Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Polizei mit Kleber- Spezialisten
Einsatzkräfte für neue Art von Protest geschult. Kundgebung der Klimaaktivisten in Jena aufgelöst
Dick eingepackt sitzen sechs junge Menschen auf der Jenaer Knebelstraße an der Ecke zur Fischergasse. Mit der einen Hand halten sie Transparente vor sich. Die andere ruht auf dem Boden – festgeklebt mit Alleskleber.
Als die Polizei am Montagmorgen gegen 8 Uhr den Hinweis erhält, dass Personen eine Straße blockierten, ist noch nicht klar, dass ein Großeinsatz bevorsteht. Doch die Polizei ist vorbereitet: Klimaaktivisten der Letzten Generation kündigten bereits vergangenen Monat an, dass es am 6. Februar bundesweit zu Protestaktionen kommen wird.
Die Aktivisten haben sich auf die Witterung eingestellt. Neben Essen und Getränken hätten sie auch Wärmepads sowie Rettungsdecken dabei, erklärt der Sprecher der Gruppe, Lars Ritter.
Immer wieder halten Passanten inne, um ihren Frust über die Aktion abzulassen. Das Ordnungsamt duldet die Blockade als Spontankundgebung – unter der Bedingung, dass diese um 10 Uhr beendet wird. Letztendlich muss die Kundgebung aber dann doch aufgelöst werden. Besondere Vorsicht ist dabei geboten, weil zuerst der Kleber entfernt werden muss. Dafür gebe es innerhalb der Bereitschaftspolizei seit vergangenem Jahr eine spezielle
Gruppe, angegliedert an die technische Einsatzeinheit, sagt Polizeisprecher Daniel Müller. Diese beschäftige sich mit Lösungsmitteln und werde dazu auch geschult. Ziel sei es, Klebstoffe rückstandslos und ohne Verletzungen zu entfernen.
Um 10.26 Uhr rückt die Einsatzgruppe mit zwei Alu-Koffern an. Mit einer Spritze wird das Mittel aufgezogen. Ein Schlauch am Ende der Spritze ermöglicht genaueres Arbeiten. Letztendlich wird das Lösemittel durch eine Kanüle am Ende des Schlauches gezielt aufgetragen. Zehn Minuten nachdem Beamte die letzte Aktivistin von der Straße geholt haben, gibt die Polizei die Straße gegen 11 Uhr wieder frei.