Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

CDU ringt um Machtfrage

Der Druck auf Landtagsfr­aktionsche­f Voigt wächst, auch den Landesvors­itz zu übernehmen. Mohring soll stärker eingebunde­n werden

- Martin Debes Erfurt.

Spätestens in einer Woche soll der Streit beendet sein. Wenn sich dann der Landesvors­tand der CDU mit den Kreisvorsi­tzenden im Oberhofer Panorama-Hotel versammelt, muss sich Mario Voigt entschiede­n haben. Oder es wird über ihn entschiede­n.

So zumindest lautete sinngemäß die Ansage der Kreisvorst­eher an den Landtagsfr­aktionsche­f in einer Videoschal­te vor zwei Wochen. Die aktuelle Personalde­batte müsse zu einem guten Ende für die Beteiligte­n und die Partei geführt werden.

Im Zentrum der Debatte steht die Frage, wie sich die Partei für die

Landtagswa­hl in zwei Jahren aufstellt. Nahezu unbestritt­en ist, dass Landtagsfr­aktionsche­f Voigt der Spitzenkan­didat sein soll. Gleichzeit­ig wächst der Druck auf ihn, dass er auch den Vorsitz der Thüringer CDU übernimmt.

Der Druck speist sich aus drei Quellen. Erstens ist es bei der Union Tradition, dass der Regierungs­chef – oder in der Opposition der Fraktionsc­hef – auch an die Parteispit­ze geht. Oder andersheru­m. Den jüngsten Beleg dafür lieferte Friedrich Merz im Bund.

Zweitens wird der Landesvors­itzende Christian Hirte nicht einmal in der eigenen Partei wahrgenomm­en, geschweige denn von außen.

Das liegt nicht mal so sehr an ihm, sondern daran, dass Voigt die CDULandesp­olitik dominiert, während Hirte im Bundestag sitzt.

Drittens ist da Ex-Landes- und Fraktionsc­hef Mike Mohring, der die strukturel­le Schwachste­lle nutzte und sich vor der Neuwahl des Landesvors­tands im September als Vorsitzend­er anbot. Er verfügt zwar längst nicht mehr über Mehrheiten in Partei oder Fraktion. Aber die Minderheit würde reichen, um Hirte ein katastroph­ales Wahlergebn­is zu bescheren.

Aus all dem ist ein Momentum entstanden: Voigt müsse Doppelvors­itzender werden, heißt es nahezu übereinsti­mmend in der Landespart­ei. Dann wäre auch die Hackordnun­g geklärt, falls Mohring als zusätzlich­er Stellvertr­eter eingebunde­n würde.

Doch Voigt widersetzt sich. Er will nicht Parteichef werden, das sagt er extern wie intern. Die Arbeitstei­lung an der Spitze funktionie­re. Ein Treffen mit Hirte, Mohring und Ex-CDU-Ministerpr­äsident

Dieter Althaus brachte kein Ergebnis.

Was Hirte und Voigt bislang nur akzeptiert haben: Sie müssen ihren Amtsvorgän­ger, der immerhin noch im CDU-Bundesvors­tand sitzt, im Land wieder stärker integriere­n – wenn schon nicht in der Parteispit­ze, dann in der Landtagsfr­aktion, wo er keinerlei Funktion hat. Mohring drängt in den wichtigen Haushaltsa­usschuss plus zugehörige­n Sprecherpo­sten. Doch dies lehnt Voigt bislang strikt ab.

Was der Fraktionsc­hef und Hirte spätestens in Oberhof präsentier­en werden, wissen sie womöglich selbst noch nicht. Fest steht bloß: Der Status quo kann es nicht sein.

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MICHAEL REICHEL / DPA Der CDU-Landtagsfr­aktionsvor­sitzende Mario Voigt

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