Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Maxim lässt sein Cello singen
Jungstar aus Jena würde gern mal mit der Philharmonie spielen
Jena. Verträumt, vielleicht ein wenig traurig oder auch besinnlich, auf jeden Fall aber berührend, so schwebt der Cello-Klang durch die Löbderstraße. Es ist gerade so, als wolle er beruhigend auf die pulsierenden Passantenströme einwirken. Und einige Leute bleiben auch stehen: Eine ältere Dame steckt dem jungen Mann am Cello ein paar Münzen zu, ein Vater und sein Kleinkind hören gebannt zu, eine Mutter und ihre große Tochter finden die Darbietung toll, und sogar drei vorbeikommende Jungs applaudieren dem jungen Musiker.
Der heißt Maxime Grizard und ist 14 Jahre jung. Ein waschechter Jenenser, der allerdings schon seit 12 Jahren in Frankreich lebt, weil er einen französischen Vater hat und deshalb mit der Familie in die Nähe von Paris gezogen ist.
Doch in seine Geburtsstadt Jena, wo im nahen Schlöben seine Großeltern leben, kommt er jedes Jahr zur Ferienzeit sehr gern zurück. Mit im Gepäck ist stets sein Violoncello, ein wertvolles Instrument. Mit sieben Jahren hat er mit der Musik angefangen, nahm ersten Unterricht für Klavier. Ein Jahr später kam das Cello hinzu. Seine Lehrer sind die französische
Cellistin Claire Oppert und der russische Pianist Roustem Saïtkoulov. Zusätzlich besuchte er Meisterkurse bei Jerôme Pernoo und Oleg Kogan.
Jeden Sommer kehrt Maxime in seine Geburtsstadt zurück
Dass Maxime Begabung hat, konnte er bald nachweisen. In den Jahren 2016 und 2017 errang er den 1. Preis beim Wettbewerb „Vatelot-Rampal“und 2017 den 1. Preis beim Internationalen Wettbewerb „Flame“in Paris. Im selben Jahr wurde er als Gewinner des Wettbewerbes „Prodiges“in der Kategorie „Instrument“in ganz Frankreich bekannt. Danach erschien dazu auch die CD „Prodiges“mit Maxime, auf der er gemeinsam mit zwei weiteren französischen MusikTalenten Stücke von Brahms, Rachmaninov, Prokofiev, Bechet und Kreisler auf dem Cello und Mozart auf dem Klavier interpretiert.
Sogar das berühmte Thema aus der Filmmusik zu Spielbergs Film „Schindlers Liste“spielt er. Eine schöne Erfahrung sei die CD-Aufnahme gewesen, erzählt der zweisprachig aufwachsende Maxime. Denn nicht nur Klassik, hier besonders romantische Musik aus dem späten 19. Jahrhundert, spielt er gern. Auch Jazziges mag er durchaus.
Ob er einen Lieblingskomponisten hat? Das verneint er zunächst mit dem Satz, dass man ja eigentlich alle Werke ohne Vorbehalte spielen sollte. Doch dann verrät er noch einige seiner Favoriten. Rachmaninov und Tschaikowsky gehören dazu. So ist es auch nicht erstaunlich, dass sein Berufsziel Musiker ist.
Doch nun als Straßenmusiker in Jena? Ja, das bereite ihm viel Spaß. Seit vier Jahren mache er das immer ein-, zweimal im Sommer.
Zum Beispiel in Berlin vorm Brandenburger Tor, wo er auf der Spur seines großen Vorbildes Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch war, der während der Wendezeit in Berlin an der Mauer Cello spielte und damit Menschen emotional ansprach.
Maxime Grizard würde gern mal mit der Jenaer Philharmonie in einem Konzert auftreten. Vielleicht klappt es ja in der nächsten oder übernächsten Spielzeit schon mal mit einem Kammerkonzert. Was aber Maxime auf jeden Fall in seinem Kalender stehen hat: wieder einen Auftritt als Straßenmusiker im nächsten Sommer in Jena. Doch in ein paar Tagen geht es erst mal nach Berlin, wo Maxime beim Talente-Wettbewerb „Young Ludwig“anlässlich des Beethoven-Jahres 2020 dabei ist.