Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Tod einer Katze wird zum Politikum
Kater Neko wurde in Paris vom Zug überfahren – die Empörung ist groß
Neko ist der Name der derzeit bekanntesten Katze Frankreichs. Sogar Innenminister Gérald Darmanin hat ihr Schicksal aufgewühlt. Neko wurde Anfang Januar im Pariser Bahnhof Montparnasse von einem anfahrenden Zug überrollt und auf der Stelle getötet. Sein Schicksal könnte ein gerichtliches Nachspiel haben.
Der Kater war seiner Besitzerin, dem 15-jährigen Mädchen Melaïna, aus einer Tragetasche entwischt und hatte sich unter einen Schnellzug geflüchtet. Die Bitte der Mutter, die Abfahrt des Zuges erst einmal zu verzögern, stieß auf taube Ohren.
Nach 20 Minuten setzte sich der Zug in Bewegung, fahrplanmäßig, und besiegelte Nekos Schicksal. Innerhalb weniger Tage schlug die landesweite Empörung über die „Herzlosigkeit“der Staatseisenbahn SNCF solche Wellen, dass sich sogar der Innenminister zu Wort meldete. „Der Vorfall im Bahnhof Montparnasse hat mich ebenso schockiert wie viele unserer Mitbürger“, erklärte Darmanin. „Noch schockierender aber ist die Art und Weise, wie die SNCF mit dieser schrecklichen Angelegenheit umgegangen ist!“Wenig später versprach der Minister nicht nur, die polizeilichen Mittel für die Bekämpfung der Gewalt gegen Tiere zu verstärken. Nun will er untersuchen lassen, ob es beim Tod von Neko eine strafrechtliche Verantwortung gebe.
Wegen „schwerer Misshandlung und Grausamkeit mit Todesfolge für ein Tier“hat die Haustierorganisation „30 Millionen Freunde“Klage gegen die SNCF angestrengt.
Sollte es tatsächlich zu einem Prozess kommen, könnte eine Geldstrafe von bis zu 75.000 Euro gegen die SNCF verhängt werden sowie bis zu fünf Jahren Haft für den oder die Verantwortlichen des Bahnhofs Montparnasse. 2015 ist in Frankreich, wo in mindestens jedem zweiten Haushalt ein Hund oder eine Katze leben, ein Gesetz in Kraft getreten, welches Tiere als Wesen anerkennt, die Gefühle haben und Schmerzen empfinden können. Zuvor galten sie juristisch als Sachobjekte. Die Verabschiedung dieses Textes ging mit einer empfindlichen Erhöhung der Strafen für Tierquälerei einher, die 2021 noch einmal verschärft worden sind.*