Thüringische Landeszeitung (Jena)
Bundeswehr-Millionen für Ohrdruf sind bereits verplant
Schießbahnen werden erneuert, Außenanlagen saniert und eine Waschanlage wird gebaut
OHRDRUF. Verteidigungsministerin Ursula von Leyen ist mit den besten Nachrichten nach Ohrdruf gereist. Die CDU-Politikerin hatte in diesem August die Investition von acht Millionen Euro in den Standortübungsplatz der Bundeswehr angekündigt – und damit auch die Fragezeichen in Luft aufgelöst, die bis dahin hinter dem Fortbestand des Platzes standen.
Aus Sicht der Thüringer Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) konnte die Verteidigungsministerin aber auch gut auf die Bestandsgarantie für Ohrdruf verzichten. Ihre Meinung hat sich noch verstärkt, seit Renner Antworten bekommen hat auf eine Anfrage, die sie nach der Investitionsankündigung an die Bundesregierung gestellt hat. „Sowohl die 750 000 Schuss, die dort jährlich abgegeben werden, als auch die horrenden Summen, die zur Beräumung in den kommenden Jahren notwendig werden, zeigen, wie intensiv die militärische Nutzung war und ist“, sagt Renner mit Blick auf Zahlen aus dem Verteidigungsministerium.
Wie stark der Standortübungsplatz–bis 31. Dezember 2013 hatte das Areal den höheren Status Truppenübungsplatz –nach wie vor genutzt wird, ergibt schone in Blick auf die Bundeswehr einheiten, die dort aktiv sind. Nach Auskunft aus dem Verteidigungsministerium sind es Soldat endes Aufklärungs bataillons 13( Standort Gotha ), des V er sorgungs bataillons 131 (Bad Franken hausen ), des Logistik kommandos Bundeswehr, vom Feld jäger regiment 1, des Führungsunterstützungsbataillons 383, des Landeskommandos Thüringen und vom Sanitätsunterstützungszentrum (alle Erfurt). Hinzu kommen die Zentrale Unt er suchungs stelle der Bundeswehr für technische Aufklärung aus Hof, das Panzer pionier bataillon 710 ausGera, das Feldwebel anwärter-und Unter offiziersanwärter bataillon 1 aus Sondershausen, das Panzerbataillon 701 Bad Frankenhausen sowie die Aufklärungsbataillone 8 (Freyung) und 230 (Füssen) und Soldaten der Offiziersschule des Heeres.
Bei Übungen auf dem Gelände werden derzeit pro Jahr etwa 750 000 Patronen aller gängigen Kaliber verschossen – das sei der Fall, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf die Renner-Anfrage, seit der Truppenübungsplatz zum Standortübungsplatz wurde. Über die Anzahl der verschossenen Patronen der Jahre vor 2013 wird keine Aussage getroffen, sie dürfte aber wegen der höheren Bedeutung noch etwas über den genannten liegen.
Mit Handfeuerwaffen wird auf dem Standortübungsplatz der Einsatzfall trainiert. Zum Einsatz kommen dabei neben Pistolen auch verschiedene größere Waffen, was sich an den genannten 750 000 Patronen Kalibern, die in Ohrdruf verschossen werden, erkennen lässt. Patronen vom Kaliber 40 mal 46 werden beispielsweise für Granatwerfer verwendet. Auch Panzerfäuste kommen in Ohrdruf zum Einsatz.
Aus Sicht von Martina Renner sollte alsbald ein Schlussstrich unter die mehr als 100-jährige Geschichte der Bundeswehr in Ohrdruf gezogen werden – zumal Pläne für eine zivile Nutzung des Areals längst auf dem Tisch liegen. „Statt den Standortübungsplatz weiterhin als Übungsplatz des deutschen Militarismus zu nutzen, wie dies seit über 100 Jahren der Fall ist, sollte das Gelände in Ohrdruf endlich landwirtschaftlich, touristisch, vor allem aber friedlich genutzt werden“, so Renner gegenüber der TLZ.
Dass das in naher Zukunft passiert, davon ist nicht auszugehen. Denn die angekündigten acht Millionen Euro, die in den Platz investiert werden sollen, sind längst verplant – allein 6,15 Millionen Euro sollen in die Schießbahnen auf dem Gelände investiert werden. 950 000 Euro fließen in die Herrichtung von Außenanlagen und 900 000 Euro kostet eine Waschanlage für die Fahrzeuge, die nach den Übungen und der Geländeausbildung „im gereinigten Zustand“am Straßenverkehr teilnehmen sollen, heißt es in der offiziellen Antwort.