Thüringische Landeszeitung (Jena)
Kickboxerin will aufs Treppchen
Janine Herting ist die einzige Thüringerin bei der Weltmeisterschaft
MENTERODA. Eigentlich ist die 15-jährige Janine Herting ein ruhiges Mädchen, bereitet sich auf den Abschluss an der Regelschule in Menteroda vor. Doch wenn sie in Fahrt kommt, kann sie kaum einer stoppen. Janine ist Kampfsportlerin, und das sehr erfolgreich. Mit sieben Jahren hat sie damit angefangen, wollte eigentlich zum Karate, fand aber keinen Wettkampfverein in der Region. So kam sie zum Ju Jutsu, Jiu Jitsu und später zum Kickboxen.
Mittlerweile hat Herting an mehr als 150 Turnieren teilgenommen. Der Sieg bei den Europameisterschaften 2014 im Jiu Jitsu und der Titel „Vizeweltmeister“im Grappling 2015 gehören sicher zu den größten sportlichen Erfolgen.
Seit 2014 trainiert Janine Herting bei dem Mühlhäuser Stefan Effenberger in dessen Studio Knox-Gym. „Sie ist meine beste Sportlerin“, ist der Trainer stolz auf sein Ausnahmetalent, dabei kommen etwa 80 Mitglieder regelmäßig und lassen sich von ihm und zwei Co-Trainern unterrichten.
Effenberger erklärt: „Kampfsport ist nicht wie Fußball, der überall auf der Welt die gleichen Regeln hat. Es gibt verschiedene Regelwerke und Richtungen und dazu kommen noch etliche Verbände.“So seien Jiu Jitsu und Judo die traditionellen Kampfsportarten. Kickboxen und Grappling sind moderne Varianten davon. Zu den Bodenkämpfen gehören Judo, Ringen und Sumo als klassische Kampfsportarten. Kickboxen, Boxen und Thaiboxen gehören zu den Standkämpfen und Grappling ist eine Mischung aus Boden- und Standkämpfen.
Gegen starke Asiaten behaupten
Effenberger und Herting bereiten sich gerade auf die WFMCWeltmeisterschaften im Kickboxen und Grappling vom 14. bis 16. Oktober in Manchester vor.
„Die Chancen stehen gut, dass wir unter die ersten Drei kommen“, sagt Effenberger, „trotz starker Konkurrenz vor allem aus den Favoritenländern Thailand und Japan“. Etwa 140 Teilnehmer aus Deutschland in allen Altersklassen und Kategorien werden anreisen. Janine Herting ist die einzige Starterin aus Thüringen.
Was muss jemand mitbringen, der an die Weltspitze beim Kampfsport will? „Vor allem Ehrgeiz und Trainingskondition“, sagt Effenberger.
Training dreimal pro Woche steht auch für Janine Herting auf dem Programm. Jeweils zwei Stunden trainiert sie im KnoxGym. Zu Hause nimmt sie den Boxsack Maß und geht regelmäßig laufen. Vater Frank Herting unterstützt seine Tochter dabei, die noch fünf Geschwister hat.
Besonders für Kinder sei der Kampfsport ein guter Ausgleich, erklärt Effenberger. Der Sport fördert Kondition und Koordination und lässt sie persönliche Grenzen überwinden. Dabei geht es nicht darum, wild in der Gegend umher zu schlagen: „Wenn man häufig trainiert und sich den Regeln unterzieht, ist man weniger geneigt, sich in der Öffentlichkeit aggressiv zu verhalten“, sagt Effenberger. Die Kinder lernen, die Kontrolle über Aggressionen zu bekommen.
In asiatischen Ländern, wie Thailand oder Japan werde das schon im Kindergartenalter trainiert und gefördert, sagt Effenberger, und das spiegele sich auch in der Gesellschaft wider.
Janine Herting will nach der Schule zur Polizei oder zur Bundeswehr. „Die Polizeisportgruppe wäre toll“, sagt sie. Gleich nach der Weltmeisterschaft in Manchester geht es vom 21. bis 23. Oktober zu den AFSO-Weltmeisterschaften im Kickboxen nach Frankfurt.