Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Bagger statt Autos: Viele Baustellen in Thüringen
In den Sommerferien gibt es auf Autobahnen, Bundes und Landesstraßen insgesamt 37 Projekte
ERFURT. Baustellen auf Thüringer Straßen stellen viele Autofahrer auf eine Geduldsprobe. Nach einer Auflistung des Landesamtes für Bau und Verkehr wird in den Sommerferien allein auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen an mindestens 37 Stellen gebaut. Weitere Bauprojekte gibt es in Kreisen, Städten und Kommunen. So zählte allein Erfurt in den zurückliegenden Tagen etwa zehn Baustellen. In vielen Fällen müssen Autofahrer Umleitungen fahren oder vor Ampeln warten, weil nur eine Straßenseite befahrbar war. Der Weg zur Arbeit dauert mitunter deutlich länger als sonst.
222 Millionen Euro werden nach Angaben des Präsidenten der Behörde, Markus Brämer, in diesem Jahr in Straßen investiert. Mit fast 90 Millionen Euro fließe ein großer Teil in die Bundesstraßen. Davon werden fast 41 Millionen dafür aufgebracht, um Fahrbahnen und Brücken zu erhalten. 35 Millionen sind für den Neubau eingeplant. Die restliche Summe geht in Umund Ausbau von Bundesstraßen. Fast 72 Millionen Euro werden in Autobahnen und rund 63 Millionen in Landesstraßen gesteckt.
Unter den größeren Bauvorhaben listet das Landesamt zum Beispiel die Bundesstraße 4 zwischen Oberspier und Westerengel im Kyffhäuserkreis auf. Dort soll die Fahrbahn instandgesetzt werden. Arbeiten gibt es auch auf der B 19 zwischen Bad Liebenstein und Barchfeld (Wartburgkreis). Auf Behinderungen müssen sich Fahrer auf der B 89 bei Hildburghausen und in Lehma (Altenburger Land) einstellen, wo den Angaben zufolge die Ortsdurchfahrt eine neue werden soll. „Viele Baustellen werden absichtlich in die Ferienzeit gelegt“, erklärte der Verkehrsexperte Wolfgang Herda vom Automobilclub ADAC HessenThüringen. „In dieser Zeit gibt es das geringste Verkehrsaufkommen, also weniger Autofahrer sind betroffen.“
Außerdem könnten Arbeiten störungsfreier ablaufen. Einige Vorhaben könnten ohnehin nur in der warmen Jahreszeit abgewickelt werden, sagte Herda und verwies auf das Aufbringen von Markierungen und Bitumen.
Mit schwerem Gerät im Einsatz
Laut Bundesverkehrsministerium müssen sich Autofahrer bundesweit auf mehr als 500 Baustellen auf Autobahnen gefasst machen. Die Beamten der Thüringer Autobahnpolizei zeigen sich aber entspannt. Lediglich auf der A 71 bei Suhl und Meiningen seien Arbeiter mit schwerem Gerät im Einsatz. Eine Fahrspur sei gesperrt, berichtete Sprecher Christian Cohn. „Solche Nadelöhre könnten dann zum Problem werden, wenn ein Fahrzeug eine Panne hat oder sich ein Unfall ereignet.“Die Arbeiten am Hermsdorfer Kreuz an der A 9 sind mittlerweile abgeschlossen.
Nach Einschätzung des ADAC sind die Autobahnen in Thüringen in einem guten Zustand, „so dass nur wenige Baustellen für Behinderungen sorgen können“, erklärte Herda. So habe zum Beispiel der Jagdbergtunnel auf der A 4 bei Jena für weniger Staus gesorgt.
Dennoch empfahl der Verkehrsexperte, sich vor Antritt einer längeren Fahrt übers Internet oder im Teletext über Baustellen zu informieren. Vor ganz anderen Problemen stehen Firmen, die Straßen neu bauen oder sanieren. Ausschreibungen seien über das Jahr nicht gleich verteilt, „und das bringt Probleme mit sich“, sagte der Bereichsleiter Ostthüringen vom Unternehmen Strabag, Stephan Kirsch. „Wir geben unseren Mitarbeitern Sommerurlaub. Sie haben ein Recht darauf.“Das erschwere allerdings die Personalplanung. Hinzu komme, dass zwischen Ausschreibung und Baubeginn oft nur ein bis zwei Monate lägen, sagte Kirsch. Das mache die Planung nicht einfacher.
In den nächsten Jahren könnten die Thüringer vor eine noch größere Geduldsprobe gestellt werden: Der Bund hatte angekündigt, bis 2030 in Thüringen mehr als 1,7 Milliarden Euro in Autobahnen und Bundesstraßen zu investieren. Unter anderem soll die Bundesstraße 7 zwischen Mönchenholzhausen und Weimar vierspurig ausgebaut werden.
Bis Erfurt ist sie es bereits. Neben Weimar-Ost sollen Greußen, Gebesee, Altenburg und Zeulenroda Ortsumfahrungen erhalten.