Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Münze kehrt nach fast 800 Jahren zurück nach Mihla

Ein Brakteat aus der Zeit um 1240 ist nun im Heimatmuse­um zu bewundern. Es ist eine Leihgabe von Carsten Nickol

- VON PETER ROSSBACH

MIHLA. Da lohnt sich aber mal wieder ein Besuch im Mihlaer Heimatmuse­um. Während die Engländer es bei der Fußballwm nicht geschafft haben, den „Fußball“per Turniersie­g nach Hause (He is coming home) zu holen, ist dies den Mihlaern mit einer Münze nach immerhin knapp 800 Jahren gelungen.

Der Leihgabe von Carsten Nickol aus Mihla ist es zu verdanken, dass runde Geldstück nun im Heimatmuse­um, zu sehen ist. „Es ist die erste einst in Mihla geprägte Münze, die wieder nach Hause kommt. Das ist ein großer Tag für die Gemeinde und das Museum“, sagt Bürgermeis­ter und Ortschroni­st Rainer Lämmerhirt. Man merkt ihm die große Freude über das kostbare Stück an, das nun seinen Platz in der Heimat hat. Genau handelt es sich dabei um ein sogenannte­s mittelalte­rliches Brakteat. Der Nachweis, dass es Münzen und Brakteate aus Mihla, also ein einstmals vergebenes Münzrecht im Ort und eben auch eine Münzstätte gab, hat der Numismatik­er Jürgen Wild erst vor wenigen Jahren geführt. Im Güterverze­ichnis des Erzstiftes Mainz fand er jene Münzstätte aufgeführt. Lange Zeit galten die wenigen Stücke, die er als Stücke aus Mihlaer Prägung ausmachte Münzen/brakteate aus Treffurter oder Schlotheim­er Prägung. Nun gilt aber als sicher, dass die Herren von Schlotheim, als Pachtnehme­r Mihlas von den Erzbischöf­en in Mainz, um 1243 vielleicht auch früher das Münzrecht nach Mihla vergaben. Das lässt sich an den Prägungen selbst ablesen. Da damals nur die wenigsten Menschen lesen und schreiben konnten, wurde der Prägeort durch die Prägung kenntlich gemacht.

Auf den Prägungen aus Mihla waren Scherenwap­pen der Herren von Mihla/schlotheim auf dem Wappenschi­ld des Reiters und dem Mainzer Rad ausschlagg­ebend. Etwa bis 1300 lässt sich eine aktive Mihlaer Münzstätte nachweisen, die zwar wenig, aber in verschiede­nen Varianten Brakteaten prägte. Auch das Museum selbst hatte schon einmal so ein Stück bei einer Auktion im Auge, konnte aber mit den anderen Bietern nicht mithalten.

Diese Geschichte hat auch Carsten Nickol interessie­rt. Der Mihlaer ist Münzsammle­r („alles vor 1933 und nach 1945“), aber erst durch den Nachweis einer Münzstätte in seinem Heimatort vor 800 Jahren, begann er speziell danach zu suchen. Die Suche gestaltete sich nicht einfach, weil viele dieser Stücke nicht mit dem Hinweis auf Mihla auf dem Markt sind. Da muss So sieht das Brakteat aus der Nähe aus, zu sehen im Heimatmuse­um Mihla. Foto: Carsten Nickol

man tiefer graben. Carsten Nickol wurde im Online-shop eines norddeutsc­hen Händlers fündig. Fotos davon gingen auch an Numismatik-experten Wild. Und der war ziemlich begeistert. „Jetzt aber erst einmal herzlichen Glückwunsc­h zu diesem prächtigen Brakteaten, der überdies sehr selten ist“, sagte er und bestätigte: „Stil und Mainzer Rad verweisen auf jeden Fall auf die erzbischöf­lich Mainzer Münzstätte Mihla, ob nun verpachtet,

oder noch nicht verpachtet.“Er setzt das Prägejahr noch vor 1243 an: „Erzbischöf­lich Mainzische Münzstätte Mihla, Brakteat um 1240, 0,61 g“. Die letzte Zahl bezieht sich auf den Silbergeha­lt des Brakteats.

Solch ein Fund ist für den Ortschroni­sten Lämmerhirt in mehrfacher Hinsicht interessan­t. „Das Vorhandens­ein einer Münzstätte in Mihla, im Güterverze­ichnis des Erzstiftes Mainz für das Jahr 1248/49 vermerkt, bedeutete immer auch das Vorhandens­ein eines Marktrecht­es. Für diese meist mehrfach im Jahr statt findende Märkte wurden die Brakteaten „vor Ort“durch wandernde Münzmeiste­r geschlagen. Der Mihlaer Markt fand vor der Sedeskirch­e statt, dem heutigen Marktplatz.

Nachweis der Münzstätte Mihla ist noch frisch

● Öffnungsze­iten Museums: Mittwoch bis Samstag,  bis  Uhr, und am letzten Sonntag des Monats,  bis  Uhr

 ?? Foto: Peter Rossbach ?? Die in Mihla geprägte Münze ist eine Leihgabe von Carsten Nickol (rechts) an das Museum, hier bei der Übergabe an Rainer Lämmerhirt.
Foto: Peter Rossbach Die in Mihla geprägte Münze ist eine Leihgabe von Carsten Nickol (rechts) an das Museum, hier bei der Übergabe an Rainer Lämmerhirt.
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