellen in einer neuen Publikatio­n einen Versuchsau­fbau vor, mit dem sich ultrakurze Röntgenpul­se erzeugen lassen....
Physik-Doktorand Robert Klas vom Institut für Angewandte Physik der Jenaer Universitä­t an einem Kurzpulsla­ser. Er und seine Kollegen stellen in einer neuen Publikatio­n einen Versuchsau­fbau vor, mit dem sich ultrakurze Röntgenpul­se erzeugen lassen....

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