Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Buhrufe für die Finanzministerin
Schätzungsweise 800 bis 1000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes demonstrieren in Erfurt für höhere Löhne
Die Straßenbahnen blieben stehen, aus den Geschäften kamen die Verkäuferinnen, um nachzusehen, wer sich lärmend durch die Erfurter Innenstadt bewegt. Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Kettensägen machten die Demonstranten auf sich und ihr Anliegen aufmerksam.
Lehrer- und Erzieherinnen, Polizisten, Beschäftigte von Universitäten und vom Landesforst zogen gestern vom Fischmarkt zur Staatskanzlei. „Wir sind hier zusammengekommen, um unsere Forderungen in der laufenden Tarifauseinandersetzung für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in den Ländern zu bekräftigen“, so die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Kathrin Vitzthum. Die Gewerkschaft hatte zum Warnstreik aufgerufen. Lehrer und Erzieher aus allen Landesteilen waren mit Bussen nach Erfurt gekommen. Nach Polizeischätzungen zogen etwa 800 bis 1000 Demonstranten durch die Innenstadt.
Es gehe um die Wertschätzung der Arbeit der Beschäftigten, so Thüringens DGB-Chef Sandro Witt. „Sechs Prozent müssen drin sein“, unterstützte er die Forderung der Gewerkschaften. Auf die Frage, wer die Lohnerhöhung bezahlen solle, habe er auch eine Antwort, sagte Witt und forderte eine Vermögenssteuer. „Wir brauchen mehr Polizisten und mehr Lehrer, denn Sicherheit und Bildung stehen ganz oben auf der Tagesordnung“, erklärte der Gewerkschafter. Die Behauptung, dass kein Geld da sei, stimme nicht, angesichts der besten Steuereinnahmen von Bund und Ländern seit Jahren, so der Chef des Beamtenbundes in Thüringen, Helmut Liebermann.
Sie werbe für einen moderaten Tarifabschluss, so Finanzministerin Heike Taubert (SPD) und erntete Buhrufe. „Wir müssen eine Balance wahren zwischen Personalausgaben und Investitionen etwa in Straßen und Hochschulen“, sagte sie. Er habe keinen Grund, sich für die Rede der Ministerin zu bedanken, entgegnete der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Kai Christ. Schon die vorangegangene Lohnrunde sei eine Nullrunde gewesen.