Thüringische Landeszeitung (Gera)
Regionale Kreisläufe fördern
Bio-Eier zu Ostern kommen aus der Region
Eigentlich wäre Ostern jetzt die Zeit, in der eine deutliche Nachfrage an Eiern spürbar wäre. Aber diesmal begann der Ansturm auf die Ware schon früher. Wegen der Corona-Krise ist der Absatz bereits seit einige Wochen höher als sonst. Das freut Landwirt Renè Kolbe auf der einen Seite. Es bringt ihn aber auch zum Nachdenken. „In der Krise jetzt wird deutlich, wie wichtig die Grundversorgung mit Lebensmitteln ist“, sagt er. Und wie anfällig weltweite Produktionskreisläufe im Falle solcher globalen Katastrophen sein können. Der Ackerbauer des Jahres 2018 wirbt daher für eine Landwirtschaft, die wieder mehr die regionalen Kreisläufe fördert.
Seit 2014 produziert der Landwirt Bio-Eier. Im Jahr 2018 startete die Junghennenaufzucht in Läwitz. Weil er mehr Faktoren in der eigenen Hand haben wollte, wie er sagt. Und weil es für Bio einen Markt gibt. Heute hält er 12.000 Hühner in seiner Halle. Jedes Huhn legt 285 bis 300 Eier pro Jahr. Die Tiere haben in der biologischen Haltung mehr Platz. Erhalten Spielzeug und es wird auf das Sozialverhalten Wert gelegt. Aber von Renè Kolbe wird man keine romantischen Phrasen vom glücklichen Ei von glücklichen Hühner hören. „Die Annahme, sobald irgendwo Bio drauf steht, dann ist die Welt in Ordnung, stimmt so nicht", sagt er.
Im Jahr 2018 wurden in Thüringen insgesamt 478 Millionen Eier gelegt. Bio-Eier machten knapp sieben Prozent der Produktion aus. „Mir persönlich schmeckt das BioEi besser. Und auch das Sozialverhalten der Tiere ist durch den zusätzlichen Platz besser", sagt er. Aber eine Landwirtschaft, die ausschließlich biologisch produziert, sei nicht geeignet, um die Grundversorgung mit Lebensmitteln in Deutschland vorzuhalten. „Mehr als zehn Prozent Bio wird nicht machbar sein“, sagt er. So sei beispielsweise die Hühnerhaltung nach ökologischen Gesichtspunkten eben auch durch viel mehr Gefahren für die Tiere gekennzeichnet. Krankheitserreger und natürliche Feinde seien vor allem in der Freilandhaltung ein Problem.
Gesamte Produktionskette in der eigenen Hand
Einen Ansatz, um die Landwirtschaft nachhaltiger und weniger krisenanfälliger zu machen, sieht Renè Kolbe darin, regionale Kreisläufe zu fördern. Der Vorteil: Der Landwirt kann die einzelnen Produktionsschritte aufeinander abstimmen, kurze Transportwege und Krisenfestigkeit.
Das führt uns zurück zum Ei. Alles nimmt seinen Anfang im Junghennenstall in Läwitz. „Das ist quasi die Schule und die Kita der Tiere“, sagt Renè Kolbe. Die Tiere werden hier bereits auf die Bedingungen im Hühnerstall vorbereitet. Sie gewöhnen sich an die Freiflächen und das Sitzen auf der Stange. Renè Kolbe hat außerdem die gesamte Produktionskette, von der Erzeugung der Futtermittel bis zum Bio-Ei, in der eigenen Verantwortung. In der Junghennenaufzucht bleiben die Tiere bis zur 19. Woche. Im Hühnerstall in Rößnitz legen die Tiere dann über einen Zeitraum zwischen 14 und 16 Monaten Eier. „Die Tiere reagieren auf das zusätzliche Platzangebot sehr positiv“, sagt Renè Kolbe. Durch die Umstellung eines Teils des Betriebes auf Bio habe sich an seinem Verhältnis zum Tier aber grundsätzlich nichts geändert. „Entweder ich schätze das Tier oder nicht. Bei mir war diese Wertschätzung schon immer da“, sagt er.