Thüringische Landeszeitung (Jena)
Freibad Kahla zu – ohne Alternative
Bürgermeisterin: Steuermittel werden knapp
KAHLA. Das ist wahrlich keine gute Nachricht bei diesen hochsommerlichen Temperaturen: Ab Montag bleibt das Freibad in Kahla geschlossen.
So jedenfalls meldet es die Stadt auf ihrer Internetseite. Grund sei eine von der Bürgermeisterin am 25. August erlassene haushaltswirtschaftliche Sperre. Hintergrund dafür seien notwendige Rückzahlungen und Rückgänge in den Vorauszahlungen der Gewerbesteuer.
In den sozialen Medien macht die Information auch die Runde, und hier kritisieren die Nutzer natürlich, dass gerade jetzt, wo das Wetter noch einmal richtig hochsommerlich ist, das Freibad geschlossen werden soll. Und sie fragen, ob es denn keine Alternativen gäbe. Eine Nachfrage bei Bürgermeisterin Claudia-Nissen Roth, die zwar im Urlaub, aber dennoch auskunftsfreudig ist, bringt zwar Licht ins Dunkel, aber keine positive Nachricht für die Wasserratten: „Wegen offenbar schwieriger wirtschaftlicher Lage von drei Unternehmen, von denen wir Gewerbesteuern einnehmen, fallen diese niedriger als geplant aus“, berichtete Nissen-Roth. Vor kurzem war die Kommune informiert worden, dass sie 250 000 Euro weniger zu erwarten habe. Nun sei am Mittwoch ein weiterer Bescheid über Rückgänge um 350 000 Euro in Kahla angekommen. „Alles in allem müssen wir also auf mehr als eine halbe Million Euro verzichten. Damit sind unsere geplanten Ausgaben nicht mehr gedeckt“, sagte die Bürgermeisterin. Es habe für sie keine Alternative zur Haushaltssperre gegeben, was bedeutet, dass Ausgaben nur noch für Pflichtaufgaben, angefangene und beauftragte oder vertraglich gebundene Maßnahmen möglich sind.
Das Freibad zu betreiben ist jedoch eine freiwillige Aufgabe, die nun nicht mehr finanziert werden kann. Zudem erklärte Nissen-Roth, dass der Betreibervertrag der Stadt fürs Freibad mit der Bädergesellschaft des Saalemaxx in Rudolstadt nur bis 31. August geschlossen war. Auch der Bademeister war von dort „ausgeborgt“. „Wir haben zwar über eine Verlängerung nachgedacht, aber die Bädergesellschaft hätte wahrscheinlich gar kein Personal für uns gehabt. Unter den gegebenen Umständen ist eine Vertragsverlängerung nun gar nicht mehr möglich“, sagte sie. In den nächsten Tagen werde es weitere Gespräche mit den Stadträten geben, denn die fehlenden beziehungsweise zurückzuzahlenden Gewerbesteuern bedeuteten für die Kommune große Probleme.
JENA. Wenn 2019 der 100. Jahrestag des Bärensaals in LobedaAltstadt gefeiert wird, soll dieser wieder in alter Pracht erstrahlen. Gut 14 Jahre werden dann hinter den Mitgliedern des „Fördervereins Bären Lobeda“liegen. Jahre, in denen mit jeder Menge Eigenleistungen, Fördermitteln und Spendengeldern schrittweise das gesamte Gasthaus „Zum Bären“saniert worden ist. Und so ist der 1919 – sechs Jahre nach dem Neubau des Gasthofs – angebaute Saal zur Zeit wieder Baustelle. Der Fußboden ist aufgerissen, um an den Seiten unterhalb der Emporen eine Fußbodenheizung zu verlegen. Die alten Heizstrahler an der Decke kommen weg und für Saal und Bühne wird eine Heizungsund Lüftungsanlage ähnlich der im Jenaer Volkshaus eingebaut. Diese Anlage allein kostet den Verein schon 120 000 Euro, sagt Knut Hennig. Er betreibt gleich in Nachbarschaft zum Bärensaal sein Architektur- und Planungsbüro und bringt seine berufliche Erfahrung als Vorsitzender des „Fördervereins Bären Lobeda“in die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes ein.
Hennig verweist auch auf die Schallschutzwand, die ein wichtiger Bestandteil der jetzigen Sanierung ist. Sie wurde an der Westseite des Saals aufgebaut aus großen Massivsteinen, von denen jeder immerhin 32 Kilogramm auf die Waage brachte. Damit konnte das Problem der Lärmebelastung für die Nachbarwohnung gelöst werden.
Nach diesen umfassenden Bauarbeiten durch Firmen geht es nach Hennigs Worten an die Denkmalschutzarbeiten. Dazu gehören die farbliche Wiederherstellung der Säulen und ihrer Verkleidungen, die Restaurierung der Schmuckelemente an den Emporenbögen und über der Bühne, das Anbringen neuer Kronleuchter an der Decke und Lampen an den Säulen sowie die Wiedereinteilung in Abteile unterhalb der Emporen. Hier habe man die ursprünglich zwischen Säulen und Wänden befindlichen kleinen Holzwände eingelagert und werde sie nach Aufarbeitung wieder anbringen.
Zum Fasching Ende Februar 2017 soll der Saal wieder nutzbar sein. Aber auch danach, so sind sich Kathrin Kästner vom Vorstand des Vereins und Hennig sicher, müsse noch viel getan werden, um zum 100-Jährigen des Saals alles fertig zu haben.
Seit 2005 hat der Lobedaer Verein vieles in ehrenamtlicher Arbeit und mit Unterstützung von Land Thüringen und Stadt Jena erreichen können. Dazu gehörten der Einbau neuer Fenster, die Sanierung von Dach, Fassade und Dachterrasse sowie der Ausbau des Dachgeschosses im Vorderhaus. Inzwischen sind auch die oberen Räume erneuert und vermietet.
Und der Vereinsraum, wo jetzt der Tresen des früheren Lobedaer Ratskellers steht, soll auch noch drankommen. Viele ehernamtliche Arbeitseinsätze werden für all das noch nötig sein. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in Lobeda-Altstadt sei dafür ein solider Garant, meinen Kästner und Hennig mit viel Zuversicht.
Übrigens: Am Montag vor genau elf Jahren wurde der Förderverein gegründet. Ein Verein, der den Gasthof erwarb, um ihn zu retten und ein Kulturhaus zu erschaffen. Die 55 Mitglieder freuen sich über jede Spende, mit deren Hilfe der Saal wieder zu altem Glanz kommen kann. • Spenden an Förderverein Bären Lobeda, Iban: DE12 8302 0087 0357 6845 28
Abteile erstehen unter Emporen wieder neu