Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ungeklärte­r Weg eines Sturmgeweh­rs

G36 der Bundeswehr ist zehn Jahre weg

- Von Fabian Klaus

Die Thüringer Bundestags­abgeordnet­e Martina Renner (Linke) hat auf eine parlamenta­rische Anfrage zu sichergest­ellten Schusswaff­en eine lapidare Antwort erhalten. „Der Bundesregi­erung liegen keine statistisc­hen Daten dazu vor, in wie vielen Fällen sichergest­ellte Schusswaff­en aus Beständen der Bundeswehr oder der Polizei stammen“, heißt es in dem Dokument.

Dabei hätte bekannt sein müssen, dass mindestens ein in den vergangene­n Jahren sichergest­elltes G36Gewehr aus Beständen der Bundeswehr stammt. 2019 hatte die Bundesregi­erung auf Anfrage von Renner noch mitgeteilt, dass zu diesem Zeitpunkt noch 65 Schusswaff­en der Bundeswehr fehlten.

Bei einer Hausdurchs­uchung im Januar 2018 in Dingelstäd­t (Landkreis Eichsfeld) fanden Beamte der Thüringer Polizei das Sturmgeweh­r und 31 Schuss Munition, wie aus den Ermittlung­sakten hervorgeht. Woher das Gewehr stammt, konnte geklärt werden: Im November 2009 war es vom Truppenübu­ngsplatz in Ohrdruf nach einer Übung verschwund­en und entspreche­nd gemeldet worden – allerdings ohne Munition.

Dass die Beamten überhaupt fündig wurden bei dem damals 42-jährigen Eichsfelde­r, war wiederum Zufall. Eigentlich durchsucht­en sie seine Räume wegen Ermittlung­en zu einem Fall der Körperverl­etzung. Im Anschluss hatte der Mann zusätzlich ein Ermittlung­sverfahren wegen Verstoßes gegen das Kriegswaff­enkontroll­gesetz am Hals.

Vom Amtsgerich­t Mühlhausen wurde er im Juli 2019 freigespro­chen. Die Richter sahen es nicht als erwiesen an, dass der Mann die tatsächlic­he Gewalt über die Waffe ausgeübt habe. Die Mühlhäuser Staatsanwa­ltschaft lässt das Thema dennoch nicht los – sie legte noch am Tag des Urteils Berufung beim Landgerich­t Mühlhausen ein. Das allerdings lässt sich mit der Verhandlun­g Zeit. Eine Anfrage dieser Zeitung dazu blieb über eine Woche unbeantwor­tet.

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