Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Digitale Denkfabrik
Tochtergesellschaft der LEG soll Thüringer Landesregierung, Kommunen und Firmen für die Zukunft fit machen
„Wir stärken uns im Bereich der digitalen Gesellschaft deutlich.“
Heiko Kahl, Geschäftsführer der Thüringer Digitalagentur
Erfurt. Im „B38“schlägt das neue digitale Herz des Freistaates. Über den Dächern der Landeshauptstadt, im fünften Stock, hat die Thüringer Digitalagentur ihre Räume gefunden. Seit vier Wochen arbeitet sie – und steckt doch noch in den Startlöchern.
Die Mitarbeiterakquise gestaltet sich schwierig. Geschäftsführer Heiko Kahl führt viele Bewerbungsgespräche. Zwölf digitale Experten werden, wenn sie gefunden sind, künftig hinter der Agentur stehen, die „Servicestelle“für Landesregierung, Kommunen und Firmen sein soll.
Darin liegt auch der wesentliche Unterschied zum BreitbandKompetenzzentrum: Die Aufgaben sind nicht nur, wie es Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bei einer kleinen Eröffnungszeremonie sagt, „neu definiert“worden, sie sind darüber auch umfangreicher.
Als eines der Ziele definiert der Wirtschaftsminister für die Agentur, dass es ihr gelingt, die Telekommunikationsnetze in Thüringen auf eine Karte zu übertragen – diese Informationen stehen, so Tiefensee, bisher an keiner Stelle zur Verfügung.
Ein „Thinktank für die Landesregierung“für die Digitalisierung möge die Agentur sein, hofft Tiefensee und meint damit auf Neudeutsch, was früher Denkfabrik genannt wurde. Er sieht die Aufgaben in inhaltlicher und kreativer Natur. Heiko Kahl, von der Politik aus der freien Wirtschaft erfolgreich für die Agentur abgeworbener Geschäftsführer, sieht gerade bei der Landesregierung in Fragen der digitalen Agenda Verbesserungsmöglichkeiten. Es werde, kündigt er im Gespräch mit dieser Zeitung an, deshalb ein Monitoring – also
eine Analyse – quer durch alle Ressorts zu den digitalen Fragen geben, damit diese künftig aus einer Hand beantwortet werden können. Bisher werden hier in der Regel unterschiedliche Strategien verfolgt.
Die Digitalagentur wird in ihrer Struktur als Tochtergesellschaft der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) betrieben und mit einem Budget von 1,36 Millionen Euro über deutlich
mehr Geld verfügen, als es das Breitband-Kompetenzzentrum hatte. Ein Vertrag mit dem Thüringer Wirtschaftsministerium regelt die konkreten Aufgaben, zum Beispiel Unterstützung beim Breitbandausbau und Vermittlung von Anwendungsmöglichkeiten digitaler Produkte. Andere Ressorts können in der Zukunft zu Vertragspartnern der Digitalagentur werden.
Tiefensee und seine in diesen Fragen omnipräsente Staatssekretärin Valentina Kerst (SPD) können mit der Einrichtung der Agentur wenige Monate vor der Landtagswahl Vollzug melden. Die Agentur ist Teil der 52 Maßnahmen umfassenden Digitalstrategie des Freistaates.
Mit der Arbeit begonnen haben Heiko Kahl und seine bisher eingestellten Mitarbeiter bereits in der Bahnhofstraße über den Dächern Erfurts. Das wird aber nur eine Übergangslösung sein; denn ihr festes Domizil soll die Digitalagentur absehbar im alten Heizkraftwerk am Brühl erhalten.