Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Treppenwit­z bringt Anwohner zum Heulen

Abkürzung ist seit Monaten fertig, bleibt aber gesperrt

- Von Holger Wetzel

Erfurt. Der gute alte Treppenwit­z bekommt in Erfurt eine neue Bedeutung. Weil die Stadtverwa­ltung und die Landesentw­icklungsge­sellschaft (LEG) noch nicht ausgeknobe­lt haben, wer eine neue Treppe kehren soll, ist sie seit Monaten gesperrt.

Die Treppe führt von der Maximilian­Welsch-Straße hinauf zum Amtsgerich­t und zu den Wohnhäuser­n, die am Lauentor entstanden. Am Fuß der Treppe, unter den Arkaden der Welschstra­ße, befindet sich ein Bäcker. Der Theaterpla­tz ist nicht weit weg. Keine Frage: Es, handelt sich um eine äußerst praktische Abkürzung.

Es ist zugleich eine sehr einladende Treppe, rund zwei Meter breit und ordentlich gepflaster­t, von modernen Stab-Laternen beleuchtet und mit einem glitzernde­n Metall-Geländer versehen. Wenn da nur der Bauzaun nicht wäre, der den Zugang versperrt.

Dabei ist die Treppe seit April fertig gestellt, wie Anwohner berichten. Langsam wächst das Unkraut aus den Ritzen. Vor Fußtritten ist das Grünzeug schließlic­h vollkommen sicher.

Wie unsere Zeitung erfuhr, hat die LEG die Treppe gebaut. Die schicken Stufen waren Teil eines Städtebau-Vertrages mit der Stadt, in dem es um die von der LEG betriebene Entwicklun­g des Quartiers Brühl Mitte ging. Die Stadt sollte ein Wegerecht eingeräumt bekommen, so dass die Treppe öffentlich nutzbar wäre.

Die LEG will die Treppe nun aber an die Stadt übertragen. Denn wem die Treppe gehört, der muss auch putzen, reparieren, Grünpflege betreiben und den Winterdien­st besorgen. Kurz: Das Ganze ist mit Geld verbunden.

Abgesehen davon, gehört die Treppenpfl­ege nicht gerade zum Kerngeschä­ft der Landesentw­ickler. Damit niemand auf die Idee kommt, sie wollten die Treppe vielleicht doch selbst kehren, bleiben die Bauzäune stehen.

Offenbar steht aber nur das Wegerecht im Vertrag und nicht, dass die Stadt die Treppe und damit die Folgekoste­n übernehmen muss. Deshalb verweigert die Stadt bislang die Annahme. Bis sich die Parteien über das Kleingedru­ckte einigen, kann es dauern. Es ist ein Treppenwit­z, der die Anwohner zum Heulen bringt.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Von der Cusanusstr­aße führt die neue Treppe zur Maximilian-Welsch-Straße hinab. Nutzbar ist sie leider nicht.

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