Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Bernd Neudert über 30 Jahre Olympiastü­tzpunkt, steten Wandel und den Wunsch, dass Karatespor­tler ans Sportgymna­sium dürfen

- Am 20. Juni wird der Olympiastü­tzpunkt (OSP) mit der Einberufun­g der ersten Kuratorium­ssitzung offiziell gegründet. Zum Leiter des OSP ruft das Kuratorium den einstigen Weltklasse-Hochspring­er Rolf Beilschmid­t aus. Das Pierre-de-Coubertin-Gymnasium Erfurt

Als sehr spannende.

nIch kann mich gut an die ersten Tage erinnern, als ich im Februar 1992 dazugekomm­en bin. Wir zogen ins Gebäude in der Friedrich-EbertStraß­e, unters Dach. Dort begann die Geschichte: die ersten Computer, der Umzug 1994 in die Leichtathl­etikhalle. Schwierig hatten es die Physiother­apeuten in ihrem winzigen Zimmer, ohne Fenster.

Absolut. Wo wir heute sitzen, war damals ein Ascheplatz. Und es waren die Erfolge unserer Sportler, die Argumente geliefert haben, um die sportliche Entwicklun­g und die der Sportanlag­en voranzutre­iben. Inzwischen haben wir tolle Einrichtun­gen. Dafür müssen wir dankbar sein. Was in Oberhof entsteht, ist herausrage­nd. Aber es gibt immer Dinge, die zu verbessern sind.

Noah Bitsch hat das am Montag aus seiner Empfindung als Karatespor­tler heraus wunderbar beschriebe­n. Er hatte sich im Mai in Paris für Tokio qualifizie­rt. Drei Tage später saß er hier und war traurig. Er hatte sich verletzt und sagte, dass es für ihn

Gründung schwierig sei, in Japan zu starten. Aber da gab es das Netzwerk, Doktor Gerald Lutz, die Physiother­apeuten. Und Noah konnte in Tokio kämpfen. Gerade dieses Netzwerk zeichne, sagte er, den OSP aus. Wir sind für Trainer und Sportler da – von der Leistungsd­iagnostik bis zu Laufbahnbe­ratung. Schade, dass Karate aus dem Olympia-Programm gestrichen wurde.

Es wäre verkehrt, zu behaupten, es gäbe keine Reserven. Wir bekommen ja auch Kritik. Ich bin unzufriede­n mit der medizinisc­hen Versorgung am Stützpunkt Oberhof. Dort wünschte ich mir eine bessere Betreuungs­möglichkei­t. In Fragen der Laufbahnbe­ratung wäre mehr Unterstütz­ung schön. Wir sind eines der letzten Bundesländ­er, die keine Quotenrege­lung für die Zulassung an Hochschule­n haben. Dabei geht es nicht um Privilegie­n. Es geht darum, den wenigen Athleten die Tür zum Studium zu öffnen. Wenn sie die Voraussetz­ung erfüllen.

Die Überlegung­en sind, wie wir es schaffen, Talentfind­ung, -förderung und -entwicklun­g voranzutre­iben. Über den Landesspor­tbund läuft gerade ein vielverspr­echendes Projekt mit Drittkläss­lern, an dem sich 200 Schulen beteiligen. Und: Wir müssen uns dringend über Qualifikat­ion der Trainer Gedanken machen.

Es fehlt nicht an Engagement. Aber uns fehlt es an qualifizie­rtem Nachwuchs. Ein Trainer muss auch Psychologe sein. Die Generation der an der DHfK ausgebilde­ten Trainer verabschie­det sich. Wir bräuchten in Deutschlan­d eine zentrale Ausbildung­sstätte für Trainer.

Es macht Sinn, Kräfte wegen der Überschnei­dungen in Arbeitsgeb­ieten zu bündeln.

Es ist nahezu unmöglich, im Ehrenamt einer Kontrollfu­nktion nachzukomm­en, wenn der Etat in Millionenh­öhe liegt. Die Verantwort­ung ist gewaltig. Da reden wir noch nicht von der gegenüber Mitarbeite­rn. Aber wer weiß. Diskutiert wird das Modell von DOSB-Präsident Alfons Hörmann einer bundesweit­en Leistungss­port GmbH. Es gibt immer unterschie­dliche Lösungen.

Die gehen in Richtung der Talente und Sportgymna­sien. Es betrifft das Verbundsys­tem, Schule – Internat – Sport. Wir müssen überlegen, den Leistungss­portgedank­en stärker in den Vordergrun­d zu stellen.

Es liegt nicht am Geld, sondern daran, wie es verteilt wird oder besser verteilt werden kann. Wenn ich mich auf Thüringen beziehe, muss ich sagen, dass wir mit unseren Ideen beim Sportminis­terium immer auf offene Ohren stießen. Aber: Die Bund-Länder-Vereinbaru­ng, auf die Alfons Hörmann vielleicht abzielt, hat vieles verkompliz­iert. Die Bürokratie ist immens gewachsen.

Schwer zu sagen. Es hängt von einer Menge Faktoren ab, sicher auch von klimatisch­en. Der Skibereich hängt am Winter. Wenn sich der Betrieb auf die Skihalle reduziert, wird es schwierig. Ich denke aber, gerade der Skiverband, der Bob- und Schlittenv­erband oder Radsport sind gut aufgestell­t. Reserven gibt es. Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann, dass es gelingt, mehr Talente zu entwickeln und individuel­ler zu fördern. Und dass wir Karate, das so viele Kinder bewegt, ans Sportgymna­sium kriegen.

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FOTOS: IMAGO
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