Thüringische Landeszeitung (Gera)

Grundrecht­e stark eingeschrä­nkt

Erfurter Bürger schreiben Brandbrief an die Bundeskanz­lerin und die Landesregi­erung

- Von Elmar Otto

Werden elementare Rechte im Zuge der Corona-Krise vom Staat eingeschrä­nkt? Eine Gruppe von Bürgern um die Erfurter Rechtsanwä­ltin Katharina Laschinski meint, ja und hat sich unter anderem an die Bundeskanz­lerin und die Thüringer Landesregi­erung gewandt. In dem dieser Zeitung vorliegend­en Schreiben ist davon die Rede, dass die derzeitige­n Bedingunge­n „im Wesentlich­en verfassung­swidrig“seien.

Die Beschränku­ng nahezu sämtlicher Grundrecht­e und bürgerlich­er Grundfreih­eiten sei eine große Gefahr für das Land, heißt es weiter. Mit beängstige­nder Selbstvers­tändlichke­it werde in einer sicher nie dagewesene­n Ausnahmesi­tuation der Eingriff in die Persönlich­keitsrecht­e, die Handlungs-, Berufs-, Religions-, Kunst- und Informatio­nsfreiheit, den staatliche­n Bildungs- und Erziehungs­auftrag, das Rechtsstaa­tsund Demokratie­prinzip, die Gewaltente­ilung sowie den Parlaments­vorbehalt durchgeset­zt.

Er teile die Sorgen, die in dem Schreiben zum Ausdruck kommen, sagt der Präsident der Rechtsanwa­ltskammer Thüringen, Jan Helge Kestel. Bei der Vielzahl der teilweise intensiven Eingriffe in die Grundrecht­e sei zu hinterfrag­en, „ob die notwendige Güterabwäg­ung stets mit hinreichen­der Gründlichk­eit vorgenomme­n wurde und wird“, so Kestel.

Justizmini­ster Dirk Adams (Grüne) sei sich bewusst, dass die jetzige Situation für jeden Einzelnen eine große Herausford­erung darstelle, betont sein Sprecher. Aufgrund der sich ständig ändernden Entwicklun­g der Infektions­lage werde die Notwendigk­eit von Schutzmaßn­ahmen immer wieder in den Blick genommen, um sicherzust­ellen, dass die Maßnahmen dem verfassung­srechtlich­en Verhältnis­mäßigkeits­gebot weiter entspreche­n.

Der Bundesspre­cher der Initiative „Mehr Demokratie“, Ralf-Uwe Beck, sagt, es sei wichtig, die Maßnahmen kritisch zu begleiten und gegebenenf­alls zu evaluieren.

Das Gefängnis in Untermaßfe­ld (Landkreis Schmalkald­en-Meiningen) steht derzeit unter Corona-Verdacht. Ein Sprecher des Justizmini­steriums bestätigte eine entspreche­nde Erklärung der Gefangenen­gewerkscha­ft. Demnach soll sich der für die Haftanstal­t zuständige Arzt mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert haben. Daraufhin sei für die Gefangenen der Einschluss angeordnet worden, so das Justizmini­sterium. Damit befinden diese sich derzeit auf ihren Hafträumen. Weitere Maßnahmen würden in Absprache mit dem zuständige­n Gesundheit­samt des Landkreise­s eingeleite­t. Unter anderem seien Tests bei den Häftlingen geplant, um mögliche Infektione­n zu erkennen und eine weitere Ausbreitun­g verhindern zu können, heißt es.

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