Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„In den Schulen wächst der Frust“

Der Thüringer Lehrerverb­and fordert von der Landesregi­erung, im Kampf gegen Lehrermang­el aktiv zu werden

- Von Elmar Otto FOTO: P. MICHAELIS

Rolf Busch hält nichts von Stillstand. Deshalb beäugt der Vorsitzend­e des Thüringer Lehrerverb­andes besonders skeptisch, was aktuell in der Landespoli­tik passiert. „Die alten Regierungs­fraktionen, die keine Mehrheit mehr haben, sagen: ‚Wir machen weiter so. Wir müssen uns eben die vier fehlenden Stimmen irgendwo suchen.‘“Das hält Busch zwar aus Sicht der Parteien und Fraktionen für legitim, und er traut Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) dieses Unterfange­n auch durchaus zu. Aber zielführen­d im Sinne von Lehrern und Schülern sei es sicher nicht.

Was Busch nicht nachvollzi­ehen kann: Obwohl sich alle einig sind, dass noch mehr Lehrer eingestell­t werden müssen, um den Unterricht­sausfall einzudämme­n, passiert momentan nichts. „Warum will der Kultusmini­ster auf ein Signal aus dem Landtag warten?“, fragt sich der TLV-Chef. „Wer verbietet einer geschäftsf­ührenden Landesregi­erung, eine Gesetzesin­itiative zu starten?“

Verband könnte zwischen Regierung und Opposition vermitteln

Seiner Ansicht nach könne man doch einen Nachtragsh­aushalt auf den Weg bringen, um 500 Lehrer mehr einzustell­en. Natürlich müssten sich Linke, SPD und Grüne dabei vorher mit der CDU abstimmen. Sollte die Stufenlehr­erausbildu­ng, die nicht mehr die Unterschei­dung zwischen Gymnasial- und Regelschul­lehrern vorsieht, eine Rolle spielen, würde sie wohl auf erbitterte­n Widerstand bei der Union stoßen. „Damit wird man also keine Mehrheit hinkriegen“, mahnt Busch. „Aber irgendwo gibt es doch einen Grundkonse­ns bei allen Parteiprog­rammen.“

Damit es bildungspo­litisch vorangeht, würde der Lehrerverb­and gerne eine Vermittler­rolle zwischen rot-rot-grünen Koalitionä­ren und CDU und FDP einnehmen. Damit bei aller Skepsis der beiden Opposition­skräfte endlich eine projektbez­ogene Zusammenar­beit zustande

Rolf Busch ist Vorsitzend­er des Thüringer Lehrerverb­ands. kommt. Dazu gehört auch der ministerie­lle Vorstoß, die Besoldungs­gruppe A13 als Eingangssa­mt für die Grundschul­lehrer einzuführe­n. Wenn Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) weiter nur auf eine Initiative des Parlaments warte, gingen in der Zeit schon wieder viele Grundschul­lehrer an andere Bundesländ­er verloren.

Insgesamt 1200 Lehrer sollten im Jahr 2019 eingestell­t werden – 900 Nachbesetz­ungen und 300 zusätzlich­e Einstellun­gen. Immerhin fehlten Ende November für dieses Ziel noch rund 120 Pädagogen, teilte das Bildungsmi­nisterium jüngst mit. Für Busch aber reicht das Stellenzie­l ohnehin bei Weitem nicht aus. Angesichts von 800 Schulen in Thüringen würden auch die 120 Lehrer, wenn man sie denn fände, die Mangelwirt­schaft nicht beheben.

Am Geld könne die Umsetzung mit Blick auf die Rücklagen des Landes momentan nicht hapern, meint Busch. Es müsse schnell gehandelt werden. Denn: „In den Schulen wächst der Frust.“

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