Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Mehr Mitsprache für Erfurts Jugend
3. Jugendkonferenz sortiert Themen danach, was Erfurter Jugendlichen am meisten unter den Nägeln brennt
Erfurt. Mit einer Jugendkonferenz wurde gestern ein weiterer Schritt gegangen, der Jugend in Erfurt mehr Mitsprache bei Themen der Stadtentwicklung und des städtischen Lebens einzuräumen. In Rahmen der sogenannten Beteiligungsstruktur wurden an Politiker des Stadtrates Themen übergeben, die diese in den kommenden Monaten in das Abgeordnetenhaus tragen und dort auch auf Entscheidungen drängen sollen. (cc)
Erfurt. „Bämm“– der Name knallt erst einmal. Hinter den Buchstaben stehen die Worte Beteiligung, Äction, meine Meinung.
Das Kunstwort ist am Ende gut gewählt. Denn prägnant steht es für etwas, was tatsächlich schwer greifbar ist: Beteiligungsstruktur für junge Menschen. Gestern fand auf der Predigerwiese nun die 3. Bämm-Jugendkonferenz statt. Und mit ihr gelang es – soweit vorweg – zu zeigen, wie die Beteiligung der Jugend gelingen kann, wie deren Ideen in die Entscheidungsprozesse der Stadt Eingang finden können.
„Politiker sollen quasi die Patenschaft für eine der Forderungen der Jugendlichen übernehmen und in den Stadtrat tragen“, erläutert Thomas Forthaus, einer der Referenten, die Bämm organisatorisch begleiten. „Aber es geht nicht um die Information an sich“, sagt Forthaus, „die Forderungen sollten schon umgesetzt werden.“
Wenn Beteiligung und Mitbestimmung der Kern des Projektes in Regie des Stadtjugendrings sind, wäre eine einfache Themenvergabe zu banal gewesen. So wurden elf Themen, die bei den ersten Konferenzen aufploppten und gesammelt wurden, auf der Predigerwiese an interaktiven Ständen noch einmal präsentiert. Sodass sich die Kinder und Jugendlichen hier noch einmal damit beschäftigen und weitere Anregungen hinterlassen konnten. Jeweils präsentiert durch aktive Vereine in der Jugendarbeit, die sich für eine Idee oder Forderung besonders einbringen wollten. Da wunderte es nicht, dass „Spirit of Football“die Forderung „Mehr öffentliche und frei zugängliche Sportangebote“vertrat.
Ein Stand, der sich mit dem Wunsch nach „sicheren und besseren Fuß- und Fahrradwegen beschäftigte, wurde von den Maltesern betreut. Laura Wahl, die für die Grünen in den Stadtrat eingezogen war, war schon kurz nach der Vorstellungsrunde aller Themen hier beim Fachsimpeln anzutreffen. Weitere Forderungen lauteten u.a.: bewussterer Umgang mit dem Thema Mobbing; bessere Ausstattung an den Schulen; digitaler Ausbau und besseres Wlan in Erfurt; dass weniger Bäume in Erfurt gefällt werden; günstiger und besser angebundener Nahverkehr. Aber auch, dass der Schulhof der Johannesschule nach der Sanierung wieder für Kinder und Erwachsene schön gestaltet wird, wünschten sich einige Kinder. „Bessere Mitbestimmung und Beteiligung für junge Menschen“, für diese Forderung zeigten die Teilnehmer schon selbst ein gutes Beispiel. Denn noch am Nachmittag wurde ein Ranking erstellt, welche Themen denn nun der Erfurter Jugend am wichtigsten sind. Danach sollte von oben beginnend an die anwesenden Politiker verteilt werden. „Bürgerbeteiligung und Sport“, sagte Lilli Fischer spontan, gefragt, was denn sie am liebsten als Politik-Patin übernehmen würde. Als Gründerin des Schülerparlaments sei die Beteiligung genau ihre Sache. Ob der Sport aber so weit oben in der Gunst lande, daran zweifelt sie ein wenig. „Erfurt braucht eine Ballspielhalle, die zugänglich ist für die Erfurter“, und machte Andeutungen, dass für so ein Projekt bereits Geld zur Verfügung stehe. Auch die Profi-Ballsporthalle liege ihr am Herzen. Denn so eine brauche Erfurt, um wieder als Sportstadt wahrgenommen zu werden. Am Ende hat sich Lilli Fischer etwas getäuscht. Denn es war die Forderung nach besseren Sportmöglichkeiten, die an sie übergeben wurde.