Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Geduld und Flexibilität zahlen sich aus
Die Black Dragons Erfurt scheinen mit veränderter Taktik in der Eishockey-Oberliga Nord ein ernstzunehmender Playoff-Anwärter zu sein
Erfurt. Es war ein Bild, das sich in der vergangenen Saison in schöner, aus Erfurter Sicht allerdings trauriger Regelmäßigkeit wiederholte: Die TecArt Black Dragons starteten mit Volldampf in die Spiele, versuchten ihre Gegner im ersten Viertel zu überraschen und zu überrennen. Doch aus ihren Chancen generierten sie zu wenig Tore, und die früh verbrauchten Körner rächten sich immer wieder, wenn die Gegner im zweiten oder spätestens dritten Drittel davonzogen.
Mit Raphael Joly kam nicht nur ein neuer Trainer, sondern auch eine neue Taktik nach Erfurt. Er versucht seiner Mannschaft Geduld und Flexibilität einzuimpfen. Heißt: Etwas bedächtiger ins Spiel starten, um bis zum Ende Kraft und Konzentration zu haben, und dazu die Gegner mit immer wieder – oft während des Spiels – veränderten Reihen überraschen.
Fischer Verteidiger, Spister „wandert“
So gibt der Topscorer der Vorsaison, Sean Fischer, nun plötzlich den offensivstarken Verteidiger. Neuzugang Alexander Spister, der meist in der dritten Sturmreihe an der Seite der Erfurter Youngsters Enzo Herrschaft und Fritz Denner die Spiele beginnt, kreuzt je nach Situation und Spielverlauf auf einmal in der zweiten oder ersten Reihe auf.
Die bisherigen Resultate können sich sehen lassen. Nach dem stark herausgespielten 5:1 in Leipzig zum Auftakt entschieden bei den Niederlagen gegen Hamburg und Tilburg Kleinigkeiten die über weite Strecken ausgeglichenen Partien.
„Man hat in den entscheidenden Szenen gesehen, dass Hamburg und Tilburg eingespielte Teams sind, während meine in Teilen neu zusammengestellte Mannschaft noch dabei ist, sich zu finden“, meinte Joly. Zuletzt zeigte das Erfurter Team beim nächsten Prestigeerfolg gegen einen Ostrivalen, dem 4:3 gegen die Saale Bulls Halle nach Penaltyschießen, laut Joly sein „bisher bestes Spiel. Das Team nimmt meine Philosophie an, ich erkenne deutlich eine Entwicklung.“
Gerade gegen Halle zeigten die Drachen starke Comeback-Qualitäten, machten ein 0:2 und 2:3 wett und verdienten sich den Sieg mit jener Kraft, die sie zu Beginn eben nicht im Übermaß verschwendeten, und starkem Offensiv-Eishockey.
Am Sonntag kommt der Spitzenreiter
In dieser Form sind die Erfurter, die mit fünf Punkten und 11:11-Toren auf Rang neun der 13er-Staffel stehen, ein ernstzunehmender PlayoffAnwärter. Um das unter Beweis zu stellen, gilt es, die nächsten beiden kniffligen Aufgaben zu bewältigen. Am Freitag (20 Uhr) spielen die Drachen in Rostock, am Sonntag (16 Uhr) ist Spitzenreiter Hannover Scorpions in Erfurt zu Gast.