Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Münze kehrt nach fast 800 Jahren zurück nach Mihla
Ein Brakteat aus der Zeit um 1240 ist nun im Heimatmuseum zu bewundern. Es ist eine Leihgabe von Carsten Nickol
MIHLA. Da lohnt sich aber mal wieder ein Besuch im Mihlaer Heimatmuseum. Während die Engländer es bei der Fußballwm nicht geschafft haben, den „Fußball“per Turniersieg nach Hause (He is coming home) zu holen, ist dies den Mihlaern mit einer Münze nach immerhin knapp 800 Jahren gelungen.
Der Leihgabe von Carsten Nickol aus Mihla ist es zu verdanken, dass runde Geldstück nun im Heimatmuseum, zu sehen ist. „Es ist die erste einst in Mihla geprägte Münze, die wieder nach Hause kommt. Das ist ein großer Tag für die Gemeinde und das Museum“, sagt Bürgermeister und Ortschronist Rainer Lämmerhirt. Man merkt ihm die große Freude über das kostbare Stück an, das nun seinen Platz in der Heimat hat. Genau handelt es sich dabei um ein sogenanntes mittelalterliches Brakteat. Der Nachweis, dass es Münzen und Brakteate aus Mihla, also ein einstmals vergebenes Münzrecht im Ort und eben auch eine Münzstätte gab, hat der Numismatiker Jürgen Wild erst vor wenigen Jahren geführt. Im Güterverzeichnis des Erzstiftes Mainz fand er jene Münzstätte aufgeführt. Lange Zeit galten die wenigen Stücke, die er als Stücke aus Mihlaer Prägung ausmachte Münzen/brakteate aus Treffurter oder Schlotheimer Prägung. Nun gilt aber als sicher, dass die Herren von Schlotheim, als Pachtnehmer Mihlas von den Erzbischöfen in Mainz, um 1243 vielleicht auch früher das Münzrecht nach Mihla vergaben. Das lässt sich an den Prägungen selbst ablesen. Da damals nur die wenigsten Menschen lesen und schreiben konnten, wurde der Prägeort durch die Prägung kenntlich gemacht.
Auf den Prägungen aus Mihla waren Scherenwappen der Herren von Mihla/schlotheim auf dem Wappenschild des Reiters und dem Mainzer Rad ausschlaggebend. Etwa bis 1300 lässt sich eine aktive Mihlaer Münzstätte nachweisen, die zwar wenig, aber in verschiedenen Varianten Brakteaten prägte. Auch das Museum selbst hatte schon einmal so ein Stück bei einer Auktion im Auge, konnte aber mit den anderen Bietern nicht mithalten.
Diese Geschichte hat auch Carsten Nickol interessiert. Der Mihlaer ist Münzsammler („alles vor 1933 und nach 1945“), aber erst durch den Nachweis einer Münzstätte in seinem Heimatort vor 800 Jahren, begann er speziell danach zu suchen. Die Suche gestaltete sich nicht einfach, weil viele dieser Stücke nicht mit dem Hinweis auf Mihla auf dem Markt sind. Da muss So sieht das Brakteat aus der Nähe aus, zu sehen im Heimatmuseum Mihla. Foto: Carsten Nickol
man tiefer graben. Carsten Nickol wurde im Online-shop eines norddeutschen Händlers fündig. Fotos davon gingen auch an Numismatik-experten Wild. Und der war ziemlich begeistert. „Jetzt aber erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem prächtigen Brakteaten, der überdies sehr selten ist“, sagte er und bestätigte: „Stil und Mainzer Rad verweisen auf jeden Fall auf die erzbischöflich Mainzer Münzstätte Mihla, ob nun verpachtet,
oder noch nicht verpachtet.“Er setzt das Prägejahr noch vor 1243 an: „Erzbischöflich Mainzische Münzstätte Mihla, Brakteat um 1240, 0,61 g“. Die letzte Zahl bezieht sich auf den Silbergehalt des Brakteats.
Solch ein Fund ist für den Ortschronisten Lämmerhirt in mehrfacher Hinsicht interessant. „Das Vorhandensein einer Münzstätte in Mihla, im Güterverzeichnis des Erzstiftes Mainz für das Jahr 1248/49 vermerkt, bedeutete immer auch das Vorhandensein eines Marktrechtes. Für diese meist mehrfach im Jahr statt findende Märkte wurden die Brakteaten „vor Ort“durch wandernde Münzmeister geschlagen. Der Mihlaer Markt fand vor der Sedeskirche statt, dem heutigen Marktplatz.
Nachweis der Münzstätte Mihla ist noch frisch
● Öffnungszeiten Museums: Mittwoch bis Samstag, bis Uhr, und am letzten Sonntag des Monats, bis Uhr