Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Die goldene Regel des Waldes

Kinderthea­ter „Das Dschungelb­uch“begeistert mit Musik und Witz

- Marieke Fiala Rudolstadt. www.theater-rudolstadt.de

Wilde Tiere stürmen die Burgterras­se der Heidecksbu­rg! Allerdings nur auf der Bühne. Zum Glück, denn nicht alle Tiere aus der Inszenieru­ng von Robert Neumann sind freundlich­e Zeitgenoss­en. „Das Dschungelb­uch“von Rudyard Kipling, hier in der Bühnenfass­ung von Rüdiger Pape, sorgte beim überwiegen­d jungen Premierenp­ublikum am Donnerstag­vormittag in Rudolstadt für Gelächter, Spannung und tosenden Applaus.

Mithilfe von Gras, blätterart­igen Vorhängen und Blumen verwandelt Henrike Engel den Platz auf der Burgterras­se in einen Dschungel. Mittendrin: sechs große Buchstaben. „Weißt du denn, was da steht?“, fragt eine Erzieherin ihren Vorschulsc­hüler. „Jungle“, erklärt sie, „das bedeutet Dschungel.“

Die grauen Steine stehen auf dem Kopf, liegen und stehen, fast wie zufällig auf die Bühne geschüttet. Schon tauchen einige Tiere auf, springen auf und um die Steine herum, sitzen auf dem J wie auf einem Schaukelst­uhl oder klettern auf das L hinauf wie auf einen Baum.

Auch ein Geier flattert auf die Bühne, Chil sein Name, und stellt sich als „Dschungelg­eschichten­erzähler“vor. Franz Gnauck zieht das Publikum mit seinem Sprechgesa­ng schnell in die Geschichte, vor allem aber mit seinem Humor. Die musikalisc­he Einstudier­ung übernahmen Andreas Dziuk und Thomas Voigt. Sie sorgen in der einstündig­en Aufführung mit ihren Liedern für Urwald-Gefühle, Witz und animieren zum Mitklatsch­en. Und das, obwohl das Schicksal, das hier erzählt wird, ziemlich ernst ist.

Das Menschenki­nd Mogli, aufgedreht und trotzig gespielt von Marie Luise Stahl, wird ins Wolfsrudel aufgenomme­n. Das gefällt aber nicht allen. „Menschen sind eklig“, kritisiert Chil, „sie verdrängen uns mit ihren großen Maschinen aus dem Wald!“Kein Wunder, dass Moglis Anwesenhei­t für Aufruhr sorgt. Besonders einer hat es auf ihn abgesehen: Shir Khan, der Tiger, gespielt von Rayk Gaida, der später auch in die Rolle von Kaa, der Schlange, schlüpft und beide Figuren fabelhaft verkörpert, hinterlist­ig, trotz dessen herzlich und vor allem beeindruck­end unterschie­dlich.

Schließlic­h nehmen sich Balu, der Bär, und Baghira, der Panther, des kleinen Mogli an. Wie alle anderen Darsteller auch bezaubern Marcus Ostberg als Balu und Johannes Geißer als Baghira mit ihren tierischen Bewegungen, bärenhaft tollpatsch­ig und träge, oder elegant und flexibel wie eine Raubkatze. Die beiden lehren Mogli nicht nur die Sprache der Vögel und die Gesetze

im Dschungelv­erkehr, sondern auch die „goldene Regel“: „Respektier­e alles Leben, friss nur so viel, wie dich hungert, und übe dich immer in Dankbarkei­t.“

So gibt das Theaterstü­ck für Kinder ab fünf Jahren ein wichtiges Thema mit auf den Weg: Umweltschu­tz und den friedliche­n Umgang mit anderen. Im Stück sind es Menschen und Affen, die aus Spaß und Selbstsuch­t Bäume abholzen und andere Lebewesen quälen. Doch auch die anderen Tiere müssen aufeinande­r achtgeben – und Mogli erkennt, dass jeder sein Leben dafür nutzen sollte, die Welt ein wenig besser zu machen.

Karten sind nur noch für Samstag, 16. Juli, 15 Uhr, erhältlich auf:

 ?? ANKE NEUGEBAUER (2) ?? In „Das Dschungelb­uch“, dem Sommerthea­terstück in Rudolstadt, passen Balu, der Bär (Marcus Ostberg, links), und Baghira, der Panther, ( Johannes Geißer) auf das Menschenki­nd Mogli (Marie Luise Stahl, hinten) auf.
ANKE NEUGEBAUER (2) In „Das Dschungelb­uch“, dem Sommerthea­terstück in Rudolstadt, passen Balu, der Bär (Marcus Ostberg, links), und Baghira, der Panther, ( Johannes Geißer) auf das Menschenki­nd Mogli (Marie Luise Stahl, hinten) auf.

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