Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Gitarrist oder gar nichts
Roger Tristao Adao erfüllte sich seinen Berufswunsch, lebt seit 20 Jahren im Künstlerdorf Friedrichsrode und spielt heute auch gern einmal im Café
FRIEDRICHSRODE. Am 17. September wollen sich zehn Künstler des Künstlerdorfs Friedrichsrode im Kyffhäuserkreis gemeinsam zum ersten Ateliertag der Öffentlichkeit präsentieren. Unsere Zeitung stellt Akteure vor.
Wer beim Begriff Ateliertag nur malende, fotografierende oder gestaltende Menschen vor Augen hat, der unterschlägt die Musik. Roger Tristao Adao ist Gitarrenspieler, sein Atelier ist die Bühne oder das Tonstudio.
Geboren und aufgewachsen ist Roger Zimmermann, so sein Geburtsname, in Ostberlin. In dem „Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten“, wie der Künstler gern spottet. Erst mit 14 Jahren begann er Gitarre zu spielen, obwohl der Wunsch bei ihm nach eigenen Angaben bereits im zarten Alter von fünf Jahren bestand. Auch wenn seine Eltern andere Vorstellungen hatten – Roger wollte „Gitarrist oder gar nichts“werden.
Mit 17 Jahren spielte er in einer Rockband, doch seine Liebe galt der klassischen Gitarre. Schließlich studierte er in Berlin und Düsseldorf klassische Gitarre. Im Anschluss arbeitete er als freischaffender Musiker. Im Jahr 1997 erhielt Roger Zimmermann einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Leipzig. Seit 2003 trat er verstärkt im Ausland auf. „Ich war damals nicht nur in ganz Deutschland unterwegs. Ich erhielt Auftrittsmöglichkeiten in Südamerika und in Indien“, blickt der Musiker zurück. „Kaum zu glauben, aber auch in Indien hört man gern klassische Gitarrenmusik.“Einen wohl klingenden Künstlernamen brauchte sich Roger Zimmermann nicht auszudenken. Er musste lediglich die Brasilianerin Simone Tristao Adao heiraten. Zum Familienglück gehören die Töchter Alisia und Ana Luz. In das Künstlerdorf Friedrichsrode verschlug es den Musiker vor 20 Jahren, nachdem er hier schon mehrere Auftritte gegeben hatte. „Hier wohne ich seit dem 7. Mai 1997“, kann er sich noch an den Tag erinnern. „Eigentlich suchte ich ein Schloss für eine Mark.“Nun, ein Schloss konnte man ihm in Friedrichsrode nicht bieten, aber einen leer stehenden, heruntergekommenen Hof. Der Musiker griff zu und begann mit der Sanierung seines neuen Besitzes. Roger Tristao Adao verwirklichte sich den Traum eines eigenen Tonstudios. Unter seinem Platten-label Tirando produzierte er etliche CDS. Auch ein kleiner Konzertraum ist im Entstehen.
Von September 2014 bis zum Sommer 2015 lebte der Musiker in Spanien. „Sevilla ist ein großartige Stadt, ganz besonders für Gitarristen. Ich habe fleißig Flamencogitarrenunterricht genommen
und war verblüfft, was für eine Welt sich da auftut“, sagt Roger Tristao Adoa. Diese Zeit hat nicht nur seinen Musikstil geprägt. Er tritt jetzt auch öfters mit einer Tänzerin auf. Ganz so, wie es in Spanien üblich ist. „Die Suche nach einer Tänzerin in Deutschland war schwierig“, bekennt der Musiker. „Dann traf ich die bezaubernde Französin Sophie Julie.“Die Berliner Tänzerin gab zum Kunstmarkt in Friedrichsrode eine Kostprobe ihres Könnens.
Und was gefällt dem Künstler so an Friedrichsrode?
„Mir gefällt, dass im Zentrum der Kunsthof ist und die Kirche auf dem Berg“, antwortet Roger Tristao Adao. „Außerdem die vielen Aktivitäten im Ort. Wenn ich Zeit habe, dann spiele ich auch gern einmal im Café."
Seit 1999 organisiert Roger Tristao Adao im Dorf jährlich ein Gitarrenfestival mit Workshops für Künstler. Die Gitarrentage 2017 beginnen am Sonntag. Bis zum 6. August gibt es täglich ein abendliches Konzert.
● . Ateliertag Friedrichsrode, . September, bis Uhr
Seine Liebe galt der klassischen Gitarre