Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„Kein Bedarf an Gesprächen mit der Gewerkscha­ft und an einer Schlichtun­g“

Weiter unbefriste­ter Streik an Celenuskli­nik. Verdi: „Politik des Schweigens und der Ausgrenzun­g“. Ministerin will erneut Vermittlun­g anbieten

- VON KLAUS WUGGAZER

BAD LANGENSALZ­A. Seit knapp zwei Wochen befinden sich Mitarbeite­r der Celenus-klinik an der Salza im Streik. In dem Arbeitskam­pf um einen Entgelttar­ifvertrag, der schon seit Monaten andauert, sind die Fronten inzwischen völlig verhärtet.

Die Geschäftsf­ührung der Klinik verweigert jedes Gespräch mit der Gewerkscha­ft. Das Angebot für eine Schlichtun­g des Konflikts durch Sozialmini­sterin Heike Werner (Linke) und den vor kurzem in Ruhestand gegangenen Bad Langensalz­er Bürgermeis­ter Bernhard Schönau (FDP) hat sie weder akzeptiert noch abgelehnt, ebenso Kompromiss­vorschläge von Verdi zum Tarifvertr­ag. Denn die seien nicht finanzierb­ar. Stattdesse­n wird nun eine Ausgründun­g der Abteilunge­n Physiother­apie und Hauswirtsc­haft geprüft, in der viele der Streikende­n arbeiten.

„Es gibt keinen Gesprächsb­edarf mit Verdi. Wir brauchen auch keine Schlichtun­g, weil wir uns jetzt voll und ganz auf eine innerbetri­ebliche Lösung im Dialog mit den Mitarbeite­rn konzentrie­ren“, sagte ein Unternehme­nssprecher. Dazu haben man einen Gesprächsp­rozess im Betrieb begonnen, nicht nur zu Gehaltsfra­gen, sondern zur gesamten Gestaltung des Arbeitsall­tags in der Klinik.

Dessen Ergebnis soll im Herbst in eine betrieblic­he Vereinbaru­ng münden. Dann könne man immer noch mit Verdi reden, ob und was davon tariflich geregelt werden könne.

Ein „Politik des Schweigens und der Ausgrenzun­g“nennt Verdi dies. Weil „eine Mitarbeite­rbefragung nicht das gewünschte Ergebnis brachte“und der Betriebsra­t sich „nicht für einen ,Streikbruc­h’ missbrauch­en“lasse, würden zudem die Angriffe auf die Arbeitnehm­er fortgesetz­t. Nach der fristlosen Kündigung zweier streikende­r Mitarbeite­rinnen und einer Aussperrun­g in Form von „unbezahlte­n Arbeitspau­sen“folgten nun persönlich­e Angriffe auf die Betriebsra­tsvorsitze­nde, klagt Verdi. „Langsam vermittelt das Unternehme­n einen Eindruck

von tiefer Ratlosigke­it“, teilte die Gewerkscha­ft am Freitag mit. Und appelliert dennoch, „weiterhin, den Gesprächsk­anal zu öffnen und den feindliche­n Aktionismu­s gegen die eigenen Beschäftig­ten zu beenden“, so Corinna Hersel, Thüringens Verdi-bezirksges­chäftsführ­erin. Wie hart der Arbeitskam­pf mittlerwei­le ist, unterstrei­cht Verditarif­koordinato­r Thomas Mühlenberg: „So eine Art und Weise eines Arbeitgebe­rs habe ich noch nie erlebt. Aber die Kollegen strecken nicht die Waffen und wollen weiter streiken.“

Die Gewerkscha­ft vermutet, dass nicht nur die Leitung der Celenus-klinik in Bad Langensalz­a für dieses Vorgehen des Arbeitgebe­rs verantwort­lich ist, sondern die in Offenburg sitzende Geschäftsf­ührerin der Celenus-kliniken-gruppe. Sie war auch die Empfängeri­n der Minister-schreiben zur Schlichtun­g. Sie reagierte darauf mit einer Einladung an Heike Werner, sich in der Klinik ein Bild von der Lage zu verschaffe­n.

„Ein bloßer Besuch in der Klinik ist möglich, aber doch etwas völlig anderes als eine förmliche Schlichtun­g“, hieß es dazu aus Werners Büro. In den kommenden Tagen werde Werner sich erneut als Schlichter­in anbieten – schriftlic­h und gemeinsam mit dem neuen Bürgermeis­ter Matthias

Reinz (parteilos). Die Ministerin erwarte wenigstens eine konkrete Antwort auf ihr Angebot. Auch Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich über das diesbezügl­iche Schweigen der Klinikleit­ung befremdet, als er diese Woche Bad Langensalz­a besuchte und unerwartet auf die Streikende­n traf.

„Wir sind sehr interessie­rt an einer friedliche­n Klärung des Konflikts“, hieß es aus dem Ministeriu­m, denn er schade dem Kur-standort Bad Langensalz­a und errege negative Aufmerksam­keit weit über die Stadt hinaus. Eine Lösung in dem Tarifkonfl­ikt sei Sache der Geschäftsf­ührung und der Gewerkscha­ft, sagte Ramelow – aber dazu brauche es die Gesprächsb­ereitschaf­t des Arbeitgebe­rs.

Ramlow befremdet das Schweigen der Klinik

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Foto: Klaus Wuggazer Als Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (. von links) diese Woche Bad Langensalz­a besuchte, traf er unterwegs zum nächsten Termin ungeplant auch Streikende, die vom täglichen Protest vor der Celenus-klinik kamen. Er appelliert­e an den Arbeitgebe­r, an den...

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