Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Schmuhl Faserverbundtechnik macht Flugzeuge leichter
Medizintechnik, Automotive und Luftfahrt sind Hauptgeschäftszweige des Unternehmens
Start mit dem Rennbob ins All – so ließe sich die Karriere des Entwicklungsingenieurs KlausPeter Schmuhl bildhaft beschreiben. Der Gründer des Unternehmens Schmuhl Faserverbundtechnik in Liebschütz (Saale-OrlaKreis) hatte sich bestens darauf vorbereitet, dem Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) auf dessen Sommertour zu zeigen, wie ein Unternehmen im ländlichen Raum zum Global Player gewachsen ist. Doch der Minister kam bedauerlicherweise nicht. Irgendwo soll dessen Chauffeur falsch abgebogen sein.
Bedarf an Arbeitskräften
Hingegen fand Tiefensees Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik, Tourismus und Digitale Gesellschaft, Cordelius Ilgmann, den Egertsweg im Remptendorfer Ortsteil und erfuhr, wie am ehemaligen Standort eines Schweinestalls eine hochmoderne Produktionsstätte für komplexe Faserverbundbaugruppen entstand. Auf einer Fertigungsfläche von 4500 Quadratmetern entstehen Bauteile, deren Hauptabnehmer aus den Sparten Medizintechnik, Automotive sowie Luftfahrt kommen. Um die 120 Mitarbeiter, davon etwa ein Drittel Frauen, sind beschäftigt. Es könnten mehr sein, doch besteht ein Mangel an Arbeitskräften. An die Politik richtete Klaus-Peter Schmuhl daher die Bitte, bei der Integration von Asylbewerbern flexibler zu werden. Es sollten Möglichkeiten geschaffen werden, auch während laufender Asylverfahren ausländische Arbeitskräfte legal und bei ordentlicher Bezahlung zu beschäftigen. Womit zugleich die illegale Beschäftigung bekämpft werden könne.
Seine ersten Erfahrungen mit dem Thema Leichtbau hatte KlausPeter Schmuhl schon in den 1970er Jahren gesammelt, als er an der Entwicklung von Rennbobs für die DDR beteiligt war. Der Zweier- und der Viererbob flitzten 1976 zu
Olympia-Gold. Heute sind es Gehäusebauteile und Module für MRT-Geräte oder komplette Gehäuse, die Carl Zeiss Meditec zur Herstellung von technischen Geräten für invasive Augenlaseroperationen benötigt, mit denen das Unternehmen Schmuhl seine Fertigungskompetenz im Bereich der Medizintechnik beweist.
Forschung mit TU Ilmenau
Zum Produktionssortiment gehören aber auch Fahrzeugteile, wie beispielsweise der Mannschaftsraum von Feuerwehrfahrzeugen, die aufgrund der Verwendung von Carbonfaser und Glasfaser eine hohe Festigkeit aufweisen und trotzdem gewichtssparend sind. „Was vorne leichter ist, kann hinten mehr mitnehmen“, verwies Markus Schmuhl, dem der Vater die Geschäftsführung längst übergeben hat, auf die besonderen Herausforderungen beim Fahrzeugbau in der Feuerwehrbranche.
Dass das Ostthüringer Unternehmen nicht nur Produzent, sondern auch in der Entwicklung tätig ist und eine enge Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Ilmenau pflegt, begründete Geschäftsführer Markus Schmuhl mit einem Zitat seines Vaters: „Wer nicht entwickelt hört irgendwann auf zu fertigen.“
Tanksysteme und Bordtoiletten
Etwa 13 Prozent der Gesamtumsätze werden inzwischen im Bereich der Luftfahrt erzielt. Zu den diversen Bauteilen, die aus Liebschütz für den Flugzeugbau beigesteuert werden, gehören Tankhalterungen und Tanksysteme. Selbst Bordtoiletten finden sich im Produktionssortiment, die aufgrund ihrer Leichtbauweise um die elf Kilogramm pro Flugzeug gegenüber bisherigen Sanitäreinrichtungen an Gewichtseinsparung bringen. Inzwischen, so deutete es Klaus-Peter Schmuhl an, gibt es sogar aus dem Bereich der Raumfahrttechnik Interesse an der Entwicklungs- und Fertigungskompetenz des Liebschützer Unternehmens.