Thüringische Landeszeitung (Jena)
Gottgleicher Herrscher
DIESKAU. Der bronzezeitliche Fürst vom Grab Bornhöck bei Dieskau (Sachsen-Anhalt) ist nach Ansicht von Experten mit hoher Wahrscheinlichkeit der Auftraggeber der Himmelsscheibe von Nebra. „Das ergaben neueste Forschungen“, sagte Landesarchäologe Harald Meller am Mittwoch an der Grabungsstelle. „Weitere Untersuchungen laufen noch.“
Die Himmelsscheibe von Nebra gilt als älteste konkrete Sternenabbildung der Welt und wurde vor 3600 Jahren zusammen mit anderen bronzenen Gegenständen auf dem Mittelberg bei Nebra vergraben. Zuvor war die Scheibe etwa 300 Jahre in Benutzung. „Mit einem Durchmesser von rund 70 Metern und einer Höhe von 15 Metern war die als ‚Bornhöck‘ bekannte Begräbnisstätte das größte Hügelgrab Mitteleuropas“, sagte Meller. Im Zuge des Braunkohleabbaus wurde das Fürstengrab im 19. Jahrhundert fast vollständig abgetragen. Dennoch haben die Archäologen seit 2014 in drei Grabungskampagnen tausende Knochen- und Keramikfunde gemacht.
„Der Fürst wurde vor etwa 3800 Jahren bestattet und war aufgrund der enormen Goldbeigaben ein gottgleicher Herrscher über die Region, vergleichbar mit den Pharaonen im alten Ägypten“, sagte der Landesarchäologe. „Nur der Herrscher hatte das geheime astronomische Wissen, und er ließ es auf der Himmelsscheibe verewigen.“Die Grabungen werden im nächsten Jahr fortgesetzt. (dpa)