Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Eine verantwort­ungsvolle Wahlentsch­eidung treffen

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Ein Leser schreibt:

Die Putinwahl, die westlichen Standards nicht gerecht wird, hat mich an ein Ereignis vor 35 Jahren erinnert, die letzte Scheinwahl in der DDR am 7. Mai 1989. Wer als ordentlich­er Bürger gelten wollte, musste den Zettel mit den Kandidaten

der „Nationalen Front“kritiklos in die Wahlurne werfen. Damit wollte das SED-Regime nach außen Wahlen vortäusche­n und nach innen seine Macht demonstrie­ren. Die Wahlbeteil­igung und die Gegenstimm­en wurden nachweisli­ch gefälscht. Die in der DDR-Presse veröffentl­ichten Ergebnisse würde man heute als Fake News bezeichnen. Wer sich kritisch äußerte oder freie Wahlen forderte, wurde als Feind des Friedens oder Agent des „Klassengeg­ners“diffamiert. Hetze gegen das demokratis­che System der Bundesrepu­blik und Verleumdun­g Andersdenk­ender war das Hauptgesch­äft der SEDFunktio­näre. Die damalige, mehrfach umbenannte Diktaturpa­rtei versucht sich heute als wichtige Kraft im demokratis­chen Spektrum darzustell­en.

Heute muss niemand mehr eine Partei wählen, die er nicht mag und kein Wähler hat es nötig, sich von selbst ernannten Demokratie­schützern in eine bestimmte Ecke stellen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass die Bürger eines freien Landes auf der Grundlage ihres Verstandes eine verantwort­ungsvolle Wahlentsch­eidung treffen. Dazu bedarf es keiner überheblic­hen Ratschläge von Berufsdemo­nstranten und Leuten, die den Demokratie­begriff letztlich nur auf die Verwirklic­hung ihrer eigenen Zwecke und Wunschvors­tellungen einzuengen versuchen.

Matthias Arnold, Eisenach

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