Thüringische Landeszeitung (Gera)
Weniger Bargeld, aber kaum digitale Währungen
Weltwirtschaftsinstitut Hamburg veröffentlicht Studie zum Wandel der Zahlungsmittel – Deutschland ist konservativ
FRANKFURT/MAIN. Digitales Bezahlen wird das Bargeld verdrängen. In Deutschland wird das aber noch dauern. Und digitale Währungen werden Euro, Dollar und andere gesetzliche Zahlungsmittel nicht ersetzen. Denn die haben eine Zentralbank, die sie in Krisen unterstützt. So stellen sich das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und die Berenberg Bank „die Zukunft des Geldes“ vor. Untertitel einer neuen Studie: „Das Geld der Zukunft“. Das wird in Deutschland, solange es ihn gibt, der Euro sein, gern auch als Bargeld. Hierzulande werden 80 Prozent aller Einkäufe bar bezahlt. Der Anteil dürfte bis 2030 auf 50 Prozent sinken, da jüngere Menschen in höherem Maße elektronische Zahlungsmittel nutzten. Auch machten neue Techniken das digitale Bezahlen in Zukunft deutlich leichter, etwa mithilfe von Smartphones.
In Dänemark und Schweden spielt Bargeld kaum mehr eine Rolle. In Schweden bezahlen 90 Prozent der Kunden ihre Einkäufe per Bankkarte. Jeder Neunte sagt, er benötige überhaupt kein Bargeld mehr. In Südeuropa sind Bargeschäfte im Kampf gegen Steuerhinterziehung und Schwarzgeld auf 1500 Euro (in Griechenland) bis 3000 Euro (in Italien) begrenzt.
Auch wenn digitales Bezahlen sich in Deutschland immer mehr durchsetzen wird: Es wird noch in Euro bezahlt, nicht in digitalen Währungen – denn es gibt nur ein paar Dutzend Akzeptanzstellen. Bitcoins seien trotz eines fulminanten Wertzuwachses auch nicht als Wertaufbewahrungsmittel geeignet, meint Jörn Quitzau, Volkswirt der Berenberg Bank. Dazu schwanke der Kurs zu stark. Müsse man zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen, könne man ein Kurstief erwischen. Zudem sei der langfristige Wertzuwachs nicht gesichert, weil ständig neue Digitalwährungen erfunden werden könnten. Mittlerweile sind es mehr als 871.
Allen fehlen die gesetzliche Annahmepflicht und eine Zentralbank im Rücken. Etwas salopper formuliert: Im Falle einer Finanzkrise haut die digitalen Währungen niemand raus. Den neuen Geldsystemen, so Professor Henning Vöpel vom HWWI, wohne eben keine Funktion inne, die nötig sei, „um ein modernes Geldwesen zu regulieren und zu steuern“.