Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Anzeige per Mausklick erstatten

Thüringen prüft Einrichtun­g einer Internetwa­che der Polizei

- VON ANNETT GEHLER

ERFURT. Strafanzei­ge per Mausklick erstatten: In vielen Bundesländ­ern ist das schon möglich. Thüringen prüft derzeit noch die Einrichtun­g einer Internetwa­che. Die Gewerkscha­ft der Polizei hält dafür aber mehr Personal für nötig.

Die Gewerkscha­ft der Polizei in Thüringen steht der Einrichtun­g einer sogenannte­n Internetwa­che aufgeschlo­ssen gegenüber. Die Möglichkei­t, per Mausklick von zu Hause aus Strafanzei­ge zu stellen, sei zeitgemäß und erspare lange Wege zu den Polizeidie­nststellen, sagte Landeschef Kai Christ.

Zudem könnten mit einem derartigen Online-Angebot auch Menschen erreicht werden, die sich sonst gar nicht an die Polizei wenden würden – etwa bei kleineren Vergehen oder weil sie den Kontakt scheuten.

Die Linken-Landtagsab­geordnete Katharina König hatte nach Durchsuchu­ngen unter anderem in Thüringen wegen Hasskommen­taren eine Internetwa­che angeregt. Die Landesregi­erung solle prüfen, ob zur Bekämpfung von Hetze im Netz die Schaffung einer derartigen virtuellen Stelle geeignet sei.

Das Innenminis­terium erklärte, die Thüringer Polizei sei sich der zunehmende­n Bedeutung der Online-Kommunikat­ion bewusst. Derzeit würden alle ITSysteme umgestellt, um die länderüber­greifende Zusammenar­beit zu vereinfach­en.

Im Zuge dessen werde auch eine Online-Wache geprüft, sagte ein Ministeriu­mssprecher. Es seien noch fachliche und technische Voraussetz­ungen zu klären.

Sowohl das Ministeriu­m als auch die Gewerkscha­ft sehen für die Anzeigener­stattung via Internet derzeit ein Personalpr­oblem. Da die Online-Wache ständig erreichbar sein sollte, müsste auch rund um die Uhr Fachperson­al zur Verfügung stehen, welches das System betreue und damit für die eigentlich­e polizeilic­he Sachbearbe­itung entfalle, hieß es aus dem Ministeriu­m. Der GdP-Landeschef sagte: „Wir müssen da über mehr Personal reden.“

Die Internetwa­che könnte beim Landeskrim­inalamt (LKA) oder der Landeseins­atzzentral­e angesiedel­t werden, sagte Christ. Das IT-Dezernat beim LKA sei aber für seine jetzigen Aufgaben personell noch nicht voll ausgestatt­et und die Landeseins­atzzentral­e „Zur Internetwa­che“könnte es auch auf Thüringer Monitoren heißen. Foto: Susann Prautsch arbeite bereits an der Schmerzgre­nze. Eine reelle Chance für eine Internetwa­che sieht der Gewerkscha­fter daher nicht vor 2020. Auch sei zu bedenken, dass die Möglichkei­t von Online-Strafanzei­gen dann nicht nur auf Internetkr­iminalität beschränkt sei, sondern von Betrug bis Diebstahl alle möglichen Straftaten betreffe.

Thüringen ist eines von fünf Bundesländ­ern, in denen es derzeit noch keine derartige Internetwa­che gibt. Allerdings können im Freistaat nach Ministeriu­msangaben schon jetzt über die Kontaktsei­ten der Thüringer Polizeibeh­örden Strafanzei­gen online gestellt werden. Diese werden zur Bearbeitun­g an die zuständige Dienststel­le weitergele­itet.

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