Thüringische Landeszeitung (Gera)
Zwischen Tango und Jazz
Nordhäuser Band „Zierdt“nimmt beim Thüringen Grammy teil. Zwei Konzerte im Herbst
„Wer aus der Provinz raus will, der muss die Füße stillhalten können“, sagt Oliver Wieninger. Hinter ihm steht ein Schlagzeug. Ohne das große Instrument wäre dieser Raum im Süden Nordhausens eher unscheinbar, doch so ist es ganz eindeutig: Hier wird Musik gemacht. Michael Zierdt sitzt ihm gegenüber auf der Couch. Er ist Namensgeber und Songschreiber der Band, die die beiden ins Leben gerufen haben. „Zierdt“vertont Alltagslyrik, mal mit jazziger Note, mal mit mitreißenden Rhythmen, die an Tango erinnern. Das Ziel: Menschen mit ihrer Musik begeistern. Und das nicht nur in Nordhausen.
Michael Zierdt und Oliver Wieninger kennen sich schon seit etwa 20 Jahren, haben in dieser Zeit viel Musik zusammen gemacht und sich in unterschiedlichen Konstellationen und Genres ausprobiert. Von Akustik-Projekten bis zu einer RoryGallagher-Tribute-Band gab es so einiges. Vor ungefähr zwei Jahren haben sie wieder zueinander gefunden,. Unter Michael Zierdts Nachnamen wollen sie jetzt richtig durchstarten.
„Der Name kann natürlich total kreativ und ausgefallen sein – so ist es aber relativ einfach zu erklären“, erklärt Wieninger. Und Zierdt selbst fügt lächelnd hinzu: „Na ja, ich habe die Lieder halt geschrieben.“Inspiration dafür finde er vor allem im Alltag und bei anderen Menschen. Am Bahnhof beobachtet er sie gern und denkt sich dann Geschichten aus. Die genauen Botschaften hinter den Songs verrät er aber niemandem. „Das ist mein Geheimnis. Und das bleibt es auch“, betont er grinsend.
Das lade auch zur eigenen Interpretation ein, sagt er. „Alles auf den Punkt zu bringen, ist vielleicht eindeutig, wird aber auch schnell langweilig.“Ein „Konzept“gebe es nicht hinter dem Album „Wieder so ein Tag“, das die Band vergangenen Herbst veröffentlichte. Zierdt schreibt, was ihn beschäftigt und bewegt, je nach Stimmungslage.
Ganz allein zu arbeiten, darauf hätte er aber auch keine Lust. Gemeinsam
mit Drummer und Koproduzent Oliver Wieninger verpasste er den Liedern dann den letzten Schliff. Im Anschluss holten sie weitere Musiker für die Aufnahme der acht Songs dazu, die unter anderem durch ein starkes Bläserarrangement auffallen.
Die Besetzung sei bei der Aufnahme der Platte vor zwei Jahren allerdings noch eine andere gewesen als jetzt, erzählt Zierdt. „Live-Konzerte waren ursprünglich gar nicht geplant“, sagt er, „wir wollten einfach unsere Musik schonmal präsentieren.“Als feststand, dass Auftritte wieder möglich sein würden, stellten sie die Gruppe neu zusammen.
Neben Michael Zierdt als Sänger und Akustikgitarrist sowie Oliver Wieninger am Schlagzeug gehören nun auch Miguel Bujosa Ferrer am Bass, Georg Schroeter am Piano und Phillip Aderhold an der E-Gitarre dazu. Zu fünft seien sie nun eine „gute Truppe“, sagt Wieninger, jeder beherrsche sein Instrument und setze sich auch mit der Musik auseinander. Einmal die Woche treffen sie sich im Probenraum und bereiten sich auf die Konzerte am 2. September und 12. November vor.
„Man muss immer aufpassen, dass die Intention der Songs nicht rausgenommen wird“, gibt Wieninger zu bedenken. In den vergangenen Jahren hätten sie „ein hohes Lehrgeld bezahlt“. Immer wieder gebe es Musiker, die die Arrangements verändern und die Songs verbiegen wollen.
Den „eigenen Senf dazugeben“könnten die Bandmitglieder selbstverständlich trotzdem, sagt er. „Es ist wie ein Lückentext. Das Raster steht, aber es gibt für manche Stellen auch mehrere Möglichkeiten, sie zu füllen.“
Von einem „festen Raster“kann bei den Liedern von „Zierdt“allerdings keine Reden sein. Trotz der kleinen Anzahl der Songs beweisen die Musiker große Vielfalt. Für Michael Zierdt ist das nur logisch, schließlich höre er auch ganz unterschiedliche Musik. Klassik, Rock, Metal, kurz: „alles, was eine Seele hat“, erklärt er. Das beeinflusse auch seine eigenen Kompositionen.
Für diese Vielfalt wollen sie nun eine Zielgruppe finden, um weitermachen zu können, sagt Wieninger.
Die Teilnahme am diesjährigen Thüringen Grammy, dem größten Musikwettbewerb in Mitteldeutschland, ist für „Zierdt“deshalb ein wichtiger Schritt. „Gewinnen wäre zwar schön, aber uns geht es vor allem um die Reichweite“, sagt Zierdt.
Insgesamt 25 Musikgruppen oder Solisten sind dieses Jahr dabei. Neben einer Jury darf auch das Publikum mitentscheiden, wer am 7. Oktober ins Finale ziehen darf. Bis zum 21. August können Fans abstimmen. Bis dahin versucht sich „Zierdt“ein bisschen am eigenen Online-Marketing, etwa über Facebook. Das sei heute zwar unabdingbar, sagt Wieninger, aber am Ende müsse die Musik gefallen, das sei immer noch am wichtigsten.
Konzerte: 2.9., 19 Uhr, Pferdemarkt 1, Nordhausen. 12.11., 19 Uhr, Barfüßerstraße 3, Nordhausen. Voting und Infos unter