Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Bernd Neudert über 30 Jahre Olympiastützpunkt, steten Wandel und den Wunsch, dass Karatesportler ans Sportgymnasium dürfen
Als sehr spannende.
nIch kann mich gut an die ersten Tage erinnern, als ich im Februar 1992 dazugekommen bin. Wir zogen ins Gebäude in der Friedrich-EbertStraße, unters Dach. Dort begann die Geschichte: die ersten Computer, der Umzug 1994 in die Leichtathletikhalle. Schwierig hatten es die Physiotherapeuten in ihrem winzigen Zimmer, ohne Fenster.
Absolut. Wo wir heute sitzen, war damals ein Ascheplatz. Und es waren die Erfolge unserer Sportler, die Argumente geliefert haben, um die sportliche Entwicklung und die der Sportanlagen voranzutreiben. Inzwischen haben wir tolle Einrichtungen. Dafür müssen wir dankbar sein. Was in Oberhof entsteht, ist herausragend. Aber es gibt immer Dinge, die zu verbessern sind.
Noah Bitsch hat das am Montag aus seiner Empfindung als Karatesportler heraus wunderbar beschrieben. Er hatte sich im Mai in Paris für Tokio qualifiziert. Drei Tage später saß er hier und war traurig. Er hatte sich verletzt und sagte, dass es für ihn
Gründung schwierig sei, in Japan zu starten. Aber da gab es das Netzwerk, Doktor Gerald Lutz, die Physiotherapeuten. Und Noah konnte in Tokio kämpfen. Gerade dieses Netzwerk zeichne, sagte er, den OSP aus. Wir sind für Trainer und Sportler da – von der Leistungsdiagnostik bis zu Laufbahnberatung. Schade, dass Karate aus dem Olympia-Programm gestrichen wurde.
Es wäre verkehrt, zu behaupten, es gäbe keine Reserven. Wir bekommen ja auch Kritik. Ich bin unzufrieden mit der medizinischen Versorgung am Stützpunkt Oberhof. Dort wünschte ich mir eine bessere Betreuungsmöglichkeit. In Fragen der Laufbahnberatung wäre mehr Unterstützung schön. Wir sind eines der letzten Bundesländer, die keine Quotenregelung für die Zulassung an Hochschulen haben. Dabei geht es nicht um Privilegien. Es geht darum, den wenigen Athleten die Tür zum Studium zu öffnen. Wenn sie die Voraussetzung erfüllen.
Die Überlegungen sind, wie wir es schaffen, Talentfindung, -förderung und -entwicklung voranzutreiben. Über den Landessportbund läuft gerade ein vielversprechendes Projekt mit Drittklässlern, an dem sich 200 Schulen beteiligen. Und: Wir müssen uns dringend über Qualifikation der Trainer Gedanken machen.
Es fehlt nicht an Engagement. Aber uns fehlt es an qualifiziertem Nachwuchs. Ein Trainer muss auch Psychologe sein. Die Generation der an der DHfK ausgebildeten Trainer verabschiedet sich. Wir bräuchten in Deutschland eine zentrale Ausbildungsstätte für Trainer.
Es macht Sinn, Kräfte wegen der Überschneidungen in Arbeitsgebieten zu bündeln.
Es ist nahezu unmöglich, im Ehrenamt einer Kontrollfunktion nachzukommen, wenn der Etat in Millionenhöhe liegt. Die Verantwortung ist gewaltig. Da reden wir noch nicht von der gegenüber Mitarbeitern. Aber wer weiß. Diskutiert wird das Modell von DOSB-Präsident Alfons Hörmann einer bundesweiten Leistungssport GmbH. Es gibt immer unterschiedliche Lösungen.
Die gehen in Richtung der Talente und Sportgymnasien. Es betrifft das Verbundsystem, Schule – Internat – Sport. Wir müssen überlegen, den Leistungssportgedanken stärker in den Vordergrund zu stellen.
Es liegt nicht am Geld, sondern daran, wie es verteilt wird oder besser verteilt werden kann. Wenn ich mich auf Thüringen beziehe, muss ich sagen, dass wir mit unseren Ideen beim Sportministerium immer auf offene Ohren stießen. Aber: Die Bund-Länder-Vereinbarung, auf die Alfons Hörmann vielleicht abzielt, hat vieles verkompliziert. Die Bürokratie ist immens gewachsen.
Schwer zu sagen. Es hängt von einer Menge Faktoren ab, sicher auch von klimatischen. Der Skibereich hängt am Winter. Wenn sich der Betrieb auf die Skihalle reduziert, wird es schwierig. Ich denke aber, gerade der Skiverband, der Bob- und Schlittenverband oder Radsport sind gut aufgestellt. Reserven gibt es. Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann, dass es gelingt, mehr Talente zu entwickeln und individueller zu fördern. Und dass wir Karate, das so viele Kinder bewegt, ans Sportgymnasium kriegen.