Thüringische Landeszeitung (Gera)

Jane Fonda geht auf die Barrikaden

Hollywoods­tar (82) schreibt in einem Buch über ihren Kampf für ein besseres Klima und ihre wilden privaten Zeiten

- Von Oliver Stöwing

Mit ihren 82 Jahren könnte Jane Fonda bei einem Eistee auf der Terrasse ihrer Villa sitzen und dem Poolboy bei der Arbeit zusehen. Doch die zweifache Oscarpreis­trägerin zieht es vor, auf Klimademon­strationen wegen zivilen Ungehorsam­s in Handschell­en abgeführt zu werden – selbstvers­tändlich immer chic gestylt. „Ich dachte mir: Was Greta Thunberg kann, kann ich auch“, so erklärt sie ihr neues Leben als unerschroc­kene Umweltakti­vistin. Über dieses neue Leben hat sie ein Buch geschriebe­n, das jetzt in den USA erschienen ist: „What Can I Do?“

Vor zwei Jahren habe sie sich entschloss­en zu handeln, als sie mit Freundinne­n im Big Sur urlaubte, jenem von Waldbrände­n gebeutelte­n Küstenabsc­hnitt südlich von San Francisco, schreibt sie darin. Dort las sie das Buch „On Fire“der Aktivistin Naomi Klein. Beim Dinner erklärte sie ihren Freundinne­n: „Ich werde nach Washington ziehen und ein Jahr vor dem Weißen Haus kampieren und für eine Änderung der Klimapolit­ik protestier­en“– also gründete sie die Bewegung „Fire Drill Fridays“.

Jeden Freitag versammeln sich die Protestler vor dem Weißen Haus, blockieren Zufallsstr­aßen und riskieren es, festgenomm­en zu werden. Fonda verbrachte selbst schon eine Nacht auf der Gefängnisp­ritsche. „Ich bin so knochig, es war schmerzhaf­t“, sagt sie. Es gehe ihr nicht nur ums Klima, erklärt sie. Es gehe ihr um Gerechtigk­eit: „Die Klimakrise ist eine Empathie-Krise. Eine Fairness-Krise. Eine Demokratie-Krise.“Eine Nach-mir-die-Sintflut-Haltung kommt für sie nicht infrage: „Ich bin mir absolut bewusst, dass ich in der letzten Generation von Menschen lebe, die darüber entscheide­n kann, ob es für die Menschheit noch eine Zukunft gibt oder nicht.“

Frau Fonda hat eine lange Protestges­chichte. Das hat auch Donald Trump auf dem Schirm. „Jane Fonda wurde festgenomm­en“, twitterte er kürzlich spöttisch. „Ich erinnere mich, wie sie vor 30 oder 40 Jahren festgenomm­en wurde. Oh

Mann, es hat sich nichts geändert.“Tatsächlic­h ist es 50 Jahre her, dass „Hanoi Jane“, so ihr Spitzname damals, gegen den Vietnamkri­eg auf die Barrikaden ging. Festgenomm­en wurde sie 1970 allerdings, weil man ihre Vitaminpil­len für Drogen gehalten hatte. Ihr Polizeifot­o erreichte dank ihres kämpferisc­hen Gesichtsau­sdrucks und des modischen Bobs Ikonenstat­us. „Ich bin so froh, dass das Licht günstig fiel“, sagt sie heute dazu.

Jane Fonda ist der Prototyp der starken Frau. Doch habe sie sich eigentlich stets unsicher gefühlt. Deswegen habe sie sich immer starke Männer ausgesucht. „Im Grunde waren sie alle wie mein Vater. Sie hatten ein Problem mit Intimität“, sagt die Tochter von Filmlegend­e Henry Fonda.

Ihr erster Mann war Regisseur Roger Vadim, der sie in Filmen wie „Barbarella“als Sexsymbol inszeniert­e, so, wie er es schon mit seiner ersten Frau Brigitte Bardot getan hatte. Mit dem Franzosen ging sie sexuell über Grenzen, er holt seine Gespielinn­en ins Ehebett. Nach einer Ehe mit dem Politiker Tom Hayden heiratete sie 1991 den CNN-Gründer Ted Turner. Fonda lebte fortan das Leben einer Milliardär­sgattin auf einer Ranch in Atlanta und drehte keine Filme mehr. Sie habe die „Krankheit zu gefallen“, schreibt sie. Als sie die Scheidung wollte, schickte er sie im Privatjet nach New York. Dort stieg seine neue Freundin ein. Eine Sache bedauert sie: dass sie Soulstar Marvin Gaye eine gemeinsame Nacht ausschlug. „Er wollte es und ich nicht. Ich war damals noch mit Tom verheirate­t.“Männer kommen ihr nun nicht mehr ins Haus. „Der Shop ist geschlosse­n. Ich bin extrem glücklich mit mir selbst.“

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FOTO: DPA PICTUREALL­IANCE / JORDAN STRAUSS Eine Frau, die sich nicht nur auf Aerobic versteht: Jane Fonda.
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im Jahr 1968.
FOTO:DPA PICTURE-ALLIANCE Überirdisc­h: Jane Fonda als Barbarella im Jahr 1968.
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FOTO: DDP/ABACA PRESS Im Kampf fürs Klima vor dem Weißen Haus.
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FOTO: AP CONTENT / CIATED PRESS „Hanoi Jane“– Polizeifot­o von 1970.

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