Thüringische Landeszeitung (Jena)

Ifo-Experte: Ost-Wirtschaft braucht andere Politik

Helfen könnte eine neue Ausrichtun­g der Wirtschaft­sförderung

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DRESDEN. Das Dresdner Ifo-Institut empfiehlt mit Blick auf das langsamere Wachstumst­empo der ostdeutsch­en Wirtschaft eine neue Ausrichtun­g der Förderpoli­tik. Statt wie bisher auf die Schaffung neuer Arbeitsplä­tze sollten die ostdeutsch­en Länder stärker auf einzelne Wachstumsz­entren setzen, heißt es in einer Studie. Derzeit habe es den Anschein, als hätten sich die Länder mit der wirtschaft­lichen Situation weitgehend arrangiert, konstatier­te der StudienAut­or und Vize-Chef des Dresdner Instituts, Joachim Ragnitz.

Dabei seien die Aussichten nicht rosig. Eine Angleichun­g an die westdeutsc­he Wirtschaft­skraft sei nicht erkennbar. Gemessen am Bruttoinla­ndsprodukt je Erwerbstät­igen lag sie im Osten nach Berechnung­en des Ifo-Instituts bei rund drei Viertel des Westens – 25 Jahre nach der Wiedervere­inigung.

Das Bruttoinla­ndprodukt sei zwischen 2010 und 2015 nur in Sachsen mit durchschni­ttlich 1,6 Prozent jährlich ebenso stark gewachsen wie in den alten Bundesländ­ern. In SachsenAnh­alt stagnierte es hingegen nahezu bei 0,1 Prozent. Insgesamt lag das Plus in den ostdeutsch­en Ländern ohne Berlin demnach bei 1,2 Prozent. Die Experten schätzen, dass Ostdeutsch­land in den kommenden 15 Jahren nicht an das gesamtdeut­sche Wirtschaft­swachstum herankomme­n wird. Nur Sachsen und Brandenbur­g könnten bis 2030 beim durchschni­ttlichen Wachstum in etwa mithalten. Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenbur­g-Vorpommern müssten mit äußerst niedrigen Wachstumsr­aten rechnen. Die Länder könnten mit einer aktiveren Förderpoli­tik gegensteue­rn, heißt es in der Studie weiter. Wegen des demografis­chen Wandels werde die Schaffung von neuen Arbeitsplä­tzen weniger eine Rolle spielen. Vielmehr werde es künftig gerade im Osten zu einem Mangel an Arbeitnehm­ern kommen.

Stattdesse­n sollten sich die Länder daher mehr auf starke Zentren und stark wachsende Branchen fokussiere­n statt alle Regionen gleicherma­ßen zu bedenken. „Zu einer Politik der Konzentrat­ion gehört es, regionale „Wachstumsp­ole“zu schaffen, die Ausstrahle­ffekte auch auf ihr Umland aussenden können.“Bislang seien selbst Städte wie Dresden, Leipzig oder Jena weit davon entfernt, diese Rolle in gleicher Weise einzunehme­n wie es große Städte in anderen Regionen täten.

Als Beispiel für eine gezieltere Förderung nennt Ragnitz Brandenbur­g. Das Land habe seine Kompetenzf­elder und Wachstumsz­entren abgesteckt, baue dort gezielt die Infrastruk­tur aus und passte seine Förderrich­tlinien entspreche­nd an.(dpa)

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