Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Neue Corona-Regeln in Thüringen

Weniger Kontakte erlaubt. Keine Ausnahmen für Kinder

- Von Ingo Glase und Hanno Müller

In Thüringen gelten seit Sonntag verschärft­e Corona-Regeln. Treffen sind jetzt nur mit einer weiteren Person eines anderen Haushaltes erlaubt. Es gibt keine Ausnahmen für Kinder. Der Lockdown mit geschlosse­nen Geschäften, Schulen, Kitas und Einrichtun­gen

wird bis Ende Januar verlängert. Zudem sind die Thüringer angehalten, ihren Bewegungsr­adius auf 15 Kilometer um ihren Wohnort einzuschrä­nken. Die Empfehlung gilt für wohnortnah­e Besorgunge­n, Einkäufe, Sport und Freizeitak­tivitäten.

Kritik kommt von Christian Tischner, bildungspo­litischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag. Ein funktionie­rendes Konzept, wie Schulen und Kitas durch die Pandemie kommen, fehle seit Monaten. „Keiner weiß mehr, was wirklich gilt“, beklagte

Tischner. Das betreffe etwa die erlaubten digitalen Angebote, die Freitestun­gen von Schülern oder die angepasste­n Prüfungsan­forderunge­n.

Er sei erschütter­t, wie man Lehrer und Familien allein lasse.

Die Impfstrate­gie wirft viele Fragen auf. Gemeinsam mit Experten des Thüringer Gesundheit­sministeri­ums, des RKI und der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung geben wir einen Überblick über die wichtigste­n Antworten.

Wie sollen Impfstoffe verschiede­ner Hersteller verimpft werden?

Grundsätzl­ich streben wir den schnellstm­öglichen Übergang in die Regelverso­rgung, also die Impfung durch Hausärzte an. Die momentan verfügbare­n Impfstoffe sind dafür allerdings nicht oder noch nicht geeignet. Die genauen Produkteig­enschaften erfahren wir in der Regel erst mit der Zulassung des Impfstoffs. Die Verwendung des Impfstoffs wird dann entspreche­nd eingeplant.

Wie sind Impfstelle­n auf den Umgang mit verschiede­nen Impfstoffe­n vorbereite­t, können verschiede­ne Impfstoffe gleichzeit­ig gemanagt werden?

Die Expertinne­n und Experten hier im Ministeriu­m und bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g werten alle verfügbare­n Informatio­nen über die Impfstoffe aus und stellen sich auf die Anwendung ein. Der

Umgang mit mehreren Impfstoffe­n ist unproblema­tisch.

Werden die Menschen eine Wahlfreihe­it haben, welchen Impfstoff sie erhalten wollen?

Zur Zielsetzun­g, die Impfung in die Regelverso­rgung zu überführen und allen Thüringeri­nnen und Thüringern eine Impfung anbieten zu können, gehört letztlich auch das Ziel der Wahlfreihe­it bezüglich des Impfstoffs. Kurzfristi­g wird das allerdings nicht möglich sein.

Ist es möglich, die Impfung mit einem anderen als dem bei der Erstimpfun­g verwendete­n Impfstoff zu wiederhole­n?

Nein, das ist ausgeschlo­ssen.

Wie steht Thüringen zur Diskussion, die Zweitimpfu­ng erst nach einem längeren Zeitraum vorzunehme­n, um zunächst mehr Menschen erstimpfen zu können?

Das ist in Thüringen derzeit keine Option.

Werden auch in Thüringen wie gerade empfohlen künftig sechs statt nur fünf Impfdosen aus einer Biontech/ Pfizer-Ampulle gewonnen?

Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde EMA hat offiziell die Nutzung einer sechsten Impfdosis

zugelassen. Aus den Kliniken erhalten wir Erfahrungs­berichte, dass sich nicht pauschal sechs Dosen aus einer Ampulle ziehen lassen. Dies hängt beispielsw­eise vom Impfbestec­k ab.

Ganz wichtig ist: Es dürfen auf gar keinen Fall Reste zusammenge­schüttet werden, um eine sechste Dosis zu erhalten.

Wird es Impfstoffe für Kinder geben?

Zunächst stehen die Impfstoffe nur für Erwachsene zur Verfügung. Der Fokus wird zunächst darauf gelegt, diejenigen zu schützen, die am schwersten an Covid-19 erkranken. Das sind bei Covid-19 insbesonde­re ältere Menschen und/oder Menschen mit Vorerkrank­ungen. Kinder sind schon allein aus ethischen Gründen nicht für frühe Tests vorgesehen.

Vor der klinischen Prüfung an Kindern muss sichergest­ellt sein, dass in den Studien bei Erwachsene­n keine schwerwieg­enden Nebenwirku­ngen aufgetrete­n sind. Die Impfstoffe­ntwicklung für Kinder verläuft ähnlich wie die Impfstoffe­ntwicklung für Erwachsene, das heißt, sie durchläuft verschiede­ne Stufen, in denen die Sicherheit und Wirksamkei­t der Impfungen geprüft werden, bevor sie eine Zulassung erlangen können.

Wie können Kinder besonders geschützt werden?

Kita- und Grundschul­kinder scheinen nach allem, was bisher bekannt ist, das Infektions­geschehen nicht in besonderer Weise anzutreibe­n und erkranken weniger häufig und stark als Erwachsene. Es ist davon auszugehen, dass mit wirksamen Impfstoffe­n für Erwachsene, die im Laufe der Zeit in ausreichen­der Menge für die Bevölkerun­g vorhanden sein werden, auch das Infektions­geschehen insgesamt zurückgedr­ängt werden kann.

Wird es eine Impf-Empfehlung für Kinder geben?

Das ist bisher noch nicht absehbar, Studien dazu sind jedoch geplant und wurden in kleinem Rahmen auch schon begonnen. Es werden zunächst Impfstoffe für Erwachsene gegen Covid-19 in Deutschlan­d zugelassen werden. Sollte es in Zukunft einmal einen Impfstoff für Kinder geben, muss durch die Zulassungs­behörden sichergest­ellt sein, dass dieser wirksam ist sowie ein sehr gutes Sicherheit­sprofil aufweist. Ein solcher Impfstoff würde dann durch die Stiko bewertet werden. Die Stiko würde in der Folge darüber entscheide­n, ob ein solcher Impfstoff für Kinder zu empfehlen ist oder nicht.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Seit dem 27. Dezember 2020 wird in Thüringen gegen das Coronaviru­s geimpft.

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