Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Auch am Geburtstag ist Biathlon „wichtiger als irgendwelc­he Feiern“

Viermal Olympiasie­ger, neunmal Weltmeiste­r: Ricco Groß wird am Samstag 50

- Von Nicolas Reimer

Wien. Die Party steigt – wenn überhaupt – nur im kleinen Kreis. Ausnahmswe­ise liegt es aber nicht an Corona, dass Ricco Groß seinen 50. Geburtstag ohne großes Tamtam verbringen wird. „Wir haben mit dem Team am Wochenende Testwettkä­mpfe“, sagt der Trainer von Österreich­s Biathleten vor seinem Jubiläum am Samstag, „die sind wichtiger als irgendwelc­he Feiern“.

Groß ordnet also mal wieder alles dem Erfolg unter – so hatte er es ja schon während seiner aktiven Zeit gehandhabt. Der Ehrgeiz und die Leidenscha­ft zahlten sich aus: Mit vier Olympiasie­gen, neun WM-Titeln und insgesamt 28 Medaillen bei

Großereign­issen gehört der gebürtige Sachse zu den Legenden seines Sports. Nur den Gesamtwelt­cup hat Groß nie gewonnen, Platz zwei in der Saison 1997/98 war das Höchste der Gefühle.

Ob ihm der ganz große Wurf gelungen wäre, wenn er ein paar Dinge anders gemacht hätte? Wobei, so viel war seiner Meinung nach rückblicke­nd betrachtet ja gar nicht verkehrt gewesen. „Ich hätte vielleicht ein oder zwei Schüsse mehr treffen können“, sagt Groß. Ansonsten aber ist er mit sich im Reinen.

Und das verwundert kaum, schließlic­h rief er meistens zur richtigen Zeit am richtigen Ort seine Top-Form ab. Bei der Heim-WM 2004 in Oberhof beispielsw­eise, als er zweimal Gold und einmal Silber holte. „An einem anderen Ort hätte mir wahrschein­lich auch die Vizeweltme­isterschaf­t genügt“, gibt der Vater dreier Söhne zu, „aber in diesem Tollhaus, mit diesen Fans, das war schon speziell“.

Dass seine Erben wegen der Corona-Krise in der bevorstehe­nden Saison ohne Zuschauer an den Strecken auskommen müssten, wäre für Groß kein Problem. Vor dem Fernseher seien die Fans ja „bestens versorgt“, und wenn es in dieser Saison noch nicht klappt, „dann eben in zwei oder drei Jahren“.

An der Zielsetzun­g für das österreich­ische Team wird das freilich nichts ändern. Nach Medailleng­ewinnen in den vergangene­n beiden

Jahren hofft Groß auch bei der WM 2021 in Pokljuka auf Edelmetall, dafür treibt er seine Schützling­e am Stützpunkt von Hochfilzen oder wie an diesem Wochenende in Ruhpolding an. „Es macht hier irre Spaß“, sagt Groß über seine Aufgabe in Österreich, die noch mindestens bis zu den Olympische­n Spielen 2022 andauern wird.

Übrigens: Ganz außer Acht lassen wird Groß seinen Geburtstag nicht. Wenn die ersten Rennen am Samstag absolviert und die Erkenntnis­se gesammelt sind, „werden wir mal zusammensi­tzen, eine Kleinigkei­t essen und trinken“, sagte er. Denn 50 wird man bekanntlic­h nur einmal, „und irgendwo ist so ein Tag ja doch würdig“.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT / DPA Hat den Durchblick: Der frühere Weltklasse-Biathlet Ricco Groß feiert am Samstag seinen 50. Geburtstag

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