Thüringische Landeszeitung (Gera)
Einem Wald beim Wachsen zusehen
Im Geraer Tierpark entsteht ein Klimagarten. Besucher können hier entspannen und lernen
Eigentlich wollte Franka Gottschald wissen, wie es so in einer Umweltbehörde läuft. Dann ist der Praktikantin in dem Fachdienst der Geraer Stadtverwaltung eine spannende Aufgabe angetragen worden, deren Umsetzung sich nach beinahe sechs Wochen sehen lassen kann.
Unter den fachkundigen Augen von Fachdienstleiter Konrad Nickschick hat die 21-Jährige den Startschuss für das Projekt „Klimagarten“im Tierpark gegeben. Auf einem 0,5 Hektar großen Waldstück zwischen Luchsgehege und Oberem Bahnhof der Parkeisenbahn setzt die angehende Landschaftsarchitektin eine Idee um, die auf Langfristigkeit abzielt.
„Schon lange war klar, dass die Fichten in diesem Bereich weg müssen und dadurch eine Freifläche mitten im Waldzoo entsteht. Die Hanglage ist eigentlich eher ungünstig, der Boden sauer durch die Nadelbäume und noch dazu ein Nordhang“, erklärt Nickschick.
Trotzdem findet er das ausgewählte Areal ideal, um dort einen Klimagarten entstehen zu lassen: „Der Tierpark ist ein geschütztes Gebiet, dort haben wir ohnehin Otegau-Mitarbeiter, die bei der Gestaltung und Pflege helfen können und wir erweitern den Tierpark nebenbei um eine Attraktion.“
Experiment mit ganz neuen Gehölzen
Die durch Trockenheit, Borkenkäfer und Sturmschäden in Mitleidenschaft gezogenen Fichten wurden schon eingeschlagen. Nach den Plänen von Franka Gottschald ist das Waldstück auch bereits in kleine Quartiere unterteilt, abgesteckt durch Miniatur-Weidenzäune, die dem abschüssigen Gebiet eine schöne Struktur verleihen. „In den verschiedenen Bereichen sollen nun unterschiedliche Gehölze gepflanzt werden, wie Feldahorn, Weißtanne, Zerreiche, Weißdorne, Hundsrose und asiatisches Gelbholz. Mit ihnen wollen wir testen, ob und wie sie mit den neuen klimatischen Bedingungen zurecht kommen, das heißt, wie sie die Kombination aus Trockenheit, Sandsteinboden und wenig Schatten verkraften“, sagt sie.
Neben diesem Experiment, das über Jahre und Jahrzehnte begleitet werden muss, sollen auch die Tierparkbesucher profitieren. Deshalb werden zwischen den Pflanzquartieren gestalterische Elemente wie Sitzbänke, ein Teich und Spielelemente für Kinder platziert.
Ein neu entstehender Wald also, dessen Werden Groß und Klein beobachten können, indem sie mittendrin sitzen, entspannen, spazieren und spielen und die Natur entdecken. „Infotafeln und Datenblätter zu den 27 geplanten Gehölzarten und Bodenbedingungen können die Besucher gleich für ihre Umweltbildung nutzen“, ergänzt Konrad Nickschick.
Attraktion für Tierparkbesucher
Er stellt sich auch eine Rutsche durch das gesamte Areal vor und eine große Strauchbepflanzung am Luchsgehege, an der sich künftig Insekten und Bienen tummeln.
Je nachdem, welche finanziellen Mittel eingesetzt werden können, etwa aus der städtischen Baumschutzsatzung oder aus Ausgleichsmaßnahmen und Spenden, desto intensiver kann die Klimagartenidee realisiert werden.
Sollte die Versuchsfläche nicht nur aus fachlicher Sicht, sondern auch ein Publikumserfolg werden, plant der Fachdienstleiter eine Ausdehnung des Waldstücks. Schon jetzt können sich Tierparkbesucher von den Vorbereitungen überzeugen. Sowohl links vom Oberen Bahnhof als auch hinterm Luchsgehege führen Spazierwege direkt auf die Fläche