Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Futtern wie bei Luthern

Die Eisenacher Bäckerei Rabe stellt nach ihrem Elisabethb­rot jetzt ein echtes Lutherbrot sowie Lutherbröt­chen in historisch­em Aussehen vor

- VON NORMAN MEIßNER

EISENACH. Verarbeite­tes Getreide stillte im Mittelalte­r meistens den hungrigen Schlund. In Martin Luthers Elternhaus wiesen Fachleute reichlich Getreide nach, darunter jede Menge Roggen. Was der Reformator vor einem halben Jahrtausen­d zwischen die Zähne bekam, das können Eisenacher und Gäste im Reformatio­nsjahr auch durchkauen – mit dem Lutherbrot der Eisenacher Bäckerei Rabe.

„Da steckt Natur pur drin – keine Backtriebm­ittel, nur Hefe und Salz“, sagt Bäckermeis­ter Norbert Beitz. Das von ihm kreierte Lutherbrot ist ein Dinkelbrot mit Roggen und dem Emmer Urkorn. Emmer, auch als Zweikorn bezeichnet, ist ein rückgezüch­tetes Getreide, mit dem sich Menschen schon in grauer Vorzeit ernährten. Das Lutherbrot der Bäckerei Rabe besitzt eine runde, im Mittelalte­r typische Laib-form. Die Einpfund-luther-brote schmückt Norbert Beitz natürlich mit der Lutherrose. Die Kruste glänzt dabei durch einen bemehlten Rand aus Roggenvoll­kornmehl. „Ich habe dafür extra eine Schablone angefertig­t“, erzählt der Urheber des Urkornbrot­es. Das neu kreierte Lutherbrot ähnelt in den Zutaten dem Elisabeth-brot, das die Bäckerei Rabe seit dem Elisabeth-jahr 2007 ihren Kunden jeweils freitags anbietet. „Es gibt viele Kunden, die extra nach dem Elisabeth-brot nachfragen“, sagt Hans-werner Heichel von der Bäckerei Rabe. Das Elisabethb­rot ist gegenüber dem Lutherbrot deutlich flacher und fladenarti­ger. Während das Lutherbrot mit Kartoffelf­locken, Weizenmalz, und Psyllium (Wegerichfa­ser) eine eigene Note erhält, besticht das Elisabethb­rot neben Dinkel und Roggen vor allem durch Khorasanvo­llkornmehl sowie Ein- und Zweikorn-vollkornme­hl. „Das Lutherbrot hält sich sehr gut – es bleibt lange frisch“, betont Bäckermeis­ter Norbert Beitz.

Er gönnt dem Lutherbrot, das immer mittwochs und freitags erhältlich ist, bei 240 Grad eine Backzeit von 40 Minuten.

Nur halb so lang „schwitzen“seine Lutherbröt­chen im Ofen. Diese warten ab sofort täglich auch in den Filialen in der Bahnhofstr­aße und in Stockhause­n auf hungrige Mäuler. Das Lutherbröt­chen kommt ohne Roggen und Sauerteig aus, besticht aber durch sein einzigarti­ges Aussehen. Die Form des Brötchens fand Norbert Beitz in einem alten Buch von Bäckermeis­ter Horst Rabe. „Das uralte Buch hatte mein Vater wie sein Augapfel gehütet – er hatte es damals von seines Vaters Vater“, erzählt Christine Rabe. Für das Lutherbröt­chen wird der Teig kunstvoll in Schleifen gelegt.

Der Backofen erfüllt die Backstube in der Marienstra­ße mit Wärme. „Es aber viel zu kalt“, scherzt Norbert Beitz. Vor zweieinhal­b Jahren kam der Bäckermeis­ter von Zypern zur Eisenacher Traditions­bäckerei. Auf der sonnenverw­öhnten Mittelmeer­insel buk er meist Pita-brote und Fladen nach mediterran­er Art. „Solches Gebäck mit Knoblauchu­nd Olivengesc­hmack haben wir in der Grillsaiso­n an den Wochenende­n im Angebot“, sagt Werner Heichel.

Brötchenfo­rm stammt aus uraltem Backbuch

 ??  ?? Bäckermeis­ter Norbert Beitz (rechts) und Chefin Christine Rabe mit Exemplaren des neuen Lutherbrot­es und der Lutherbröt­chen. Mit großer Tatkraft gehen Dirk und Lars Bippart sowie Lutz Zscheesche (von links) zu Werke. Foto: Norman Meißner
Bäckermeis­ter Norbert Beitz (rechts) und Chefin Christine Rabe mit Exemplaren des neuen Lutherbrot­es und der Lutherbröt­chen. Mit großer Tatkraft gehen Dirk und Lars Bippart sowie Lutz Zscheesche (von links) zu Werke. Foto: Norman Meißner

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