Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Protest gegen Klimawandelleugner
Anhänger des Vereins Eike treffen sich in Gera in städtischen Räumen zu einer Konferenz
Etwa 200 zumeist junge Demonstranten protestierten am späten Freitagnachmittag in Gera gegen eine Konferenz von Klimawandelleugnern. Mit Genehmigung der Stadt treffen sich bis Samstag rund 200 Teilnehmer auf Einladung des Jenaer Vereins Eike (Europäisches Institut für Klima & Energie) im Kulturzentrum Kuk.
Die Demonstranten werfen dem Jenaer Verein vor, einen systematischen Angriff auf die Erkenntnisse der Klimawissenschaft zu betreiben. Das Hauptziel sei, Zweifel am faktischen Konsens zum menschengemachten Klimawandel zu säen.
Theorien nicht Teil des anerkannten Forschungsdiskurses Die von Eike verbreiteten Darstellungen seien nicht Teil des anerkannten Forschungsdiskurses, erklärt Dennis Eversberg, Sozialwissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Viele der Referenten, die in Gera auftreten oder zugeschaltet seien, seien keine ausgewiesenen Klimaforscher, argumentiert er. Das Spektrum der Fachrichtungen reiche von Geologie über Biologie bis hin zur Physik.
Aus seiner Sicht ist der Termin des Treffens in Ostthüringen bewusst gewählt, um einen Kontrapunkt zur Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow zu setzen.
Dort ringen am Freitag Vertreter aus rund 200 Staaten -- also der übergroßen Mehrheit der Länder dieser Erde – um verbindliche Maßnahmen, den menschengemachten Klimawandel zu bremsen, wenn möglich noch aufzuhalten. Ziel ist, die Erderwärmung zu stoppen. Mehrere Initiativen wurden in den vergangenen beiden Konferenzwochen angekündigt oder vereinbart. Die Konferenz könnte sich auf einen Zeitrahmen für einen weltweiten Kohleausstieg einigen.
Den Klimaaktivisten gehen mögliche Beschlüsse von Glasgow nicht weit genug. Daran lassen Fridays for
Future, die Organisatoren des Protests am Freitag in Gera, keinen Zweifel. Einig sind sich die Demonstranten aber mit den Vertretern der Staatengemeinschaft, dass der drohende Klimawandel zumeist von Menschen gemacht ist und nur von der Menschheit aufgehalten werden kann.
Das widerspricht den Thesen des Treffens in Gera. Die Klimawandelleugner wollen nach eigener Darstellung die „wahren Treiber des Klimas“zeigen und erklären, „warum uns keine Klimakatastrophe droht“. Für sie sind Sonnenaktivitäten und kosmische Strahlungen die Hauptursache möglicher Temperaturveränderungen. Einige der Referenten sehen sogar eine beginnende Abkühlungsphase. CO2 schließen sie als Treibhausgas aus.
Von einer Klimahysterie spricht zur Eröffnung der Veranstaltung Eike-Präsident
Holger Thuß. „Wenn der Gegner sagt, dass man gefährlich ist, hat man was erreicht“, kokettiert er mit der massiven Kritik an seinem Verein.
Verein mit Klimawandelleugnern in den USA vernetzt
Wie gut Eike und Klimawandelleugner in den USA vernetzt sind, zeigt der Eröffnungsvortrag. James Taylor vom Heartland Institut in Chicago betont die enge Zusammenarbeit des Jenaer Vereins mit der konservativen Denkfabrik, zu deren Spendern Tabak-, Kohle- und Öl-Konzerne gehören. „Wir werden uns nicht in der Provinz verkriechen“, betont er. Die Klimadebatte sei eine globale Debatte. „Wir gehen an die Öffentlichkeit, werden um die Welt reisen.“
Taylor kündigt als nächste Schritte an, seine Botschaften an Teenager und junge Erwachsene weitergeben zu wollen. „Wenn wir das nicht erreichen, haben wir die nächste Generation verloren“, warnt er und bekommt Beifall der zumeist älteren Zuhörer. Um die Generation Z und die Millennials zu erreichen, würden Videos von jungen Menschen für junge Menschen produziert. Er kündigt Materialien für Lehrer und Schulen an.
Die Teilnehmer des Treffens werden im Kuk zur Eröffnung am Freitagvormittag mit der rechtskonservativen Zeitung „Junge Freiheit“auf ihren Plätzen empfangen. Für Vereinspräsident Thuß kein Problem. Die Zeitung sei der Einladung zur Zusammenarbeit gefolgt, erklärt er. Ihn stört auch nicht, dass inzwischen häufig die AfD mit dem Verein kooperiere. Früher habe es auch eine Zusammenarbeit mit der FDP gegeben, sagt er. Das habe Christian Lindner aber beendet.